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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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erstklassigen Ruf. Ich möchte Herrn von Bonsai also höflich bitten, meine Bekannten nicht mehr derart schändlich anzubellen.« Frau von Schmidt blickte scheinbar gelangweilt in die Ferne und war offensichtlich fertig.
    Lilli seufzte.
    »Und? Und?« Bonsai wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. »Will Schmidti nochmal mit mir im Park Tauben jagen gehen?«
    »Also, davon hat sie nichts gesagt«, entgegnete Lilli und überlegte, wie sie dem Hund Frau von Schmidts Wunsch am besten verständlich machen konnte.
    Bonsai schniefte. »Oh, schade. War lustig.«
    »Bonsai, Frau von Schmidt möchte gern, dass du nicht mehr Alarm schlägst, wenn du andere Katzen siehst.«
    »Wieso nicht? Machen doch alle so.«
    »Andere Hunde?«
    »Ja, alle meine Kumpels bellen Katzen an.«
    »Die sind aber nicht mit einer Katze befreundet.«
    »Stimmt.«
    »Deswegen ist das hier ein spezieller Fall. Könntest du das Bellen also lassen, wenn du irgendeine Katze siehst?«
    »Kein Alarm?«
    »Kein Alarm.«
    »Hmm.« Bonsai tippelte ein paar Schritte auf und ab. »Darf ich den Stachelkopf weiter anbellen?«
    »Wen? Oh, du meinst den Igel, der manchmal durch den Garten wandert? Das ist schon okay, glaube ich.«
    »Super. Und den Nacktkopf?«
    »Unseren Postboten mit der Glatze? Der hat sich inzwischen daran gewöhnt, nehme ich an.«

    »Alles klar. Kein Katzenalarm. Gebongt.«
    »Danke, Bonsai.« Lilli seufzte erleichtert und wandte sich an Frau von Schmidt, die sich inzwischen mit geschmeidigen Bewegungen das leuchtend orangefarbene Fell putzte.
    »Herr von Bonsai verspricht, die edlen Schnurrherrschaften aus der Nachbarschaft nicht mehr so schandvoll anzukläffen«, verkündete Lilli der Katzendame. »Könnten Sie im Gegenzug vielleicht darauf verzichten, sich mit Herrn von Bonsai in den Park davonzustehlen?«
    Frau von Schmidt sah Lilli argwöhnisch an. »Ist dies das Anliegen des Zottelherrn oder Ihres?«
    »Äh … also … eher meins. Herr von Bonsai sollte den Garten eigentlich nicht allein verlassen.« Frau von Schmidt konnte man nichts vormachen.
    »Ich werde es mir überlegen«, miaute die Katze gnädig und erhob sich leichtfüßig. Mit vornehmen kleinen Schritten und hochgereckter Nase stolzierte sie an ihnen vorüber. Bevor sie das Gebüsch verließ, drehte sie sich noch einmal um und rief: »Herr von Bonsai, kommen Sie?«
    Bonsai setzte sich sofort in Bewegung. Scheinbar verstand er allein durch die Geste der Katze, was sie wollte. Fröhlich trabte er ihr nach. »Tschüss, Lilli!«, kläffte er über die Schulter zurück.
    Lilli und Jesahja sahen den Tieren grinsend nach.
    »Edle Schnurrherrschaften?«, wiederholte Jesahja.
    Lilli zuckte die Achseln. »Es gibt kein Menschenwort für das, was Frau von Schmidt gesagt hat. Manchmal muss ich mir Wörter ausdenken, wenn ich etwas übersetzen will. Heute im Zoo hat Marta zum Beispiel ein Handy beschreiben wollen. Sie hat dazu etwas gesagt, das es in Menschensprache nicht gibt. Ich habe das mit Blitze-Dings übersetzt.«
    »Manchmal musst du also improvisieren?«, fragte Jesahja.
    »Impro … was heißt das?«
    »Spontan irgendwas erfinden.«
    Lilli nickte beeindruckt. Jesahja kannte so viele Wörter! Und das lag nicht daran, dass er eine Klasse weiter war als sie. Er kannte Unmengen von Fremdwörtern, weil er hochbegabt war – ein extrem intelligenter Junge. Früher hatte er das verheimlicht, denn er wollte nicht anders sein als alle anderen in seiner Klasse, aber mittlerweile stand er zu seiner Begabung. Er war trotzdem noch immer der beliebteste Junge der Schule.
    »Und was ist eine Türannerin?«, fragte Lilli, die sich nur undeutlich an das Fremdwort erinnerte, das Trina benutzt hatte. Komische Wörter in Menschensprache fand sie weitaus schwieriger als komische Wörter in Tiersprache. Gleichgültig, was für Laute ein Tier von sich gab, Lilli wusste immer sofort, was das Tier sagen wollte. Es war für sie, als sei die Bedeutung eines Hundekläffens oder eines Katzenmiauens in den Geräuschen gleich mit enthalten. Bei Menschensprache war das leider nicht so.
    »Meinst du eine Tyrannin?«, fragte Jesahja nun. »Das ist eine, die andere herumkommandiert und sie unterdrückt, indem sie ihnen Angst macht. So eine wie Trixi früher.«
    Als Lilli diesen Namen hörte, verdunkelte sich ihre Miene. »Du wirst es nicht glauben, aber im Zoo arbeitet Trixis große Schwester.«
    »Was?« Jesahja blickte Lilli ungläubig an.
    Lilli erzählte ihm nun die ganze Geschichte und Jesahja schüttelte immer
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