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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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Wiesen und Feldern fand er nicht viel. Ein in Butterbrotpapier gewickeltes Käsebrot, das einem Wanderer aus der Tasche gefallen war, ein paar Essensreste auf dem Misthaufen eines Bauernhofs, viel mehr war es nicht. Und dort gab es einen Schäferhund, dem er auch lieber aus dem Weg ging. Anders als in Spanien gab es hier keine Mülltüten mit Essensresten, die er plündern konnte. Er hatte auch nie gelernt, auf die Jagd zu gehen. Es war gar nicht nötig gewesen. Die Mäuse, Eichhörnchen und Kaninchen, die er sah, waren viel zu schnell für ihn. Sein Magen knurrte, wenn er an seinen Schlafplatz zurückkehrte, wo er sich einigermaßen sicher fühlte.
    Als er auf den Spaziergänger gestoßen war, der ihn mit sanfter Stimme anzulocken versuchte, hatte er sich trotz seines großen Hungers nicht getraut, näher zu kommen. Obwohl er wusste, dass er von diesem Menschen vielleicht etwas zu fressen bekommen konnte. Nach allem, was er erlebt hatte, hatte er viel zu große Angst. Seitdem er aus der Transportbox herausgesprungen und weggelaufen war, hatte Sandro sich also mit einem Minimum an Futter begnügen müssen. Von Tag zu Tag nagte der Hunger stärker an ihm. Nach einem langen vergeblichen Streifzug kehrte er wieder einmal mit leerem Magen zu seinem Schlafplatz zurück.
    In dieser Nacht aber kam er nicht zur Ruhe. Ein lautes Knacken in der Nähe weckte ihn auf. Er duckte sich auf den Boden, sein Herz klopfte. In der Ferne schrie ein Käuzchen, von überallher drangen die Geräusche der Nacht an Sandros feine Ohren. Er lauschte angestrengt. Da war es wieder, dieses laute Knacken ganz in der Nähe. Und ein bedrohliches Schnauben und Grunzen. Ein riesiger Schatten tauchte auf, ein Wildschweinkeiler, der auf das an den Wald angrenzende große Feld zusteuerte. So etwas hatte Sandro noch nie gesehen. Aber er wusste instinktiv, das konnte sehr gefährlich für ihn werden. Der Keiler bemerkte ihn nicht und zog vorbei. Sobald er ein Stück entfernt war, sprang der kleine Hund auf und rannte, so schnell er konnte, in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Er lief, bis der Morgen anbrach, als er in der Ferne die hellen Lichter des Flughafens erblickte. Solche Lichter hatte es in Spanien auch gegeben. Sie zogen ihn an, signalisierten Vertrautes, einen sicheren Unterschlupf, den er dringend benötigte. So gelangte er auf den Flughafenparkplatz. Er kroch unter ein Auto und irgendwie schaffte er es, auf die Vorderachse zu klettern und von dort aus in den Motorraum hineinzuschlüpfen. Hier war es zwar nicht besonders bequem und sehr eng, aber zumindest fühlte er sich einigermaßen geschützt. Er war so erschöpft, dass er sofort einschlief.
    Auch in den nächsten Tagen gab es kein weiteres Lebenszeichen von dem Hund. Er musste fast verhungert sein. Wovon hätte er sich denn ernähren sollen? Es konnte ihm weiß Gott was passiert sein. Ich war sehr in Sorge. Aber ich hatte ja keinerlei Anhaltspunkte, woder Welpe sich aufhielt. Da endlich erreichte mich ein Anruf in der Vermisstenstelle.
    Es war ein Mitarbeiter des Flughafens. Nach der Arbeit hatte er sich ins Auto gesetzt und auf den Heimweg gemacht. Nach ein paar Kilometern hörte er ein seltsames Wimmern. Er konnte sich nicht erklären, wodurch dieses Geräusch verursacht wurde. Also hielt er am Straßenrand an und stellte fest, es kam aus dem Motorraum. Er öffnete die Kühlerhaube und traute seinen Augen kaum. Eng an den Motor gequetscht, sah er, den jämmerlich winselnden Hund. Sofort versuchte er ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Der arme Kerl steckte nicht nur fest, er hatte sich auch leichte Verbrennungen durch den Motor zugezogen, der durch die Fahrt bereits heiß gelaufen war. Es kostete den Autofahrer einige Mühe, den gepeinigten Welpen möglichst behutsam aus dem Motorraum herauszubekommen. Er wollte ihm ja nicht wehtun. Endlich gelang es ihm, doch Sandro zappelte vor lauter Panik so stark, dass er dem Autofahrer entglitt. So wie das Ehepaar S. einige Tage zuvor konnte auch dieser Hundefreund nur noch zusehen, wie der Welpe mit wehenden Ohren davonschoss. Er suchte noch eine Weile nach ihm, aber ohne Erfolg.
    Als er mich anrief, überlegte ich, was ich tun konnte. Ich rief Frau Pina an, die im Erdinger Moos in der Nähe des Flughafens wohnt, und bat sie um Hilfe. Es handelt sich um eine »Katzenmama«, die ich bereits seit vielen Jahren kenne. Sie kümmert sich um herrenlose und entlaufene Katzen, bringt sie zum Tierarzt, falls sie verletzt sind, und lässt sie,
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