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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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Leckerlis hatte sie ihn angelockt. Sie nannte ihn Sandro. Schließlich verlor er seine Angst und ließ sich von ihr streicheln. Da hatte sie ihn vorsichtig auf den Arm genommen und in ihr Auto verfrachtet. Die Tierhilfeorganisation kümmert sich um herrenlose Hunde in Spanien und versucht, sie vorwiegend in Deutschland an gute Plätze zu vermitteln. Für den Transport werden jeweils »Flugpaten« gesucht – freiwillige Betreuer, die ein Tier im Flugzeug mitnehmen und dann bei einer Kontaktstelle der Tierhilfeorganisation in Deutschland abgeben. Auch im Fall von Sandro hatte sich ein nettes Paar gefunden, das sich bereit erklärt hatte, den Welpen am Ende eines Spanienurlaubs nach München zu bringen.
    Als das Ehepaar S. am Münchner Flughafen im Erdinger Moos die Transportbox in Empfang nahm, war der kleine Hund in keinem guten Zustand. Er wirkte völlig verstört und hatte sich offensichtlich während des Flugs mehrfach übergeben. Sie luden die Transportbox zunächst ins Auto, das sie auf dem Langzeitparkplatzstehen gelassen hatten, verließen das Flughafengelände und hielten dann an einer Seitenstraße an. Sie wollten Sandro so schnell wie möglich aus seiner Transportbox befreien und einen Spaziergang mit ihm machen, damit er sich etwas bewegen und von den Strapazen der Reise erholen konnte. Doch als sie die Tür der Box öffneten, um dem Hund die Leine anzulegen, machte er plötzlich einen Satz nach vorne und schoss in Panik über eine Wiese davon.
    Alles Rufen half nichts, die beiden konnten nur noch hilflos zusehen, wie der kleine Golden Retriever in einem angrenzenden Wald verschwand. Sie schnappten sich ein paar Hundeleckerlis, um ihn damit anzulocken, sperrten das Auto ab und rannten über die Wiese zu der Stelle, wo der Welpe im Wald verschwunden war. Angestrengt hielten sie Ausschau. Es war nichts von ihm zu sehen. Sie durchforsteten das Waldstück und suchten die umliegenden Wiesen und Felder ab. Keine Spur von Sandro.
    Nach langem vergeblichen Suchen und Rufen fuhr das Paar schließlich nach Hause. Von dort aus riefen sie mich völlig verzweifelt in meinem Büro an und baten um Hilfe. Sie machten sich große Vorwürfe, dass Sandro ihnen entwischt war. Ich riet ihnen, erneut alles abzusuchen und darüber hinaus möglichst viele Aushänge in der Umgebung zu machen mit der Bitte, sich telefonisch zu melden, wenn jemand auf den Hund stieß. Aber sie sollten auch ausdrücklich darauf vermerken, dass man nicht versuchen sollte, ihn selbst einzufangen. Denn ein Hund in Panik lässt sich nicht fangen. Er wird nur noch mehr verängstigt, wenn er sich gejagt fühlt.
    Dann setzte ich mich sofort mit einigen Zeitungen inVerbindung, die das Münchner Tierheim bereits häufiger unterstützt hatten. Meine Ansprechpartner in den Redaktionen sagten mir zu, dass sie eine Vermisstenmeldung für Sandro veröffentlichen und darin die Leser bitten würden, sich sofort bei mir zu melden, falls jemand den Welpen irgendwo sah. Sobald ich wusste, wo der Hund sich in etwa aufhielt, konnte ich dort eine Futterstelle mit Nassfutter einrichten lassen. Wenn Sandro da öfters aufkreuzte, konnte man nach einer Weile auch eine Hundefalle aufstellen.
    Tagelang hörte ich nichts und machte mir große Sorgen um den Golden Retriever. Er war ja noch so klein und musste nun in einer völlig fremden Umgebung zurechtkommen. Je länger er auf sich alleine gestellt war, umso scheuer würde er werden. Das Warten wurde zur Qual. Es ist immer schlimm, wenn man nichts tun kann, außer abzuwarten. Endlich erhielt ich einen Anruf von einem Tierfreund, der den Welpen beim Spazierengehen im Erdinger Moos gesehen hatte. Wie zu erwarten, hatte Sandro einen sehr ängstlichen Eindruck gemacht und sich nicht von dem Mann anlocken lassen. Aber wenigstens wusste ich nun, dass er sich noch im weiteren Umfeld des Flughafens aufhielt.
    Der Spaziergänger erklärte sich sofort bereit, eine Futterstelle für den Welpen einzurichten und sie regelmäßig zu kontrollieren. Am nächsten Tag kam er wieder hin. Aber das Futter war nicht angerührt worden. Das war eine große Enttäuschung. Wir hatten uns schon solche Hoffnungen gemacht, dass wir den Bereich eingrenzen konnten, wo Sandro sich aufhielt. Nun sah es ganz so aus, als würden wir ihn erneut verlieren.
    Nachts rollte Sandro sich zum Schlafen unter den überhängenden Zweigen eines großen Strauchs am Waldrand zusammen. Tagsüber streifte er auf der Suche nach etwas Fressbarem umher. Aber hier im Wald, auf den
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