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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition)
Autoren: K.A. Milne
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zu sehen, die mir meine Hemmungen nahm. Ich holte tief Luft. »Ich möchte Songs schreiben.«
    Entgegen ihrem Versprechen lachte Anna kurz auf. »Und warum hast du deshalb Angst, ausgelacht zu werden? Klingt doch plausibel für einen ausgebildeten Musiker. Was für Songs hast du im Sinn? Das klassische Lied oder eher was Modernes?«
    »Hm … was Modernes, könnte man sagen.«
    »Wie modern?«
    »So modern wie möglich. Ich habe ein Faible für Rock-Balladen. Aber an Country-Songs würde ich mich auch gern versuchen.«
    »Ah«, entfuhr es ihr beinahe automatisch. Sie sah mich einen Augenblick an, fixierte meine etwas kleineren braunen Augen mit ihren großen blauen und erwiderte dann: »Du bist auf dem richtigen Weg, Ethan. Wenn das dein Traum ist, dann mach ihn wahr.« Sie hielt inne und neigte leicht fragend den Kopf: »Aber wenn das immer schon dein Traum war, warum hast du dann so lange studiert?«
    »Um meinen musikalischen Fähigkeiten den letzten Schliff zu geben? Um meinen Horizont zu erweitern? Um aus einem Ort irgendwo in der Walachei rauszukommen? Such’s dir aus!«
    Sie kicherte. »Klingt irgendwie vertraut.«
    Wie sich herausstellte, hatte Anna einen ähnlichen Werdegang hinter sich. Kunst, und vor allem Malerei, hatte sie von jeher interessiert. Es war daher kaum überraschend, dass sie mit einem Abschluss in Kunstgeschichte von der Universität von South California abging. Allerdings hatte sie nicht die Absicht, Kunstgeschichte zu ihrem Beruf zu machen. Sie wollte Kinderbücher schreiben und illustrieren.
    »Aber wer soll zukünftigen Generationen von Friedensoundso Hundertwasser erzählen, wenn nicht du?«, neckte ich.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass Herrn Friedensoundsos Werk für sich selbst spricht«, konterte sie. »Beethovens Neunte wird auch weiter gespielt werden, ohne dass du sie in den nächsten dreißig Jahren vor Schülern in ihre Einzelteile zerlegst.«
    »Touché.«
    Wir redeten und lachten noch eine gute halbe Stunde, dann rief uns Magda zur Ordnung. »Meine Eltern wollen mit uns essen gehen. Wenn wir uns jetzt nicht auf den Weg machen, kommen wir zu spät.«
    Es widerstrebte mir, die gemeinsame Zeit so schnell zu beenden. Also begleitete ich die beiden Mädchen einige Haltestellen weit mit der U6 bis zu Magdas Wohnhaus. Bevor die beiden hineingingen, nahm Anna Magda beiseite und sprach leise mit ihr. Mit einem Strahlen wandte sie sich dann wieder mir zu. »Wir sind uns einig. Du bist kein verrückter Psycho. Außerdem ist dir sicher aufgefallen, dass Magda nicht gerade scharf darauf ist, in ihrer Heimatstadt den Fremdenführer zu spielen. Wir verlassen Wien in zwei Wochen und gehen auf eine Städtetour. Bis dahin hat sie nichts dagegen, wenn mir jemand anderer die Sehenswürdigkeiten Wiens zeigt. Also, was hältst du davon?«
    Mein Herzklopfen setzte augenblicklich wieder ein. Samt Schüttelfrost. Und Atemlosigkeit.
    Anna wollte Wien erkunden … mit mir !
    »Du kannst über mich verfügen. Mit Haut und Haaren«, antwortete ich, ohne zu registrieren, wie das klingen musste.
    Anna zuckte nicht mit der Wimper. »Danke … das nehme ich gern an.« Sie zögerte lange genug, um mich zu verunsichern. »Kannst du mich um neun Uhr abholen? Ich möchte früh los.«
    »Je früher, desto besser.« Es war mir egal, wenn das zu enthusiastisch klang. Ich war euphorisch. Restlos begeistert. Mein Herz klopfte. Ich konnte das alles kaum fassen.
    Anna wollte Wien erkunden. Mit mir !
    Am darauffolgenden Morgen stand ich pünktlich um acht Uhr neunundfünzig vor Magdas Mietshaus.
    Anna erwartete mich bereits an der Eingangstür. »Hast du heute wirklich Zeit für mich?«, fragte sie. »Hoffentlich schwänzt du nichts Wichtiges – an der Uni, meine ich.«
    Ich versuchte, nicht zu schuldbewusst zu wirken. »Hab mich bei meinem Professor krankgemeldet. Mit Fieber.« Und Atemnot und Schüttelfrost … »Außerdem findet heute nur eine Vorlesung statt. Nichts Wichtiges. Wirklich.«
    »Gut«, sagte sie nachdrücklich. Dann erkundigte sie sich, was ich mir vorgenommen hätte.
    »Hast du dir denn nichts Spezielles vorgestellt?«
    »Du bist der Fremdenführer. Ich lasse mich überraschen!«
    Den Vormittag verbrachten wir damit, uns eine Kirche anzusehen – wohl gemerkt – eine einzige Kirche. Es handelte sich um die Karlskirche, und Anna schien einfach alles darüber zu wissen – wer den Bau in Auftrag gegeben hatte und wann, welcher Baumeister sie entworfen hatte, welche Elemente typisch für den Stil des
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