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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life
Autoren: Keith Richards
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mehr zu, und schließlich holte das Personal die Polizei. Beim Wegfahren sehen wir noch ein schwarzes Auto ohne Nummernschild am Straßenrand stehen, und kaum sind wir zwanzig Meter weit gekommen, gehen die Sirenen los, das Blaulicht blinkt, und wir haben ihre Knarren vor der Nase.
    Ich trug eine Jeanskappe mit lauter kleinen Taschen, und jede war prall gefüllt mit Dope. In unserem Auto musste man nur die Verkleidung abmontieren, um auf Plastikbeutel voller Kokain und
Gras, Peyote und Meskalin zu stoßen. Großer Gott, wie sollten wir uns da je wieder rauswinden? Zu einem schlimmeren Zeitpunkt hätten wir gar nicht verhaftet werden können. Es grenzte an ein Wunder, dass wir für die Tour überhaupt in die Staaten gelassen worden waren. In den Großstädten wusste jede Polizeiwache, dass unsere Visa mit einem Rattenschwanz von Bedingungen verbunden waren, die Bill Carter während der vergangenen zwei Jahre in unzähligen Ferngesprächen mit dem Außenministerium und der Einwanderungsbehörde ausgehandelt hatte. Allererste Voraussetzung war selbstverständlich, dass wir nicht mit Rauschmitteln verhaftet wurden. Carter hatte dafür zu bürgen.
    Das ganz harte Zeug nahm ich damals nicht; für die Tour wollte ich clean sein. Natürlich hätte ich den Stoff auch im Flugzeug transportieren können. Allein schon deshalb kann ich bis heute nicht verstehen, warum ich den ganzen Shit unbedingt mit mir rumschleppen und es drauf ankommen lassen musste. Verschiedene Leute hatten mir das Zeug in Memphis gegeben, und ich wollte mich um keinen Preis schon im Flieger davon trennen. Warum musste ich es bloß ins Auto laden wie ein blöder Dealer? Vielleicht hatte ich im Flugzeug einfach nicht geschaltet. Ich weiß noch, dass ich im Wagen einige Zeit damit zubrachte, die Verkleidung abzumachen und das Zeug reinzustopfen. Dabei war ich auf Peyote gar nicht so scharf.
    In den Taschen der Kappe steckt also Haschisch, Amobarbital, ein bisschen Koks. Ich grüße die Polizisten, indem ich die Kappe schwenke und dabei Pillen und Hasch in die Büsche schleudere. »Hallo, Officer«, (schwenk). »Oh, habe ich etwa gegen ein hiesiges Gesetz verstoßen? Das tut mir leid. Ich komme aus England. Bin ich auf der falschen Straßenseite gefahren?« Und schon hast du sie in der Defensive, und der Shit ist auch weg. Leider nicht der ganze Shit.

    Mitten auf dem Rücksitz entdeckten sie ein Jagdmesser, das sie später in der Beweisführung als »versteckte Waffe« bezeichnen würden, die dreckigen Lügner. Jedenfalls mussten wir ihnen zu einer Parkgarage unter dem Rathaus folgen. Auf der Fahrt behielten sie uns natürlich scharf im Auge und sahen, wie wir noch ein bisschen Stoff aus dem Fenster warfen.
    Nach unserer Ankunft in der Garage untersuchten sie das Auto nicht sofort. An Ronnie erging der Befehl: »Okay, Sie steigen in den Wagen und holen das Zeug raus.« Ronnie hatte eine kleine Handtasche oder so was Ähnliches im Auto, aber er stopfte seinen ganzen Shit lieber rasch in eine Kleenex-Schachtel. Als er wieder zum Vorschein kam, zischte er mir zu: »Unterm Fahrersitz.« Als ich dran war, war im Wagen nichts mehr zu sehen. Ich hätte also nur geschäftig rummachen und dabei die Schachtel verschwinden lassen müssen. Dummerweise wusste ich aber ums Verrecken nicht, wie ich das anstellen sollte. Schließlich knüllte ich sie zusammen und steckte sie unter den Rücksitz. Als ich wieder ausstieg, erklärte ich, dass ich nichts hätte. Mir ist bis heute rätselhaft, warum sie das Auto nicht gleich auseinandergenommen haben.
    Mittlerweile war ihnen klargeworden, wen sie da im Käscher hatten (»Duglaubstesnich: Wir haben ein paar von denen lebendig erwischt«), doch plötzlich schienen sie nicht mehr zu wissen, was sie mit diesen internationalen Stars anfangen sollten. Also forderten sie Verstärkung aus dem ganzen Bundesstaat an. Auch über die Art der Anklage waren sie sich unschlüssig. Und sie wussten, dass wir versuchten, Bill Carter zu erreichen, was sie komplett verunsicherte, denn das hier war Bill Carters Vorgarten. Er war in der Nachbarstadt Rector aufgewachsen und kannte jeden Polizeibeamten, jeden Sheriff, jeden Staatsanwalt, alle wichtigen Politiker. Wahrscheinlich bereuten sie schon, dass sie die Nachricht von ihrem tollen Fang so großkotzig an die Agenturen rausgegeben hatten.
Die landesweiten Medien versammelten sich bereits vor dem Gerichtsgebäude - ein Fernsehsender aus Dallas hatte sogar einen Learjet gemietet, um die Pole-Position
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