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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life
Autoren: Keith Richards
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worden war. Sonst wäre die Durchsuchung nicht legal, und der Fall würde auch dann verworfen, wenn das Zeug doch gefunden wurde. Sie hätten den Kofferraum öffnen dürfen, wenn sie durch das Autofenster verbotene Dinge erspäht hätten, aber sie hatten nichts gesehen. Die Sache mit der »Glaubhaftmachung« sorgte dann für den Brüllwettbewerb, der immer wieder zwischen den verschiedenen Beamten ausbrach, während sich der Nachmittag hinzog. Zunächst machte Carter klar, dass es sich seiner Meinung nach um eine getürkte Anschuldigung handele. Um einen glaubhaften Fall zu erfinden, behauptete der Bulle, der mich verhaftet hatte, er habe, als wir vom Parkplatz fuhren, durch unser offenes Autofenster Marihuanarauch gerochen. Deshalb hätten sie das Recht, den Kofferraum zu öffnen. »Die glauben offenbar, dass sie es mit dem letzten Hinterwäldler zu tun haben«, sagte uns Carter. Im Klartext: In der
einen Minute, die zwischen dem Verlassen des Restaurants und der Abfahrt lag, war angeblich Zeit genug gewesen, sich einen Joint zu drehen, ihn anzuzünden und damit das Auto so vollzuqualmen, dass es aus mehreren Metern Entfernung zu riechen war. Deswegen hätten sie uns verhaftet, hieß es. Allein das zerstörte die Glaubwürdigkeit der Beweise, die die Polizei vorgebracht hatte. Carter besprach das Ganze mit einem bereits wutschnaubenden Polizeichef, dessen Stadt sich im Belagerungszustand befand, der aber genau wusste, dass er unser ausverkauftes Konzert am nächsten Abend im Cotton Bowl in Dallas verhindern konnte, wenn er uns in Fordyce festhielt. Für Carter und uns war Polizeichef Bill Gober der klassische Redneck-Bulle, die Bibelgürtel-Version meiner Freunde von der Polizeiwache in Chelsea, die nur darauf lauerten, das Gesetz zu umgehen und ihre Macht zu missbrauchen. Gober empfand die Rolling Stones als persönliche Beleidigung - ihre Klamotten, ihre Haare, alles, was sie vertraten, ihre Musik und vor allem ihre Verachtung jeder Form von Autorität. Insubordination. Sogar Elvis sagte: »Yes, Sir.« Nur diese langhaarigen Penner nicht. Carter drohte ihm zwar damit, die Sache bis zum Obersten Gerichtshof durchzufechten, aber Gober kümmerte sich nicht darum und machte den Kofferraum auf. Als der Kofferraum endlich offen war, kam der echte Brüller. Wir hätten uns bepissen können vor Lachen.
    Als wir Tennessee, wo es im Wesentlichen abstinent zuging, verlassen hatten und über den Fluss nach West Memphis, also nach Arkansas fuhren, stießen wir auf Läden, die Schnaps in braunen Papiertüten verkauften, in der Regel schwarzgebrannten. In einem dieser Läden waren Ronnie und ich schier durchgedreht und hatten jede Flasche Bourbon gekauft, wenn sie nur einen skurrilen Namen hatte - Flying Cock, Fighting Cock, the Grey Major -, und dazu lauter kleine Flachmänner, alle mit handbeschrifteten, exotischen Etiketten. Deshalb hatten wir jetzt über sechzig von diesen
Pullen im Kofferraum stehen. Prompt wurden wir als Alkoholschmuggler verdächtigt. »Nein, die haben wir gekauft, ist alles bezahlt.« Ich glaube, diese Unmenge Fusel hat sie ziemlich durcheinandergebracht. Wir reden hier schließlich von den Siebzigern, als Alkis nichts mit Kiffern zu tun hatten. Da wurde eine klare Linie gezogen. »Wenigstens sind die Kerle richtige Männer und trinken Whiskey.«
    Doch dann entdeckten sie Freddies Aktenkoffer, der verschlossen war. Er behauptete, er habe die Kombination vergessen. Sie brachen also das Schloss auf, und natürlich fanden sie zwei kleine Döschen mit pharmazeutischem Kokain. Gober glaubte, jetzt hätte er uns, oder zumindest Freddie.
    Es dauerte einige Zeit, bis wir den zuständigen Richter auftreiben konnten. Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Richter hatte den Tag auf dem Golfplatz verbracht und getrunken. Inzwischen war er sternhagelvoll.
    Von nun an schwankt die Geschichte zwischen Komödie, absurdem Theater und Keystone Kops -Polizeiklamotte. Der Richter nahm hinter seinem Tisch Platz, und die verschiedenen Anwälte und Bullen versuchten, ihn von ihrer jeweiligen Vorstellung von Recht und Gesetz zu überzeugen. Gober wollte den Richter natürlich dazu bringen, die Durchsuchung und den Kokainfund für legal zu erklären, so dass er uns alle wegen schwerer Vergehen hätte festhalten können - sprich: Wir sollten in den Bau wandern. Von diesem winzig kleinen juristischen Knackpunkt hing also die Zukunft der Rolling Stones ab, jedenfalls in den Vereinigten Staaten.
    Das Weitere spielte sich ziemlich
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