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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman
Autoren: Matthias Sachau
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beliebige Richtung, und irgendwann passt es. Elvin und Adrian sagen dann zwar Sachen wie »
Knallerperformance!
«, oder »
Alle Thumbs up! 
«, oder »
Du bist so schlecht. Alles noch mal von vorn. Hahaaa!
«, aber danach ist es wenigstens vorbei. Davon sind wir im Moment allerdings noch weit entfernt.  
    »Yay! This Beer is funky, tricky & alive.«  

    »
Danke, Oliver. Das war schon richtig smooth. Könntest du jetzt noch …
«  
    Bla. Na klar, ich kann alles.  
    Aber warum zum Henker bekomme ich die Frau, mit der ich heute Morgen zusammengerasselt bin, nicht mehr aus meinem Kopf? Ja, sie war schön. Nur, ich bin keine 20 mehr. Und noch dazu hatte ich in meiner WG -Zeit mal einen sehr erfolgreichen Mannequin-Agenten als Mitbewohner * . Allein durch Schönsein bleibt bei mir schon lange keine Frau mehr so hängen, dass ich sogar noch an sie denken muss, während Elvin und Adrian mit mir Spießrutenlaufen machen. Vielleicht sind das Schuldgefühle? Aber warum? Ich pflaume jeden Montag Menschen an, die mir in die Quere kommen. Alles, was ich ihr vorhin erklärt habe, stimmt wirklich: Wenn eine neue Woche bevorsteht, schlafe ich immer grottenschlecht. Ich habe Träume, die direkt aus der Hölle angeliefert werden, und sie enden immer mit irgendeinem Doppelunheil wie den beiden Felsbrocken heute Nacht. Und ich muss kein Profi-Traumdeuter sein, um zu wissen, dass das Doppelunheil immer für Elvin und Adrian steht.  
    Was ich dann montags so unausgeschlafen, traumgefoltert und schlecht gelaunt alles anrichte, tut mir, das muss ich zugeben, immer frühestens am nächsten Tag leid, wenn überhaupt. Aber bei ihr war alles ganz anders. Ich habe sofort das komplett zurückgenommen. Und wer weiß, was ich noch alles zurückgenommen hätte, wenn wir noch länger geredet hätten. Sie ist richtig gut davongekommen. Nein, Schuldgefühle ist Blödsinn. Trotzdem, ich kriege ihr Bild nicht weg. Verflixt.  
    Sie war noch nicht mal mein Typ. Ja, wunderschönes Gesicht, mit braunen Mandelaugen, die mich anguckten wie ein kleines verschmitztes Eichhörnchen, das sich so über eine gefundene Nuss freut, dass ihm alles andere egal ist. Und das eine Mal, als sie mich kurz ausgelacht hat, hat man ihre wunderbaren Grübchen gesehen. Aber der Rest von ihr, dieses konservative helle Businesskostüm, die streng gebändigten, glänzenden brünetten Haare, die Pumps mit den hohen Absätzen und der Vielflieger-Rollkoffer, das liegt alles so weit vor den Toren meiner Welt, dass es schon fast hinter der Erdkrümmung verschwindet …  

    »
Oliver, ich sag das jetzt noch mal ganz straight, wir brauchen mehr Beckenbauer in deiner Stimme.
«  

    »
Und Beckenbauer means Bayerisch, rightpopight?
«  
    »Bayerisch?«  

    »
Ja. Du, wir wissen auch, dass Bayerisch überhaupt nicht dein Film ist, aber wir kennen deine großartige professionelle Einstellung.
«  

    »
Probier einfach, und wir lassen uns von dir amazen.
«  
    »Okay. Sauba! Dös Bier is zünftig, griabig und … hupfat.«  
    Keine Ahnung, ob das eben Sinn ergab, anscheinend aber nicht, denn Herr Böshuber schüttelt schon wieder traurig den Kopf.  

    »
Das war ein Missverständnis, Oliver. Wir wollen schon, dass du weiter Englisch sprichst …
«  

    »
 … aber du sollst Englisch mit bayerischem Akzent sprechen.
«  
    »Irgendwie ist das Talkback kaputt, Adrian. Ich hab gerade verstanden, dass ihr wollt, dass ich Englisch mit bayerischem Akzent spreche.«  

    »
Völlig richtig.
«  

    »
Wir verbinden international spirit mit local touch.
«  

    »
Geht ein wenig in Richtung Ethno-Marketing.
«  

    »
Aber nur ganz sachte. Das darfst du nicht überperformen.
«  

    »
Und wenn du Beckenbauer auf Englisch nicht in dein Inner-Ear kriegst, dann kannst du das vielleicht auch mit Stoiber überbrücken.
«  

    »
Weißt du, was wir meinen?
«  
    »Können wir eine Pause machen?«  
    ***  
    Objektiv betrachtet, stimmt jetzt zum ersten Mal an diesem vermaledeiten Tag alles. Das Pinklbräu-Ding ist im Kasten, ich habe Feierabend, und Elvin und Adrian sind weit weg. Die wunderbare Luft eines lauen Maiabends streicht um die Häuser, und ich sitze im Valentin. Seit ich aus meiner WG ausgezogen bin, ist dieses angenehm verranzte Altberliner Café mit den zerschrammten holzgetäfelten Wänden mein Wohnzimmer. Natürlich nicht annähernd so gemütlich wie unsere WG -Küche früher, aber immerhin erschnuppert man an manchen Tagen in der Nähe des Tresens die vertraute
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