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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker
Autoren: Janine Wilk
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Mal, im ganzen Haus Eimer und Töpfe aufstellen mussten.
    Â»Nach deinem Schrei zu urteilen, hattest du einen ausgesprochen schlechten Traum. Insofern bin ich erleichtert, wenn er dir nicht allzu schlimm zugesetzt hat.« Sir Elliot tätschelte ihren Arm, wobei die Knöchel seiner Finger leise klackerten. Lilith musste einen Schauer unterdrücken. Von einem lebendigen Skelett berührt zu werden, fand sie immer noch gewöhnungsbedürftig.
    Â»Aber natürlich kann ich dein Verhalten nicht billigen«,setzte er rügend hinzu. Er kehrte wieder zu seinem Sessel zurück und strich sorgfältig sein bordeauxfarbenes Seidenjackett glatt, nachdem er Platz genommen hatte.
    Â»Man könnte den Eindruck gewinnen, mein Unterricht langweilt dich. Dabei muss ich dir nicht sagen, wie wichtig es für dich ist, Laluschâr und die Runenschrift zu beherrschen. Ich wünschte, du würdest deinen Studien mehr Ernst und Respekt entgegenbringen, junge Dame!«
    Â»Entschuldigung.« Lilith spürte, wie sich ihre Wangen rot färbten. Sie schenkte ihm einen Blick, der, wie sie hoffte, ausreichend zerknirscht und reuevoll wirkte. »Es war ein langer Tag.«
    Das stimmte zwar, allerdings war Sir Elliots Unterricht nicht gerade der spannendste. Während er in einem der zahlreichen Bücher seiner Privatbibliothek las, musste Lilith Texte übersetzen, in denen es ausschließlich um Gesetze, Verhaltensvorschriften oder uralte Fehden ging. Heute hatte er ihr einen Text über die Ernährungsweisen ätherischer Wesen vorgelegt. Jedenfalls vermutete sie das.
    Â»Hast du die Übersetzung schon fertig?«
    Â»Ã„hm.« Lilith starrte auf das Papier, das sich auf dem Tisch vor ihr befand. Es war fast leer und vieles von dem, was sie aufgeschrieben hatte, war wieder durchgestrichen. »Fast, es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten.«
    Ehe sie es verhindern konnte, hatte Sir Elliot ihre Übersetzung an sich genommen. Während er sie überflog, zog er scharf die Luft ein.
    Â»Geistwesen jeglicher Art sollten niemals feurige Wut zu sich nehmen, da sie ansonsten unter Bauchkrämpfen undBlähungen leiden?«, las er vor, wobei ihm das goldene Monokel aus der Augenhöhle fiel.
    Â»Das ist falsch, oder?«, erschloss sie messerscharf.
    Soweit sie wusste, ernährten sich Geister von den Gefühlen anderer Lebewesen und es war ihr durchaus logisch erschienen, dass ein so negatives Gefühl wie Wut einem Geist auf den Magen schlagen konnte.
    Â»Das ist ein Text über den Krieg der ätherischen Wesen gegen die wütenden Feuergeister«, klärte Sir Elliot sie pikiert auf.
    Lilith brachte ein gequältes Lächeln zustande. »Dann habe ich das Thema wohl knapp verfehlt. Aber Sie können meinen Text gerne in Ihre Privatbibliothek aufnehmen, sicher gibt es dort nichts über Geisterblähungen«, witzelte sie.
    Sir Elliot starrte sie wortlos an und Liliths Lächeln gefror in ihrem Gesicht. Wieder einmal hatte sie mit dem Thema des Textes völlig danebengelegen, aber schließlich hatte in der Mondsprache ein einziges Wort so viele unterschiedliche Bedeutungen, dass eine Übersetzung einem Glücksspiel glich. Lilith seufzte betrübt auf. »Das wird doch nie etwas«, murmelte sie. Sie hatte das Gefühl, dass sie Laluschâr niemals lernen würde, ganz egal, wie viel Mühe sie sich gab. Insgeheim beneidete sie Emma, die alles, was die Welt der Untoten betraf, von Kindesbeinen an gelernt hatte. Wie sollte Lilith das jemals nachholen? Sie hatte keine Chance – sie würde nie wirklich dazugehören.
    Â»Keine Sorge, du wirst das schaffen«, widersprach ihr Sir Elliot. »In ein paar Wochen wird es dir schon viel leichter fallen, du wirst sehen.«
    Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Ich würde sagen, wir beenden den Unterricht für heute.« Er gab ihr die Übersetzung zurück. »Bis zu unserer nächsten Stunde versuchst du es bitte noch einmal.«
    Lilith nickte erleichtert. »Vielen Dank!«
    Sie stürmte aus seinem Zimmer und polterte die Treppen hinab in die Küche. Hier war der Lebensmittelpunkt der Hausbewohner: Meist saß Arthur, der Lilith mit seinem freundlichen Lächeln und dem weißen Bart immer an den Weihnachtsmann erinnerte, am Kaminfeuer und trank Tee. Oder die beiden Vampirschwestern Isadora und Melinda besserten am blank polierten Holztisch die Kostüme für das
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