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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um
Autoren: Tanya Stewner
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überlegte, wie sie am besten formulieren konnte, was ihr Geheimnis war. Doch am einfachsten war es, nichts zu sagen, sondern es Wolke zu zeigen. Lilli straffte die Schultern und wandte sich an die Pferde. »Hallo!«, rief sie mit lauter Stimme. »Ihr dürft ruhig näherkommen!«
    Die Pferde zögerten keine Sekunde und trabten im Eilschritt zu Lilli herüber. Der große Schimmel verfiel sogar in Galopp und erreichte Lilli als Erster. »Hey-y-y! Du kannst ja sprechen!«, wieherte er. »Was bist du nur für eine? Lass mich mal riechen …« Er schnupperte an Lillis Haaren. Doch schon waren die anderen Pferde da, schubsten ihn zur Seite und drängten sich neugierig an Lilli heran. Jeder andere hätte zwischen den stampfenden, drängelnden Pferden wahrscheinlich Angst bekommen, aber Lilli verstand ihre Aufregung. Die Pferde hatten einfach noch nie erlebt, dass ein Mensch mit ihnen reden konnte.
    Wolke stand mit offenem Mund da. »Wie machst du … das?«
    »Die Pferde verstehen mich«, erklärte Lilli. »Ich kann mit ihnen sprechen.«

    »Im Ernst? Das stimmt?«, fragte der Schimmel. »Das ist ja sensationell großartig!«
    »Danke«, erwiderte Lilli und stellte sich den Pferden vor: »Ich bin Lilli.« Kaum hatte sie das gesagt, antworteten alle Pferde gleichzeitig. »Hallo, ich bin Merlin«, »Willst du mit uns grasen?«, »Hast du Möhren dabei?«, »Ich heiße Darling«, »Bist du ein Fohlen?«, riefen die Tiere durcheinander. In dem lauten Pferdechor konnte Lilli keines von ihnen klar verstehen. »Moment!«, rief sie und hob die Hand. Die Tiere verstummten sofort. »Ich möchte jeden von euch kennenlernen, aber wenn ihr alle auf einmal redet, geht das nicht«, sagte sie. »Am besten geht ihr zurück und grast weiter. Wir unterhalten uns dann später.«
    Die Pferde schnaubten und schienen diese Idee nicht so gut zu finden. Da rief der Schimmel: »Wir sollten machen, was das pferdesprechende Mädchen sagt, sonst geht es noch weg!«
    Das schien die Pferde zu überzeugen. Nach und nach traten sie zurück und zockelten langsam zu ihren Grasplätzen. Der Schimmel sah sich dabei immer wieder nach Lilli um und schien ihr mit den Ohren zuzuwinken.
    Lilli fragte sich, wie das alles auf Wolke wirken musste. Das Mädchen stand völlig verdattert da. »Du sprichst mit Pferden?«, flüsterte sie.
    »Lilli kann mit allen Tieren reden«, erwiderte Jesahja. »Sie versteht sie, und die Tiere verstehen Lilli.«
    Wolke schob mit zittrigen Fingern ihre Brille hoch. »Das ist … Wahnsinn.«
    »Stimmt.« Jesahja grinste. »Gibt es irgendwas, was du schon immer mal von einem der Pferde wissen wolltest?«
    Wolke stutzte, dann schien sie zu begreifen, welche Möglichkeit sich ihr plötzlich durch Lilli bot. »Ja! Natürlich! Warte …« Wolke pfiff auf zwei Fingern. Ihre Stute Darling kam prompt zu ihnen zurückgelaufen, stupste Wolke freundschaftlich an und schnupperte dann erneut an Lilli.
    »Hattest du nicht gesagt, Darling sei ein Pony?«, wunderte sich Lilli. »Sie ist zwar ein bisschen kleiner als die anderen, aber trotzdem ganz schön groß …«
    »Darling ist ein Haflinger.« Wolke strich der Stute über die weichen Nüstern. »Haflinger zählen zu den Ponys.«
    »Hat mich jemand gerufen?« Der große Schimmel stand plötzlich wieder hinter Lilli und sah sie unschuldig an. Er wusste bestimmt genau, dass Wolke nicht ihn gerufen hatte, sondern Darling, aber er schien seine Neugier kaum bändigen zu können.
    Lilli lächelte. »Wie heißt du?«, fragte sie.
    »Ich bin Merlin, das berühmtbeste Pferd der Welt.«
    Lilli grinste. »Ich komme später zu dir, Merlin«, versprach sie. »Aber jetzt wollen wir uns erst mal mit Darling unterhalten.«
    »Ja-a-a, klar. Gut. Warum nicht?«, wieherte Merlin, machte aber keine Anstalten wegzugehen.
    »Bis später dann«, sagte Lilli.
    »Ja, bis später«, erwiderte Merlin und bewegte sich keinen Zentimeter vom Fleck.
    Lilli kratzte sich unschlüssig am Kopf, ging um den Schimmel herum, legte ihre Hände auf sein Hinterteil und begann, ihn in Richtung der Weide zu schieben. »Würdest du bitte …«, ächzte sie.
    »Oh! Sicher. Klar! Ich … äh … gehe dann mal.« Merlin kam langsam in Bewegung – wie in Zeitlupe setzte er einen Huf vor den anderen und schaute dabei nicht nach vorn, sondern verdrehte den Hals, um Lilli weiterhin ansehen zu können.
    »Vorsicht!«, rief Lilli. Widerwillig blickte der Schimmel nach vorn und konnte gerade noch Darling ausweichen, mit der er sonst
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