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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life
Autoren: Keith Richards
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nahm, unterzog ich mich mehreren medizinischen Tests. Und zwar beim selben Pariser Arzt, der mich schon mehrfach für clean erklärt hatte. Dann trat Nixon zurück. Und Carter bat den obersten Beamten um ein Treffen, damit er sich im Gespräch mit Mick selber ein Urteil bilden konnte. Mick zieht natürlich seinen besten Anzug an und dem Mann mit seinem Charme die Schuhe aus. Mick ist so was von wandlungsfähig, dafür liebe ich ihn. Er könnte ohne weiteres eine philosophische Diskussion mit Sartre führen. Auf Französisch! Und mit Kommunalgrößen ist er besonders gut. Carter erzählte mir, er habe die Visa extra nicht in New York oder Washington beantragt, sondern in Memphis, wo alles etwas ruhiger ablief. Deshalb diese erstaunliche Kehrtwende. Einreiseerlaubnis und Visum wurden sofort erteilt, allerdings nur unter einer Bedingung: dass Bill Carter mit den Stones auf Tournee ging und der Regierung persönlich dafür geradestand, dass es weder zu Ausschreitungen noch irgendwelchen anderen illegalen Aktivitäten kam. (Eine weitere Bedingung war, dass uns ein Arzt begleitete - von ihm wird später noch die Rede sein. Auf dieser Tour wurde er drogensüchtig und brannte mit einem Groupie durch.)
    Carter hatte sie beruhigen können, indem er ihnen anbot, die Tour im Stil des Secret Service und zusammen mit der Polizei zu organisieren. Seine anderen Kontakte machten es möglich, dass wir gewarnt wurden, wenn uns die Polizei hochgehen lassen wollte. Damit rettete er uns mehrfach den Arsch.

    Durch die Demonstrationen und Antikriegsmärsche während Nixons Amtszeit war das Klima seit der Tournee von 1972 um einiges rauer geworden. Eine Kostprobe bekamen wir am 3. Juni in San Antonio. Das war die Tour mit dem riesigen aufblasbaren Schwanz. Der Schwanz stieg über der Bühne auf, während Mick »Starfucker« sang. Und er war toll, der Schwanz, allerdings mussten wir das später büßen, weil Mick, um seine Unsicherheit zu kaschieren, von da an auf jeder Tour solche Requisiten haben wollte. In Memphis wollten wir mordsmäßig was veranstalten und Elefanten auftreten lassen, aber dann krachten sie durch die Absperrungen und schissen bei der Probe die Bühne voll, weshalb wir lieber darauf verzichteten. Bei unseren Eröffnungskonzerten in Baton Rouge hatten wir keinerlei Schwierigkeiten mit dem Schwanz. Doch für die Bullen, die es schon aufgegeben hatten, uns im Hotel, unterwegs oder in der Garderobe zu verhaften, war das Ding einfach zu verlockend. Sie konnten uns eigentlich nur mehr auf der Bühne festnageln. Also drohten sie damit, Mick festzunehmen, wenn er den Schwanz an diesem Abend aufsteigen ließ, was zu einer bedrohlichen Pattsituation führte. Carter warnte sie, dass die Fans womöglich die Arena abfackeln würden. Er hatte ein bisschen die Stimmung getestet und war zu dem Schluss gekommen, dass die Fans sich das nicht gefallen lassen würden. Am Ende entschied sich Mick, Rücksicht auf die Gefühle der Verantwortlichen zu nehmen, und darum gab es in San Antonio keinen Ständer. In Memphis drohte Mick die Festnahme, weil er die Worte »Starfucker, Starfucker« gesungen hatte, aber Carter bremste die Bullen aus, indem er ihnen eine Liste der Musikstücke vorlegte, die der Lokalsender gespielt hatte: Sie hatten das Stück zwei Jahre lang gesendet, ohne dass jemand dagegen protestiert hatte. In jeder Stadt musste Carter erleben, wie die Polizei zu illegalen Mitteln griff, wie sie gegen Gesetze verstieß, wie sie Festnahmen
ohne Haftbefehl versuchte und Durchsuchungen ohne begründeten Verdacht durchführte - und er war fest entschlossen, sich mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen.
     
    Es war also bereits einiges zusammengekommen, als Carter endlich mit dem Richter im Schlepptau in Fordyce eintraf. In der Stadt hatte sich ein beeindruckendes Presseaufgebot eingefunden. Straßensperren sollten weitere Neugierige fernhalten. Die Polizisten brannten darauf, den Kofferraum zu öffnen, da sie davon überzeugt waren, dort Drogen zu finden. Als Erstes wurde mir »rücksichtsloses Fahren« vorgeworfen, weil die Reifen gequietscht und etwas Kies aufgewühlt hatten, als wir den Parkplatz vor dem Restaurant verließen. Zwanzig Meter »rücksichtsloses Fahren«. Zweite Beschuldigung: Ich hätte eine »versteckte Waffe«, das Jagdmesser, bei mir gehabt. Doch um den Kofferraum legal zu öffnen, mussten sie den Verdacht »glaubhaft machen«, also Beweise oder zumindest Anhaltspunkte dafür vorbringen, dass ein Verbrechen begangen
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