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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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nicht hinaufzusehen.«
    Herr B. drosselte das Tempo und ließ sich mit dem Wagen etwas zurückfallen, damit er selbst zum Dach des Lkw hinaufschauen konnte.
    »Sie ist noch da, Hanni«, sagte er rasch. »Gott sei Dank, sie konnte sich halten. Aber ich glaube, sie schafft das nicht mehr lange.«
    Frau B. stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Der Wagen des Ehepaars befand sich noch immer auf der Überholspur neben dem Lkw. Die Autobahn war stark befahren und auf diesem Streckenabschnitt nur zweispurig. Hinter ihnen hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. Der Fahrer des Wagens unmittelbar hinter ihnen hatte offensichtlich mitbekommen, was los war, und hielt Abstand, aber die darauffolgenden Autos begannen bereits zu hupen.
    »Wir können den Verkehr nicht länger blockieren«, sagte Herr B. nervös.
    »Ich habe eine Idee«, antwortete seine Frau und zog einen Zettel aus dem Handschuhfach. Darauf schrieb sie rasch mit Großbuchstaben KATZE! HINTEN!
    »Das könnte funktionieren«, sagte er. »Schau mal, da ist ein Hinweisschild. In zwei Kilometern kommt ein Parkplatz. Dort könnte der Lkw abfahren. Er muss unbedingt von der Autobahn runter. Ich werde versuchen, ihn dorthin zu lotsen. Egal wie!«
    »Ja, versuchen wir es, aber sei vorsichtig«, sagte seine Frau. »Halt bloß durch, Kätzchen.«
    Herr B. beschleunigte und schob sich an den vorderen Teil des Tanklasters heran. Wieder hupte er mehrfach, während seine Frau den Zettel gegen das Seitenfenster hielt und dem Fahrer gestikulierend verständlich zu machen versuchte, dass er beim Parkplatz abfahren sollte. Der Lkw-Fahrer begriff nicht. Es waren nur noch wenige Hundert Meter bis zur Parkplatzausfahrt. Da fasste Herr B. sich ein Herz, blinkte rechts und scherte knapp vor dem Lkw ein. Dann schaltete er den Warnblinker ein und reduzierte das Tempo immer mehr. Seine Frau streckte ihren Arm durch das geöffnete Seitenfenster und signalisierte dem Tankwagen-Fahrer, dass er rechts abbiegen sollte. Dem blieb nun nichts anderes mehr übrig, als abzubremsen und ebenfalls auf den Parkplatz zu fahren. Dort kamen die beiden Fahrzeuge zum Stehen.
    Der Lkw-Fahrer kletterte aus seinem Fahrerhäuschen und stapfte wütend auf die Senioren zu. Auch sie stiegen aus. Er baute sich vor ihnen auf, stemmte die Hände in die Hüften und wetterte: »Ich hoffe für Sie, dass das kein schlechter Scherz ist. Was fällt Ihnen ein, mich von der Autobahn abzudrängen. Und was soll der Spruch KATZE! HINTEN! bitte schön bedeuten?«
    »Entschuldigen Sie bitte vielmals«, erwiderte Frau B. »Es tut uns wirklich sehr leid, aber als Sie auf unser Hupen nicht reagiert haben, blieb uns keine andere Wahl. Ob Sie es glauben oder nicht, auf Ihrem Tankwagen ist eine Katze. Es sah so aus, als würde sie jeden Moment herunterfallen. Stellen Sie sich vor, die Katze wäre einem anderen Fahrer vors Auto gefallen. Wir mussten einfach etwas tun.«
    »Eine Katze auf meinem Tankwagen?«, brummte der Fahrer. »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ganz sicher«, antwortete Herr B. »Schauen Sie selbst.« Und ging zum hinteren Teil des Lkw. Die beiden anderen folgten ihm. Oben auf dem Tankdeckel krallte sich immer noch die Katze fest.
    »Ja, ist denn das die Möglichkeit!«, rief der Lkw-Fahrer. »So was habe ich auch noch nicht erlebt.« Er kletterte kurzerhand die Leiter zum Dach des Tanklasters hinauf, zog das zitternde Tier mit einer Hand sanft zu sich heran und trug es vorsichtig die Leiter hinunter. Es war ölverschmiert, mehr tot als lebendig und offensichtlich am Ende seiner Kräfte.
    »Na, das war ja wohl Rettung in letzter Minute«, murmelte der Lkw-Fahrer und fügte hinzu: »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie gerade so angefahren habe, aber ich konnte wirklich nicht wissen, dass ich einen blinden Passagier an Bord habe und so einen hübschennoch dazu.« Er kraulte die Katze, die erschöpft in seinen Armen lag.
    »Ja, sie ist wirklich hübsch«, sagte Frau B. »Solche dreifarbigen Katzen nennt man auch Glückskatzen. Und in diesem Fall passt der Name wirklich. Was für ein Glück, dass wir sie noch rechtzeitig bemerkt haben. Wie lange sind Sie denn eigentlich schon unterwegs?«
    »Ich komme aus Oberbayern, genauer gesagt aus Obertaufkirchen, im Landkreis Mühldorf. Ich bin schon gute 200 Kilometer gefahren, ohne anzuhalten. Wahrscheinlich ist die Katze vom Dach einer Tankstelle auf das Fahrzeug geklettert. Du armes kleines Ding. Was musst du nur durchgemacht haben.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen,
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