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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um
Autoren: Tanya Stewner
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die zwischen Weiden lagen. Das musste der Reiterhof sein! Auf den Koppeln standen vereinzelt ein paar Pferde, die friedlich grasten. Die Wiesen waren von den heißen Sommermonaten ganz ausgebleicht, und Lilli fragte sich, wie viel fressbares Gras die Pferde dort überhaupt noch fanden.
    Je näher Lilli und Jesahja kamen, desto mehr fiel ihnen auf, wie still es war. Vor dem Reiterhof standen keine Autos, und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Als Lilli und Jesahja ihre Räder abstellten, trat jedoch eine Frau aus dem Hauptgebäude. Sie war groß und schlank, hatte braune Haare und trug Stiefel, Latzhosen und eine Baseballmütze. »Hallo, ich bin Slavika Jansen«, stellte sie sich vor. Sie musste Wolkes Mutter sein. »Habt ihr einen Termin?«, fragte sie freundlich und mit einem leichten Akzent.
    »Nein, wir sind von Wolke eingeladen worden«, erwiderte Jesahja.
    »Oh, tatsächlich?« Die Frau lachte. »Das wundert mich aber! Gleich am ersten Schultag hat sie euch eingeladen? Wolke ist normalerweise eher schüchtern …«
    Da trat Wolke aus dem Haus. Sie wurde von einer sehr hübschen blonden Frau in Arbeitshosen begleitet.
    »Da seid ihr ja schon!«, rief Wolke und kam näher. Dass Jesahja tatsächlich mitgekommen war, schien sie zu überraschen und zu freuen. Lilli fiel auf, dass Wolke an einer Kette um den Hals einen Anhänger trug, den sie am Morgen in der Schule noch nicht getragen hatte – ein kleines bronzefarbenes Pferd.
    Wolke fasste mit der Hand an den Anhänger. »Den hat meine Mutter mir zum Schulanfang geschenkt.« Sie strahlte die blonde Frau an. Diese wandte sich lächelnd an Lilli und Jesahja. »Hallo, ich bin Annabell Jansen.«
    Lilli blickte verwirrt von der braunhaarigen Frau mit der Baseballmütze zu der blonden Dame. Welche von beiden war Wolkes Mutter?
    Wolke bemerkte Lillis Blick. Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Slavika und meine Mutter sind verheiratet«, sagte sie.
    »Ach so«, murmelte Lilli und wusste nicht, was sie sonst dazu sagen sollte.
    Annabell und Slavika musterten Lilli und Jesahja aufmerksam. »Wenn ihr uns irgendetwas dazu fragen möchtet, könnt ihr das gern machen«, bot Slavika an.
    Lilli überlegte. Ihr fiel nichts ein. »Wo sind denn die Pferde?«, fragte sie stattdessen.
    »Ich zeig sie euch!« Schon lief Wolke los, und Lilli und Jesahja beeilten sich hinterherzukommen. Sie rannten an zahllosen verwaisten Ställen vorüber. Lilli wunderte sich. Überall herrschte gähnende Leere! Wolke spurtete einen kleinen Pfad entlang, der zu den Koppeln führte. Hier graste eine Handvoll Pferde. Als sie näher kamen, hob eines nach dem anderen den Kopf und blickte gebannt in Lillis Richtung. Lilli verlangsamte ihre Schritte. Wolke wusste noch nichts von ihrer außergewöhnlichen Beziehung zu Tieren, aber es sah so aus, als würde sich das bald ändern. Da Wolke auf Lillis Schule ging, würde sie früher oder später sowieso erfahren, was an ihrer Tischnachbarin anders war, denn inzwischen wussten in der Schule alle Bescheid. Dies war also der beste Zeitpunkt, um Wolke in ihr Geheimnis einzuweihen.
    Wolke runzelte die Stirn. »Was ist denn mit den Pferden los?« Keines der Tiere rührte sich. Sie standen da wie Statuen aus Stein und gafften zu ihnen herüber.
    Lilli, Jesahja und Wolke betraten die Koppel durch ein Gatter. »Darling!«, rief Wolke einem fuchsfarbenen Pferd mit flachsblonder Mähne zu. »Komm her!«
    Das Pferd zuckte mit dem linken Ohr, bewegte sich aber keinen Zentimeter von der Stelle. Auf Wolkes Gesicht zeichnete sich Verwirrung ab. »So etwas hat sie noch nie gemacht …«
    Jesahja warf Lilli einen auffordernden Blick zu, und Lilli nickte. »Wolke, ich muss dir was sagen«, begann sie. »Das mit den Pferden hat damit zu tun, dass …«
    Sobald die Pferde Lillis Stimme hörten, schien es, als erschüttere sie ein Beben. Ein paar schüttelten den Kopf, als wollten sie ihren Ohren nicht trauen, andere stampften unruhig mit den Hufen auf. Wolke bemerkte die plötzliche Unruhe der Pferde. Mit verblüffter Miene beobachtete sie, wie einige der Tiere die Nüstern aufblähten, als wollten sie einen Geruch aufnehmen. Ein Pferd – ein großer, schöner Schimmel – reckte sich dabei so weit in ihre Richtung, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. »Hier geht irgendetwas Merkwürdiges vor sich …«, murmelte Wolke.
    »Ich glaube, das liegt an mir«, gestand Lilli.
    »Was?« Wolke rückte ihre Brille zurecht. »Wieso?«
    »Ich …« Lilli
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