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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker
Autoren: Janine Wilk
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Knüttelsiel, erschienen 1969
    E mma blieb stehen und riss ungläubig die Augen auf. »Sie wollen was? « Die blattlosen Bäume erhoben sich zu beiden Seiten des Waldweges wie eine Armee aus stillen Wächtern. Dergestrige Regen, der sich in den Vertiefungen gesammelt hatte, war zu Eis gefroren und begleitete jeden ihrer Schritte mit einem Knacken und Splittern. Strychnin hoppelte vor ihnen her und schlitterte jauchzend über jede zugefrorene Pfütze, die er entdeckte.
    Â»Mich verbannen«, wiederholte Lilith müde. Die halbe Nacht hatte sie mit Mildred und den Bewohnern des Seniorenstifts in der Küche verbracht und über die Vorladung diskutiert. Dass der Rat der Vier über jemanden Gericht hielt, geschah äußerst selten und nicht einmal der belesene Sir Elliot konnte auf Anhieb sagen, was Lilith erwarten würde.
    Â»Aber weshalb?«, stieß Matt verständnislos aus, wobei seine Atemluft kleine Wölkchen bildete.
    Â»Weil ich dir an dem Abend, als wir meinen Vater befreit haben, von der Welt der Untoten erzählt habe. Leider verstößt das gegen die oberste Regel und wird mit Verbannung bestraft.«
    Emma verschränkte wütend die Arme vor der Brust. »Aber du hattest keine andere Wahl. Du musstest dich mit Belial anlegen, einem Erzdämon! Matt einzuweihen war die einzig richtige Lösung. Nur weil er ein Mensch ist, konnte er Belials Einfluss widerstehen.«
    Lilith verzog das Gesicht. »Das musst du mir nicht sagen. Mildred befürchtet jedoch, dass der Rat dieses Argument nicht akzeptieren wird. Bei den bisherigen Gerichtsverhandlungen haben sie sich anscheinend streng an die Gesetze gehalten und keine Milde walten lassen.«
    Mildred meinte sogar, dass das Urteil meistens schonvorher feststehen würde, doch Lilith hielt es für klüger, es nicht ganz so dramatisch wiederzugeben – Emma und Matt schienen schon schockiert genug zu sein. Sir Elliot hatte in einem seiner Bücher herausgefunden, dass bisher nur ein Mal jemand wegen dieses Vergehens angeklagt und verbannt worden war. Es war eine Frau gewesen, die sich in einen Menschen verliebt und ihm alles über die Welt der Untoten verraten hatte. Leider nutzte dieser das Wissen, um ein Nachschlagewerk über paranormale Wesen zu verfassen, in dem er so gut wie jedes der Geheimnisse preisgab.
    Â»Das ist so was von ungerecht«, schimpfte Emma. »Es kann doch nicht sein, dass ein Gesetz einzuhalten wichtiger ist, als ein Leben zu retten!«
    Während sie vorsichtig den vereisten Weg entlangliefen, warf Matt Lilith einen unsicheren Blick zu. »Und was ist mit mir? Muss ich auch vor den Rat?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist ein Mensch und unterstehst nicht unseren Gesetzen, außerdem wirst du wohl nicht als große Gefahr angesehen. Aufgrund deines Alters und deiner etwas … ähm … sonderlichen Mutter würde dir niemand Glauben schenken, falls du das Geheimnis herumerzählst.«
    Â»Mit anderen Worten: Jeder würde mich für einen durchgeknallten Spinner halten«, brachte er es auf den Punkt. »Aber du bist die Trägerin des Bernstein-Amuletts, du könntest doch einfach gegen deine Verbannung stimmen?« »Offiziell bin ich noch nicht als Führerin der Nocturi eingesetzt und in den letzten Jahren hat Zachary Scrope diesesAmt übernommen. Er und Tante Mildred haben vereinbart, dass ich den Posten erst übernehme, wenn ich dazu bereit bin und besser über die Welt der Untoten Bescheid weiß. Deswegen wird Scrope die Nocturi bei der Gerichtsverhandlung vertreten.«
    Emma stöhnte auf, und als sie Matts fragenden Blick bemerkte, erklärte sie: »Scrope ist ein machtgieriger Schleimer. Wahrscheinlich freut er sich schon darauf, Lilith für immer zu verbannen, um die Führung der Nocturi nicht abgeben zu müssen.«
    Lilith schluckte schwer. Sie hatte vergangene Nacht zufällig mitbekommen, wie Arthur auch etwas in dieser Art zu Mildred gesagt hatte. So wie die Dinge lagen, sah die Sache nicht besonders gut für sie aus.
    Â»Das heißt, du müsstest Bonesdale für immer verlassen?«, fragte Matt betroffen.
    Lilith blickte zu Boden, als sie antwortete: »Sie würden mir mittels Magie sowohl meine Kräfte als auch meine Erinnerung rauben. Selbst wenn wir uns noch einmal begegnen würden, könnte ich mich nicht mehr an euch erinnern. Ich wüsste nichts mehr von Bonesdale, dem
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