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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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in Knospen.
    Jesahja und Herr Susewind beobachteten das kleine Wunder mit angehaltenem Atem. Sie hatten zwar schon oft miterlebt, welche Wirkung Lilli auf Pflanzen hatte, aber es war jedes Mal aufs Neue etwas ganz Besonderes.
    »Es würde schneller gehen, wenn mir jemand einen Witz erzählt«, bemerkte Lilli. Sie wusste nicht, warum, aber wenn sie lachte, verstärkte sich der Effekt um ein Vielfaches.
    »Ich weiß einen.« Herr Susewind räusperte sich. »Was sagt eine Schnecke, die auf einer Schildkröte sitzt?«
    »Keine Ahnung.« Jesahja zuckte mit den Schultern.
    Lillis Vater grinste. »Huuuiii!«
    Lilli lachte, und die Knospen an der Pflanze verwandelten sich binnen Sekunden in tiefblaue Blüten.
    »Die ist sehr schön geworden. Danke, Schatz«, lobte Herr Susewind. »Ich bringe sie am besten gleich nach oben. Oma, unsere Technikexpertin, sitzt gerade im Arbeitszimmer am Computer und installiert ein neues Programm. Sie freut sich bestimmt auch über die Blume.«
    Herr Susewind verließ die Küche, steckte aber gleich darauf wieder den Kopf zur Tür herein. »Jetzt hätte ich beinahe vergessen, dich zu fragen, wie es heute im Zoo gewesen ist.«
    »Gut«, antwortete Lilli. »Ronni hatte ein Handy im Rüssel, das hat gequakt wie ein Frosch. Oberst Essig hätte Trina deswegen beinahe rausgeschmissen, aber dann doch nicht.«
    Herr Susewind blickte Lilli verständnislos an. »Schön, wenn es dir gefallen hat.«
    »Mhm«, bestätigte Lilli. Dann fügte sie hinzu: »Jesahja und ich gehen noch ein bisschen raus.«
    »Alles klar«, sagte Herr Susewind. »Wir können uns heute Abend ja nochmal richtig unterhalten.«
    »In Ordnung.« Jesahja und Lilli verließen das Haus und gingen zielstrebig zu den Sträuchern am Rande des Gartens. Die dichten Büsche lagen genau zwischen den Grundstücken von Jesahjas und Lillis Eltern. Hier war Lillis und Jesahjas geheimer Platz, und hier hielten sie all ihre Besprechungen ab.
    Als sie die dicht bewachsenen Zweige zur Seite schoben, entdeckten sie Bonsai, Lillis Hund. Neben ihm lag Frau von Schmidt, Jesahjas Katze. Es schien, als machten die beiden ein Nickerchen. Durch die raschelnden Geräusche, die Lilli und Jesahja verursachten, fuhr Bonsai aus dem Schlaf hoch. »Wer da?«, wuffte er und sah sich aufgescheucht um. »Alarm?«
    »Wir sind’s nur«, beruhigte Lilli ihn. »Hallo Bonsai, guten Tag Frau von Schmidt.«
    »Wie schön, Sie zu sehen«, schnurrte Frau von Schmidt, die orange getigerte, anmutige Katzendame, die den Namenszusatz von ihrer großen Eleganz verdankte. Sie erhob sich geziert und schmiegte ihren hübschen Kopf an Lillis Bein. »Wie ist das werte Befinden?«
    »Ganz hervorragend. Ausgezeichnet fabelhaft.« Lilli bemühte sich stets, sich dem schwülstigen Sprachstil der Katze anzupassen.
    »Da ich Sie zufällig gerade antreffe – ich hätte ein etwas heikles Anliegen«, maunzte die Katze. »Es geht um Herrn von Bonsai. Womöglich könnten Sie ihm meinen Wunsch übersetzen?«
    »Gern.« Lilli dolmetschte oft für die beiden, denn Hunde und Katzen sprachen völlig unterschiedliche Sprachen, und Bonsai und Frau von Schmidt konnten nur durch Lillis Übersetzung miteinander reden. Dennoch waren sie in den vergangenen Wochen gute Freunde geworden und verbrachten viel Zeit zusammen. Bonsai hatte anfangs sogar versucht, sich dem vornehmen Stil der Katze anzupassen. Damals stolzierte er mit hochgereckter Nase daher und sprach über andere Hunde als »stilloses Gesocks«. Glücklicherweise hatte er mittlerweile eingesehen, dass er keine Katze war und sich auch nicht wie eine verhalten musste.
    Lilli sah ihren Hund an. »Bonsai, Frau von Schmidt möchte dir etwas sagen.«
    »Klaro, immer raus damit!«
    Lilli nickte. »Schießen Sie los … ich meine, wir wären dann so weit, Gnädigste.«
    »Es verhält sich so«, begann Frau von Schmidt, »hier in der Nachbarschaft gibt es einige sehr elegante Katzen. Mit diesen stehe ich in hervorragendem Kontakt. Herr von Bonsai frönt leider der Unsitte, diese edlen Schnurrherrschaften schamlos anzubellen, sobald er sie irgendwo erblickt.« Sie streckte sich graziös und ließ sich Zeit damit. Schließlich maunzte sie weiter. »Es ist allgemein bekannt, dass ich mit Herrn von Bonsai eine engere Bekanntschaft pflege. Deswegen fällt seine Unsitte leider auf mich zurück. Ich bin bereits mehrmals von hoch angesehenen Katzen gefragt worden, warum ich mich so oft in Begleitung eines unzivilisierten Zottels befinde. Das schädigt meinen bislang
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