Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life
Autoren: Keith Richards
Vom Netzwerk:
Recht habe. Die Untersuchung dürfe keinesfalls beginnen, ehe er eingetroffen sei. Damit passierte die nächsten zwei Stunden: nichts.
    Seit dem College hatte Bill Carter bei sämtlichen Wahlkämpfen mitgemischt und kannte deshalb praktisch jeden wichtigen Mann im Bundesstaat. Aus den Leuten, für die er in Arkansas gearbeitet
hatte, waren einige der einflussreichsten Demokraten in Washington geworden. Sein Ziehvater war Wilbur Mills aus Kensett, der Vorsitzende des Committee on Ways and Means im Repräsentantenhaus, also der zweitmächtigste Mann nach dem Präsidenten.
    Carters Eltern waren arm gewesen. Während des Koreakriegs ging er zur Air Force, finanzierte sich das Jurastudium mit der Kohle, die er als GI bekam, und als die aufgebraucht war, ging er zum Secret Service und landete schließlich bei Kennedys Sicherheitstruppe. An dem besagten Tag war er nicht in Dallas, sondern befand sich auf einem Fortbildungskurs. Aber sonst hatte er Kennedy ständig begleitet, hatte seine Reisen vorbereitet und kannte alle wichtigen Figuren in jedem Staat, den Kennedy besuchte. Der Herzschlag der Macht war ihm vertraut. Nach Kennedys Tod untersuchte er den Mord für die Warren Commission, um anschließend in Little Rock seine eigene Kanzlei zu eröffnen, wo er eine Art Volksanwalt wurde. Carter fürchtete nichts und niemanden. Er kämpfte leidenschaftlich für Recht und Gesetz, für die korrekte Befolgung der Regeln, streng nach der Verfassung - darüber hielt er bei der Polizei Vorträge. Er war Verteidiger geworden, erklärte er mir, weil er die Polizisten satthatte, die systematisch ihre Macht missbrauchten und die Gesetze nach Lust und Laune handhabten - mit anderen Worten fast alle, die er auf einer Tournee der Rolling Stones traf, in fast jeder Stadt. Carter war der geborene Verbündete.
    Seine Kontakte in Washington waren seine Trumpfkarte, als man uns 1973 das Visum für die USA verweigerte. Als Carter am Ende jenes Jahres zum ersten Mal wegen uns nach Washington fuhr, stellte er fest, dass die Nixon-Doktrin weiterhin galt und in der Bürokratie bis ganz nach unten befolgt wurde. Man erklärte ihm hochoffiziell, dass die Rolling Stones nie wieder in den Vereinigten
Staaten auftreten würden. Abgesehen davon, dass wir die gefährlichste Rock’n’Roll-Band der Welt waren, weil wir Ausschreitungen auslösten, für schlimmes Fehlverhalten und Missachtung der Gesetze sorgten, wurde uns zudem ziemlich verübelt, dass sich Mick als Uncle Sam in den Stars and Stripes, der amerikanischen Flagge, auf der Bühne gezeigt hatte. Das allein reichte schon, um ihm die Einreise zu verweigern. Immerhin: die US-Fahne! Da musste man sehr vorsichtig sein. Brian Jones wurde in den Sechzigern mal festgenommen, ich glaube in Syracuse im Staat New York, weil er eine amerikanische Flagge aufgehoben hatte, die hinter der Bühne herumlag. Er hängte sie sich um die Schultern, aber ein Zipfel schleifte noch auf dem Boden. Das war nach dem Auftritt, wir waren bereits auf dem Weg nach draußen, aber die Polizei-Eskorte drängte uns alle in eine Wache, wo sie zu schreien anfingen: »Die Flagge über den Boden schleifen! Ihr entehrt die Nation! Das ist Volksverhetzung!«
    Obendrein verwiesen die Behörden auf mein Strafregister - da war nichts zu machen. Jeder wusste genau, dass ich ein Junkie war; wenn die Zeitungen über mich schrieben, dann darüber. Gerade erst war ich wieder wegen Drogenbesitz verurteilt worden, außerdem Oktober 1973 in England, und davor in Frankreich, 1972, ebenfalls wegen Drogenbesitz. Als Carter mit seiner Kampagne begann, kochte gerade die Sache mit Watergate hoch. Ein paar von Nixons Handlangern saßen schon im Knast, und zusammen mit Haldeman, Mitchell und Co. sollte Nixon selbst bald stürzen - manche von denen hatten gemeinsam mit dem FBI schon an der hinterhältigen Kampagne gegen John Lennon mitgewirkt.
    Carters entscheidendes Plus bei der Einwanderungsbehörde bestand darin, dass er einer von ihnen war, dass er aus der Strafverfolgung kam; darüber hinaus genoss er hohes Ansehen, weil er für
Kennedy gearbeitet hatte. Er sagte brav: »Ich weiß doch, wie ihr euch fühlt, Jungs«, und bat dann einfach um eine Anhörung, denn seiner Meinung nach wurden wir nicht fair behandelt. Er arbeitete sich langsam vor, eine monatelange Schufterei. Den unteren Instanzen widmete er die meiste Aufmerksamkeit, da er wusste, dass die mit irgendwelchen Formalitäten alles blockieren konnten. Um zu beweisen, dass ich keine Drogen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher