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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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und streichelte sie. »Na, du Hübsche, wo kommst du denn her? Hast du dichetwa verlaufen?« Die Tigerkatze sah sehr gepflegt aus. Sie war wohlgenährt und hatte ein seidiges, glänzendes Fell. Sie schien auch nicht verletzt zu sein. Genießerisch kostete sie die Streicheleinheiten aus und schnurrte immer lauter. »Vielleicht hast du ja Hunger«, überlegte Frau M., »ich will mal nachsehen, ob ich etwas für dich finde.«
    In der Vorratskammer fand sie noch zwei Dosen Katzenfutter. Manchmal betreute sie in der Urlaubszeit die Katze der Nachbarn. Von der Reserve war noch etwas übrig. Sie stellte der Tigerkatze ein großes Schälchen auf den Boden, und die stürzte sich darauf und verschlang die Portion gierig.
    »Du musst aber großen Hunger haben«, meinte Frau M. und öffnete die zweite Futterdose. »Eine kleine Portion bekommst du noch, aber dann ist erst mal Schluss. Wir wollen ja nicht, dass du dich überfrisst, nicht wahr?« Auch den Nachschlag putzte die Katze in Windeseile weg. »Seltsam. Du siehst gar nicht verhungert aus. Trotzdem hast du so einen großen Appetit. Tja, wer weiß, vielleicht schmeckt es dir eben besonders gut. Das ist bei uns Menschen ja auch nicht anders«, sagte Frau M. schmunzelnd.
    Die Tigerkatze inspizierte die Wohnung nun genauer. Sie spazierte in den Flur und von dort aus genauso gelassen, wie sie ins Haus hereingekommen war, ins Schlafzimmer, sprang dort auf das Bett und ließ sich zufrieden auf den weichen Überwurf sinken. Sie rollte sich schnurrend zusammen und schloss die Augen.
    »Du scheinst ja sehr genau zu wissen, was du willst«, murmelte Frau M. leise. »Offenbar ist es an der Zeitfür deinen Mittagsschlaf. Na denn, wie es Ihnen beliebt, Majestät.« Während die Katze schlief, dachte Frau M. darüber nach, wo sie wohl hingehören mochte. Sie sah nicht wie eine Streunerin aus, so viel stand fest.
    Nach einem ausgiebigen Nickerchen suchte die Katze wieder die Nähe von Frau M. Sie ließ sich lange streicheln, marschierte dann zur Terrassentür und wollte hinausgelassen werden. Frau M. folgte der Aufforderung. Diese Katze schien wirklich in jeder Hinsicht zu wissen, was sie wollte.
    Dieser Ablauf wiederholte sich nun täglich. Jeden Vormittag stand die Tigerkatze vor Frau M.s Terrassentür und verlangte miauend Einlass. Abends verschwand sie wieder. Nach ein paar Tagen rief die Finderin bei mir an. Sie wusste ja nicht, ob das Tier vermisst wurde oder möglicherweise ausgesetzt worden war. Im Tierheim war allerdings keine Katze gemeldet worden, auf die ihre Beschreibung passte. Frau M. hängte auf meinen Rat hin zahlreiche Zettel in der Nachbarschaft aus. Doch niemand meldete sich.
    Daraufhin riet ich der Katzenliebhaberin, ein dehnbares Halsband zu kaufen und ihre Telefonnummer daran anzubringen. Man sollte Katzen nie ein festes Halsband umlegen, damit sie nicht irgendwo hängen bleiben und sich verletzen oder gar strangulieren. Frau M. befolgte diesen Rat und prompt meldete sich am nächsten Tag die Besitzerin der Katze bei ihr. Sie wohnte gar nicht weit entfernt im gleichen Ort. Frau B. hatte sich bereits große Sorgen gemacht, weil Minka, so hieß das Tier, zwar jeden Abend nach Hause kam, aber seit Tagen nichts mehr gefressen hatte. Sie dachte, sie seikrank, und wollte schon mit ihr zum Tierarzt gehen. Die beiden Frauen waren sehr erleichtert, als sich herausstellte, dass Minka quasi ein Doppelleben führte. Sie einigten sich, alles so zu belassen, wie die schlaue Katze es sich ausgesucht hatte. Wenn sie ein zweites Zuhause haben wollte, dann sollte es eben so sein. Und Frau M. freute sich über die Gesellschaft ihrer neuen Teilzeit-Mitbewohnerin. Sie brachte eine Katzenklappe an ihrer Eingangstür an, damit Minka jederzeit hinein konnte, um sich ihr Fressen abzuholen. Frau B. freute sich jeden Abend, wenn die kleine Feinschmeckerin wieder zu ihr zurückkam. Und Minka? Sie dürfte hochzufrieden darüber gewesen sein, dass sie nun zwei Frauchen hatte.

Entflogen
    Eines Morgens kam meine Kollegin, Frau Siri, ganz aufgeregt zu mir. Mr. Pim, ihr zahmer weißer Nymphensittich, war entflogen. Frau Siri hatte die Käfigtür aus Versehen nicht richtig verriegelt, sodass sie nur angelehnt war. Ohne dies zu bemerken, öffnete sie zum Lüften des Zimmers eine große Schiebetür und verließ kurz den Raum. Neugierig, wie er war, schlüpfte der hübsche Mr. Pim aus dem Käfig und nutzte die Gelegenheit für einen Rundflug. Leider flog er dabei ins Freie hinaus. Als Frau Siri
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