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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick
Autoren: Susanne Fuelscher
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bin?«
    Greta blieb vollkommen ruhig. »Du schläfst aber nicht jeden Monat mit zwei Männern quasi gleichzeitig und dann auch noch ohne Kondom.«
    »Ich habe kein einziges Mal bewußt ohne Kondom …«
    »Ob bewußt oder unbewußt – das Resultat ist dasselbe!«
    »O Mann!« Ich knallte mein Weinglas auf den Tisch und hielt mich fortan an Mineralwasser.
    Gegen eins gingen wir ins Bett. Müde, erschöpft und beide dreißig Jahre alt.
    Hoffentlich bin ich nicht schwanger, dachte ich noch, und dann schlief ich auch schon ein.
    Der erste Mann am nächsten Morgen hieß Ralf Witthusen. Ich war noch in einer Traumphase, ließ mich gerade vom Hausmeister auf dem Dachboden einschließen, als das Telefon schrillte und mich zumindest in eine bessere Wirklichkeit zurückholte.
    »Witthusen.«
    Warum sagte dieser Wichtigtuer eigentlich nie Ralf?
    »Ja?« murmelte ich schlaftrunken in den Hörer.
    Ach, ich sei also wieder im Land, und ob er mir gleich die Outlines für ein neues Buch zuschicken könne.
    »Ja, gern«, sagte ich und freute mich richtig.
    »Damit du dir nichts einbildest …« Ralf hatte jetzt eine Grabesstimme. »Ein bißchen mehr Pep könnte deinen Dialogen nicht schaden.«
    »Ach so. Na klar«, sagte ich und dachte dabei das Wort Arschgesicht.
    Schweigen in der Leitung.
    »Ach, übrigens. Herzlichen Glückwunsch nachträglich.«
    »Wie … Woher weißt du …?«
    »Ich habe eben ein gutes Gedächtnis.«
    Wir besprachen noch ein paar Formalitäten und legten dann auf. Wieso erinnerte sich Ralf Witthusen an meinen Geburtstag? Sollte es etwa möglich sein, daß dieser Typ zu Schulzeiten mal in mich verknallt gewesen war? Mensch …
    Ich streifte mir meinen Bademantel über und ging in die Küche, um Greta von dem Telefonat zu erzählen. Sie gerade beim Milchaufschäumen.
    »Sieht ganz so aus«, bestätigte Greta meine Vermutung. »Man merkt sich doch nicht von jedem Hans und Franz den Geburtstag.«
    »O Gott«, stöhnte ich. »Das kann doch nicht wahr sein. Er hat sich immer wie der hinterletzte Kotzbrocken benommen!«
    »Typisch Junge in der Pubertät.«
    »Dann scheint er ja immer noch zu pubertieren. Gerade freundlich ist er nicht zu mir.«
    Ich holte mir einen Becher aus dem Schrank und befahl dem Kaffee, doch etwas schneller durchzulaufen. Da klingelte es.
    »Hans«, sagte Greta.
    »Micha«, sagte ich.
    Es war Jan. Er stand mit einem dicken, fetten Strauß korallenroter Rosen in der Tür, und sofort hatte ich wieder seine Telefonstimmevom letzten Mal im Ohr. Ich liebe dich. Da konnten doch nur gewisse Hormone dran schuld sein, daß ich mich ausgerechnet an so was erinnerte.
    Die »Ich-liebe-dich«-Formel unterließ er zwar diesmal, aber er riß mich an sich und küßte mich auf den Mund.
    »Kleine Venezianerin«, murmelte er. »Alles Gute nachträglich.«
    Ohne ein Wort zu sagen, schleppte ich ihn mit in die Küche. Bloß nicht sentimental werden.
    »Ach! Hallo, Jan!« rief Greta. »Hast du vielleicht Brötchen mitgebracht? Wir haben nur altes Knäckebrot.«
    »Croissants.« Er zog eine Tüte aus einer alten Ledermappe, die ich zum ersten Mal bei ihm sah, legte sie auf den Tisch und sammelte Mäxchen vom Fußboden auf. Der guckte erst skeptisch, fing fast an zu heulen, aber als Jan Hubschrauber mit ihm spielte, gluckste er vor lauter Begeisterung.
    »Der ideale Vater«, bemerkte Greta mit einem Seitenblick auf mich.
    »Klar. Übung macht den Meister«, sagte ich, um davon abzulenken, daß ich leuchtendrot wurde.
    »Ach, das hätte ich fast vergessen …« Jan stopfte Mäxchen in seinen Kindersitz und holte auch noch eine Flasche Champagner aus der Tasche. »Wir müssen unbedingt anstoßen.«
    »Bloß kein Alkohol!« stöhnte ich. Wenn es nun wirklich so war, wie Greta prophezeite … In Venedig hatte ich schon viel zuviel in mich hineingekippt.
    »Was ist denn mit dir los?«
    Glücklicherweise kam mir Greta zu Hilfe, indem sie sagte, wir hätten gestern abend noch anderthalb Flaschen geköpft und fühlten uns nicht besonders.
    »Für solche Saufgelage seht ihr aber ganz gut aus.« Jan stellte die Flasche in den Kühlschrank. »Wird sich schon noch eine passende Gelegenheit finden.«
    Obwohl mir wieder leicht übel war, fühlte ich mich eigentlich ziemlich wohl. Jan war da. Und er roch besser als mein Anrufbeantworter. Von wegen – ich hab keine Lust auf Sex.
    Wir plauderten eine Weile über die erotischste Stadt der Welt,ganz harmlos, versteht sich, und irgendwann packte Greta ihr Mäxchen in den Buggy, so
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