Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker
Autoren: Janine Wilk
Vom Netzwerk:
Gesicht, sie sah müde aus. Das Seniorenstift, die Arbeit im Restaurant und die finanziellen Sorgen schienen ihr zu schaffen zu machen. Und, so musste sich Lilith eingestehen, sie selbst hatte es ihrer Tante in den vergangenen Monaten auch nicht gerade leicht gemacht.
    Sie dachte an Emmas Vorschlag, Nightfallcastle zu beziehen. Sich nach einem neuen Zuhause umzusehen, war vielleicht tatsächlich keine schlechte Idee. Trotzdem warf sie Strychnin einen mahnenden Blick zu, um sicherzugehen, dass er nichts von ihrem morgigen Ausflug verriet. Es war besser, Lilith sah sich die Burg erst einmal allein an – immerhin war sie seit dreizehn Jahren unbewohnt und es konnte durchaus sein, dass sie sich in einem noch erbärmlicheren Zustand als die Parker-Villa befand.
    Mildred stieß einen geräuschvollen Seufzer aus. »Zu allem Überfluss musste ich auch noch zu Fuß heimlaufen, weil ich Arthur und den anderen die Kutsche für ihr GHA-Treffen gegeben habe.«
    Â»Stimmt«, erinnerte sich Lilith, »heute ist ja dieses wichtige Treffen der Gilde der Halloweenakteure!« Arthur, Isadora,Melinda und Regius waren deswegen schon seit Tagen in heller Aufregung.
    Mildred schälte sich aus ihrem pitschnassen Mantel. »Heute beschließen sie die Aktionen für die Vorweihnachtszeit. Ich hoffe wirklich, sie haben sich einige gute Dinge einfallen lassen. Zu keiner Zeit des Jahres kommen so wenig Touristen nach Bonesdale wie an Weihnachten.« Sie deutete auf den Korb. »Hast du Hunger? Tom hat mir einen Großteil des Tagesessens mitgegeben.«
    Sofort linste Strychnin in eine der Schüsseln. »Was ist denn das?«
    Â»Gespensterdurchfall mit Monsterrotz«, antwortete Mildred. »Was übersetzt bedeutet: Kartoffelbrei mit Fleischbällchen in Spinatsoße.«
    Lilith und Strychnin verzogen fast gleichzeitig das Gesicht, was Mildred wohlweislich übersah.
    Â»Sei doch bitte so nett und setz einen Tee auf«, bat sie Lilith. »Ich dusche schnell und ziehe mir trockene Sachen an. Ich bin vollkommen durchgefroren!«
    Â»Ich dachte, als Sirene magst du Wasser?«
    Â»Nicht, wenn es vom Himmel kommt und eisig kalt ist«, gab Mildred zerknirscht zurück und stapfte die Treppe hinauf.
    Als sie einige Minuten später zurückkam, hatte Lilith schon das Essen aufgewärmt und zwei Tassen Tee standen auf dem Tisch bereit.
    Mildreds Haare fielen ihr in sanften Wellen bis zur Hüfte und der bequeme beigefarbene Hausanzug betonte ihre gute Figur. Lilith konnte sich einen neidischen Blick nichtverkneifen. Gegenüber ihrer Tante kam sie sich mit ihren schwarzen langen Haaren und der blassen Haut vor wie ein unterernährtes Gothic-Girl. Lilith hätte durchaus nichts dagegen gehabt, wenn sie sich an ihrem dreizehnten Geburtstag zu einer anmutigen Sirene gewandelt hätte.
    Â»Du bist ein Schatz!« Mildred lächelte sie dankbar an und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
    Â»Kein Problem, hab ich doch gern gemacht.«
    Natürlich gab es immer noch Tage, an denen Lilith London schmerzlich vermisste – ihre Freunde, ihre Haushälterin Clara und besonders natürlich ihren Vater. Aber sie genoss auch das fröhliche Treiben im Seniorenstift und mit ihrer Tante verstand sie sich von Tag zu Tag besser.
    Mildred trank einen Schluck und stieß einen wohligen Seufzer aus.
    Â»Und dabei heißt es immer, Teenager würden einem nur Ärger und Sorgen machen …«
    Â»Das stimmt in der Regel auch. Besser du gewöhnst dich nicht daran, so umsorgt zu werden«, warnte sie ihre Tante vor. »Und denk an dieses warme Gefühl der Dankbarkeit mir gegenüber, wenn ich dich nachher bitte, mir für morgen Nachmittag deinen roten Pulli auszuleihen.«
    Â»Meinen Lieblingspulli?«, japste Mildred. »Das kannst du vergessen, nur über meine Leiche.«
    Â»Du solltest die Ladyschaft des Nachtvolkes wirklich mit mehr Respekt behandeln«, meinte Lilith verschnupft.
    Mildred schnaubte auf. »Treib es nicht zu weit, junge Dame«, drohte sie mit erhobenem Zeigefinger, aber ihre Mundwinkel umspielte ein Lächeln.
    Â»Schon gut, schon gut.«
    Â»Wo ist denn die kleine Nervensäge?«, fragte Mildred und steckte sich ein Fleischbällchen in den Mund.
    Â»Wenn du Strychnin meinst: Der sitzt mit seinem Essen vor dem Fernseher und sieht sich die Wiederholung seiner neuen Lieblingsserie ›Buffy – Im Bann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher