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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick
Autoren: Susanne Fuelscher
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wußte ich schon, warum. Greta preschte an ihrer Schwester vorbei in Mäxchens Zimmer, aus dem postwendend die Liebesbekundungen eines hundertprozentigen Muttertiers drangen. Kaum zu glauben, daß Greta noch im Taxi von einem italienischen Schwanz geschwärmt hatte.
    Ich wechselte ein paar belanglose Worte mit Anna, ging dann in mein Zimmer, wo mich ein muffiger Geruch und ein halbwegs voller Anrufbeantworter erwarteten. Immerhin das. Stimmen vom Band gegen Babygeruch life.
    Wer wohl als erster an meinem Geburstag angerufen hatte? Meine Eltern? Jan?
    Alles falsch. Annika aus München. Sie wünschte mir Gesundheit, Erfolg und einen anständigen Kindersegen. Sehr geschmackvoll. Der zweite in der Reihe war Tom. Mit Leidensstimme. Er nannte mich Schatz und wünschte mir fürs neue Lebensjahrzehnt alles erdenkliche Gute. Der dritte Anrufer war der Schäfer. Keine Gratulationen. Nein, das Buch würde ihnen jetzt einigermaßen gefallen, sie wollten mich auf jeden Fall weiterbeschäftigen. Ich rieb mir im Geist zufrieden die Hände. Es war ja wohl das mindeste, daß ich beruflich endlich mal auf den grünen Zweig kam! Danach die Hamburger Sparkasse, die mir eine Versicherung aufschwatzen wollte, anschließend Jan. Na, endlich. »Wir gratulieren dir recht herzlich. Daß … äh, also, daß all deine Wünsche auf jeden Fall in Erfüllung gehen mögen.« »Auch von Katharina!« rief eine weibliche Stimme im Hintergrund. Fein! Hatten sich die beiden also anläßlich meines dreißigsten Geburtstages zusammengerauft!Seine Giückwunschplatitüden hätte er sich jedenfalls sparen können … Es piepte, Hans’ Stimme. Er küßte seine Süße ganz doll zum Geburtstag. Danke! Ich nahm den Kuß begeistert entgegen, hörte noch die Wünsche meiner Eltern und meiner alten Sandkastenfreundin Martina, die jetzt irgendwo in der Provence lebte – dann stand ich ziemlich einsam da und vermißte es, daß der Anrufbeantworter so gar keinen menschlichen Geruch an sich hatte.
    Ich knallte die Tasche in die Ecke und ging zu Greta und ihrer Schwester in die Küche. Obwohl wir gerade im Flugzeug gegessen hatten, durchwühlte Greta unsere Vorräte.
    »Ich koch uns jetzt Miracoli.«
    »Für mich nicht«, sagte Anna. »Ich muß gleich wieder gehen.«
    »Du, Katja?«
    »Wenn’s meine Seele zustopft«, murmelte ich und entkorkte die Weinflasche, die Greta bereits auf den Tisch gestellt hatte.
    Die beiden hatten meinen Spruch zum Glück nicht mitbekommen. Anna gratulierte mir nachträglich, aber anstatt von Venedig zu erzählen, wollte Greta lieber jedes Mäxchen-Detail aufs Brot geschmiert bekommen. Ich sah schon, sie war innerhalb kürzester Zeit voll und ganz in ihre Mutterrolle geschlüpft. Sexmonster Greta ist weg vom Markt, es leben Bäuerchen, Breichen, Buggys und Babyphone!
    Als Mäxchen im Bett lag, Anna gegangen war und die Miracoli dampfend in einer Schüssel vor uns standen, fragte ich Greta, wie unser Leben jetzt eigentlich weitergehen solle.
    Greta sah mich mit aufgerissenen Augen an. »Ich begreife nicht, was du dir immer für Gedanken machst!« Sie klatschte mir eine Ladung Spaghetti auf den Teller. »Morgen stehst du auf und frühstückst, dann gehst du deine Post durch, und später machst du einen Termin bei deiner Frauenärztin aus.«
    »Ich meine das globaler!«
    »Katja, ich habe das Abi mit Hängen und Würgen geschafft und eine Uni nur kurz von innen gesehen. Spar dir also deine Fremdwörter.«
    Typisch Greta. Das sollte wohl lustig sein.
    »Also, wir bleiben weiterhin zusammen wohnen, und ab und zu triffst du … Maurizio?«
    »Sag mal, worauf willst du eigentlich hinaus?« Greta drehte eine Ladung Spaghetti auf ihre Gabel, stopfte sie sich in den Mund und verzog sogleich das Gesicht. »Also, wenn man direkt aus Italien kommt, sollte man sich dieses Gericht wirklich nicht antun!«
    »Du gehst bestimmt zu Micha zurück.«
    »Ich werde mich hüten! Oder willst du das vielleicht sogar?« Greta sah mich herausfordernd an.
    »Nein, um Gottes willen! Ich möchte, daß du hierbleibst!«
    »Ich will auch, daß ich hierbleibe.«
    Wir waren schon wieder auf dem besten Weg, eines unserer Nonsens-Gespräche zu führen.
    »Man trinkt nicht, wenn man schwanger ist«, bemerkte Greta, als ich mir einen Schluck Wein eingoß.
    »Ich bin nicht schwanger.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Herrgott!« echauffierte ich mich. »Soll ich vielleicht in Zukunft immer auf Wein verzichten, weil es ja unter Umständen sein könnte, daß ich schwanger
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