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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um
Autoren: Tanya Stewner
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Lilli schräge Blicke zu. Ihnen schien es gar nicht zu gefallen, dass das Mädchen mit dem roten Lockenkopf derart selbstverständlich Jesahjas Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
    Als Lilli nun mit den anderen Schülern auf Wolke zustrebte, zeichnete sich im Gesicht des Mädchens Panik ab. Lilli wurde klar, dass das Ganze bedrohlich auf Wolke wirken musste. Aber nun war es zu spät, um umzudrehen.
    »Das ist Jesahja«, stellte Lilli ihn in vorsichtigem Ton vor. Jesahjas Anhänger stierten Wolke neugierig an. Ihren abfälligen Mienen war anzusehen, welchen Eindruck Wolkes alte Halbschuhe und ihre abgewetzte Jacke auf sie machten.
    »Hi«, sagte Jesahja und lächelte.
    Wolke stand starr vor Schreck da. Die gaffende Schülergruppe schien sie enorm einzuschüchtern. Doch Lilli konnte sich vorstellen, was außerdem im Kopf des Mädchens vorgehen musste: Jesahja sah einfach zu gut aus. Es war nicht normal, dass ein Junge wie er einfach so auf ein Mädchen wie Wolke zukam und sie freundlich begrüßte. Lilli verwünschte die blöden Regeln, die in der Schule galten.
    Wolke starrte Jesahja ängstlich an. Er lächelte noch einmal. »Bist du neu?«, fragte er.
    »Ich … bin Wolke«, antwortete sie stockend.
    Kaum hatte sie ihren Namen genannt, begannen einige von Jesahjas Freunden zu lachen. Lillis Rücken versteifte sich.
    Jesahjas Blick wanderte zwischen den Jungs und Wolke hin und her. Dann sagte er zu dem Jungen, der am lautesten lachte: »Weißt du eigentlich, was dein Name bedeutet, Fabio?«
    Fabio zuckte erstaunt die Achseln.
    »Fabio ist ein italienischer Name. Dem Wortstamm nach bedeutet er: die Bohne .«
    Die Umstehenden brachen in schallendes Gelächter aus.
    Lilli lachte nicht mit, sondern wunderte sich wieder einmal darüber, was Jesahja alles wusste. Durch seine Hochbegabung kannte er sich sogar mit Dingen aus, von denen viele Erwachsene wahrscheinlich noch nie etwas gehört hatten.
    Wolke starrte ihn weiterhin sprachlos an. Schließlich sagte Jesahja: »Also … einen schönen Tag noch.« Er warf Lilli einen ratlosen Blick zu und schlenderte davon. Der Pulk folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Lilli blieb bei Wolke stehen. Allerdings wusste sie nicht, worüber sie mit ihr reden sollte.
    Wolke sah Lilli schüchtern an und schwieg ebenfalls. Verlegen zupfte sie sich ein paar einzelne Haare vom Ärmel.
    »Was sind das für Haare?«, fragte Lilli, da sie sonst nichts zu sagen wusste.
    »Das sind Pferdehaare«, erwiderte Wolke leise und zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ich kriege sie nie richtig ab …«
    Lilli horchte auf. »Pferdehaare?«
    »Ja … ich … wir haben einen Reiterhof.«
    Lillis Mund klappte auf. »Einen Reiterhof?«
    Wolke lächelte scheu. »Ja.«
    »Hast du ein eigenes Pferd?«
    »Ja, ein Pony.« Wolkes Lächeln verbreiterte sich. »Es heißt Darling, und ich habe es schon, seit ich vier Jahre alt war. Eigentlich könnte ich inzwischen ein größeres Pferd reiten, aber ich will gar kein anderes.«
    »Ich bin noch nie auf einem Pferd geritten.«
    Wolke blickte Lilli forschend an, dann sah sie verlegen zu Boden. »Wenn du möchtest, kannst du mich ja mal zu Hause besuchen«, murmelte sie kaum hörbar. »Dann könntest du dir ein Pferd aussuchen und darauf reiten.«
    Lilli konnte kaum fassen, was sie da hörte. »Das wäre genial!«, rief sie. »Kann Jesahja auch mitkommen?«
    Wolkes Augen weiteten sich. »Der Junge von eben? Der würde doch bestimmt nicht kommen …«
    »Klar würde er das! Jesahja ist mein bester Freund, und er hätte garantiert Lust zu reiten.«
    »Dieser Junge ist dein bester Freund?«, fragte Wolke ungläubig und blickte zu Jesahja hinüber. Er war inzwischen von so vielen Leuten umringt, dass man ihn kaum noch sehen konnte. »Er ist wohl ziemlich beliebt …«
    Lilli zog eine Grimasse. »Ja, stimmt. Aber außerhalb der Schule verfolgt ihn die Schafherde da zum Glück nicht.«
    Wolke grinste, und Lilli grinste zurück.
    »Von mir aus könnt ihr schon heute Nachmittag kommen«, sagte Wolke.
    »Ja, gern!«, rief Lilli freudestrahlend und konnte es kaum erwarten.

Reiterhof Jansen
    Nach der Schule rannten Lilli und Jesahja nach Hause, sagten kurz Lillis Vater Bescheid und schwangen sich auf ihre Fahrräder. Der Reiterhof der Jansens lag ganz in der Nähe. Lilli war vor Vorfreude ganz kribbelig. Sie war bisher nur flüchtig mit Pferden in Kontakt gekommen und furchtbar neugierig auf diese Tiere.
    Als sie um die Kurve eines Feldwegs bogen, sahen sie mehrere große Gebäude,
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