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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker
Autoren: Janine Wilk
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Seniorenstift, meiner Tante und meiner Mutter …« Ihre Stimme brach ab und eine Weile liefen sie in bedrücktem Schweigen nebeneinander her.
    Sie erreichten ein schmiedeeisernes Tor, das in einer hohen Mauer eingelassen war. Es wurde von steinernen Greifen flankiert, die grimmig in die Runde blickten, und auf den Spitzen der Torsäulen schwebten mit weit ausgebreiteten Schwingen zwei Fledermäuse. Eine massive Kette hieltdie beiden Torflügel zusammen und Strychnin fummelte bereits an dem dazugehörigen Vorhängeschloss herum.
    Â»Leider bin ich auf ein Hindernis gestoßen.« Er zog ächzend an der Kette, die sich jedoch keinen Zentimeter bewegte. »Hat Euer Durchlaucht zufällig einen Schlüssel?«
    Da sie noch nicht einmal in der Nähe der Burg waren, hatte Lilith nicht damit gerechnet, so früh auf eine Absperrung zu stoßen.
    Â»Da man von der Fähre so einen eindrucksvollen Blick auf Nightfallcastle hat, wollen sich viele Touristen die Burg ansehen«, erklärte Emma, während sie in den weit aufgerissenen Schnabel des Greifs hineinfasste. Er sah so bösartig und erschreckend lebendig aus, dass es Lilith nicht verwundert hätte, wenn er Emmas Hand mit einem beherzten Biss verschlungen hätte. »Die Mauer hält die meisten neugierigen Besucher jedoch davon ab weiterzugehen.«
    Sie zog mit triumphierender Miene einen kleinen Schlüssel hervor. »Seht ihr, dank eurer ortskundigen Führerin stellt dieses Tor überhaupt kein Hindernis für uns dar.«
    Das Schloss schnappte auf und mit einem schauerlichen Quietschen, das sicherlich im ganzen Wald zu hören war, öffnete sich das Tor.
    Â»Willkommen im Park von Nightfallcastle!« Lilith trat ein und sah sich überrascht um. Der Park bestand aus gedrungenen Bäumen und Büschen, die über und über mit seidenartigen Gespinsten bedeckt waren, sodass sie fast weiß wirkten. Im leichten Wind wiegten sich die hauchzarten Fäden hin und her und glitzerten silbern in der kalten Wintersonne.
    Â»Ach, wie ich diesen Anblick vermisst habe.« Strychnin seufzte auf und warf Lilith einen vorwurfsvollen Blick zu. »Mein früherer Gebieter hatte wirklich Geschmack, so etwas nenne ich ästhetischen Grusel.«
    Er war nämlich der Meinung, dass sowohl Liliths Kleidungsstil als auch ihre ordinäre Zimmereinrichtung die hoheitsvolle Gruselatmosphäre vermissen ließen und einer Fürstin der Finsternis völlig unwürdig waren. Vor einigen Tagen wollte er sie noch dazu überreden, wenigstens ein paar Fledermäuse in ihrem Zimmer zu halten.
    Lilith berührte neugierig einen Baum am Wegesrand, der von den Wurzeln bis zu den Astspitzen mit dem Gespinst bedeckt war. Zu ihrer Überraschung fühlte es sich nicht klebrig, sondern weich und flauschig an. »Was ist das denn für ein Zeug?«
    Â»Die Gespensterraupen, die dein Großvater extra für diesen Park hat züchten lassen, ernähren sich vom Lebenssaft der Pflanzen und verschleiern dabei den Wald mit ihren Gespinsten.«
    Nun ja, das war zwar etwas unheimlich, aber, so musste sich Lilith eingestehen, es sah wirklich schön aus.
    Emma zog aus ihrer Jackentasche zwei Bonbons hervor und reichte eines davon Matt.
    Â»Ich hoffe, du magst Kirschgeschmack? Meine Mutter hatte leider keine andere Sorte mehr vorrätig. Diese Bonbons wurden mit einem Hexentrank versetzt. Der Park besitzt nämlich noch eine weitere Sicherheitsvorkehrung: eine Angstschranke. Das ist zwar nur einfache Zauberei, aber sie hält Menschen, die auf die Idee kommen, überdie Mauer zu klettern, garantiert davon ab weiterzugehen.«
    Matt schüttelte halb fassungslos, halb belustigt den Kopf. »Als du gesagt hast, es wäre nicht so einfach, zur Burg zu gelangen, habe ich eigentlich gedacht, du übertreibst.«
    Â»Und wieso bekomme ich keines dieser Hexen-Kirschbonbons?«, wollte Lilith wissen.
    Â»Die Angstschranke wirkt sich nur auf Menschen und nicht gewandelte Nocturi aus. Sie bekommen urplötzlich das Gefühl, verfolgt zu werden, die Welt um sie herum verdunkelt sich und sie gelangen zu der Überzeugung, dass es ihr sicherer Tod sein würde, wenn sie weitergehen. Wenn du deine magischen Kräfte benutzt, müsstest du die Schranke sogar wahrnehmen können.«
    Das ließ sich Lilith nicht zweimal sagen. Wenn man von ihren unfreiwilligen Banshee-Albträumen einmal absah, hatte sich noch nicht
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