Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: In einer zaertlichen Winternacht
Vom Netzwerk:
in Brads Richtung. »Er
wurde bei einem Viehtrieb vom Blitz getroffen. Zuerst dachte ich, das muss ein
Missverständnis sein – dass er in Phönix bei einer Viehauktion ist oder in
den Bergen nach entlaufenen Kälbern sucht.«
    »Hört
es je auf, wehzutun?«, fragte Carly mit leiser zitternder Stimme.
    Meg
schloss die Augen. Hört es je auf, wehzutun?
    »Du
wirst deinen Dad nie vergessen, falls du das meinst«, erwiderte Olivia, »aber
es wird leichter werden. Brad, unsere Schwestern und ich hatten Glück. Wir
hatten Big John, unseren Großvater – so, wie du Meg hast.«
    Brad
schob seinen Stuhl zurück, ging ans Fenster über der Spüle und schaute hinaus.
    »Big
John ist auch gestorben«, fuhr Olivia fort, »aber da waren wir alle schon
erwachsen. Er war für uns da, als es darauf ankam, und jetzt haben wir uns.«
    Carly
sah Meg an. »Du stirbst doch nicht auch, oder? Du stirbst nicht und lässt mich
allein?«
    Meg
erhob sich und umarmte das Mädchen. »Ich bin für dich da!«, versprach sie.
    Erst
nach einem langen Moment löste Carly sich von ihr. »Wo soll ich schlafen?«
    »Wie
wäre es mit meinem Zimmer?«, antwortete Olivia. »Es hat zwei Betten. Du kannst
das am Fenster haben, wenn du möchtest.«
    »Sie
bleiben auch?«
    »Ja,
bis morgen«, erwiderte Olivia.
    Carly
wirkte erleichtert, denn sie wollte nicht allein schlafen. Je mehr Menschen um
sie herum waren, desto sicherer fühlte sie sich. »Ich glaube, ich lege mich
jetzt hin. Darf Willie bei mir schlafen?«
    »Ja,
aber ich glaube, er muss erstmal nach draußen.«
    Wortlos
ging Brad mit dem Hund ins Freie, kehrte schnell wieder zurück und sah dem Hund
nach, als er hinter dem Mädchen die Treppe hinaufstieg. Olivia folgte den
beiden.
    »Danke«,
sagte Meg, als sie mit Brad allein war. »Du warst wunderbar.«
    Er
machte sich daran, den Tisch abzuräumen.
    Sie
hielt seinen Arm fest. »Brad, was …«
    »Mein
Großvater«, sagte er. »Mir ist gerade bewusst geworden, wie sehr ich ihn
vermisse. Und wie viel ich bereue.«
    Sie
nickte und wartete ab.
    »Es
tut mir leid, Meg, dass dein Dad fort ist und du keine Chance hattest, ihn
richtig kennenzulernen. Dass du es mit Carly schwer haben wirst. Aber vor allem
tut mir leid, dass ich nichts tun kann, um dir die Situation zu
erleichtern.«
    »Du
könntest mich halten!«, sagte Meg.
    Behutsam
zog er sie an sich und küsste sie auf die Stirn. »Ja, das könnte ich.«
    Sie
hätte ihn gern gefragt, ob er es ernst gemeint hatte, dass er sie liebte, aber
wenn er seine Worte zurücknahm oder irgendwie einschränkte, würde sie es nicht
ertragen – nicht jetzt, während sie um den Vater trauerte, den sie schon
vor vielen Jahren verloren hatte.
    Eine
Weile standen sie reglos da, dann räumten sie zusammen die Küche auf. Danach
löschte Brad das Licht, und Meg wartete an der Treppe auf ihn.
    In
seinem Zimmer zogen sie sich aus, gingen zu Bett und schmiegten sich
aneinander.
    Ich
liebe dich, dachte Meg.
    Sie
schliefen nicht miteinander, und sie sprachen nicht.
    Dennoch
spürte Meg, wie in ihr etwas vorging, und als sie einschlief, war ihr letzter
Gedanke, dass trotzdem alles gut werden würde.

Kapitel 10
    Zur
Verärgerung der Filmleute schneite es in diesem Jahr früher als sonst. Brad war
oft in Flagstaff, um Szenen in einem Studio zu drehen. Widerwillig hatte er
zugeben müssen, dass Cynthia recht hatte – sie war tatsächlich ideal für
die Rolle der Sarah Jane Stone. Meg kam hin und wieder an den Set, hielt sich
jedoch fern, wenn die Liebesszenen auf dem Plan standen.
    Ihr
gingen so viele andere Dinge im Kopf herum. Langsam, aber sicher fanden sie und
Carly zueinander. Es war ein beschwerlicher Prozess, denn es gab auch
Rückschläge, doch mit der Hilfe eines Familientherapeuten tasteten sie sich
vorwärts.
    Und
dann kam der Tag, an dem Carlys Filmszene aufgenommen wurde. Das Mädchen
spielte eine namenlose junge Frau, die Brad auf einer Party ein Glas Punsch
brachte. Immer wieder hatte sie ihren Text gelernt. »Gern geschehen, Mister«,
erwiderte sie auf sein Danke . Carly war fest davon überzeugt, dass es
keine kleinen Rollen gab, sondern nur kleine Schauspieler.
    Der
kurze Auftritt vor der Kamera war etwas, an das sie sich an den schweren Tagen
nach Teds Tod klammern konnte, und Meg würde Brad ewig dafür dankbar sein, dass
er Carly die Rolle besorgt hatte. Außerdem verbrachten die beiden Schwestern
viel Zeit in seinem Haus, wenn er nicht da war, und kümmerten sich um Willie.
Mehr und mehr fühlten sie sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher