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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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überrascht, dass Detlef sich persönlich bei ihm meldete, und duzte ihn gleich. Eva hörte heraus, dass David nicht auf Rosen gebettet war und das Projekt ihn nicht nur vom künstlerischen Aspekt her brennend interessierte. Nun war es plötzlich nicht mehr ihre alleinige Angelegenheit, und sie musste abwägen, ob sie lieber Rücksicht auf Leonardos Seelchen oder auf Davids wirtschaftliche Situation nahm.
    Als sie David erklärte, sie habe ein paar persönliche Skrupel, flehte er sie geradezu an. »Wolli ist so super! Wir dürfen ihn der Welt nicht vorenthalten! In den Episoden steckt so viel therapeutisches Potenzial. Ich bin überzeugt, die helfen manche Depression zu lindern. Mensch, Detlef, das sind wir unseren schwulen Leidensgenossen schuldig.«
    »Wie gut kennst du den Herrn Stegmeier?«, fragte Eva.
    »Holger? Nicht sehr gut. Wir haben gemeinsame Freunde.«
    »Hältst du ihn für fair?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ganz einfach: Was bekommst du für deine Arbeit?«
    David nannte den Betrag. Ein Drittel dessen, was sie geboten bekam. David fand das in Ordnung, denn er meinte, Detlef sei ja der geistige Urheber.
    »Na ja, gewissermaßen. Aber ohne deine Arbeit wäre das Zeug doch nur die Hälfte Wert. Hast du schon unterschrieben?«
    »Nein, er wartet deine Zusage ab. Aber mündlich habe ich mich schon einverstanden erklärt.«
    »Hm. Er könnte schon noch was drauflegen … Aber jetzt sag ich dir ein paar Sachen. Zunächst mal: Ich heiße nicht Detlef, sondern Eva.« Sie hörte einen unterdrückten Schrei am Ende der Leitung. »Ich hoffe, das ist für dich kein allzu großes Problem!«
    »Nein, natürlich nicht, ich dachte nur, du hättest das selbst erlebt.«
    »Indirekt.«
    »Weiß Holger Bescheid?«
    »Noch nicht, ich wollte es ihm persönlich sagen. Schließlich bin ich nicht ganz unbekannt in der Branche. Allerdings sonst eher in der Frauensparte vertreten …«
    »Ist auch ein interessantes Gebiet.«
    »Sicher. Aber zu uns: Ich habe in meinem Vertrag schon einiges gestrichen. Vor allem, was die Weiterverwertung anbelangt. Und ich mache dir den Vorschlag, dass wir beide das Copyright nicht aus der Hand geben. Okay? Dann können wir einstreichen, was neben der Veröffentlichung in Male’s Body rüberkommt. Da steckt nämlich einiges drin. Und ich – das sag ich dir gleich – mach mit dir fifty-fifty.«
    »Hey!« Sein Freudenschrei zerriss ihr fast das Trommelfell. »Ist das dein Ernst?«
    Als sie bejahte, versprach er euphorisch, sich sofort an die Arbeit zu machen.
    Eva bearbeitete noch einmal den Vertrag und pokerte nicht ganz so hoch wie zunächst beabsichtigt – blieb jedoch in den für sie beide so wichtigen Punkten hart.

3

    Szenen einer dreifältigen Frauenfreundschaft I

     
    Es gibt Leute, die behaupten: Wenn drei Frauen beim Essen sitzen, vergehen keine fünf Minuten und sie reden über die neuste Diät.
    Sibylle, Eva und ich widersprechen diesem Vorurteil gründlich. Zugegeben, wenn die berühmte Fee an unser Bettchen träte und verkündete: »Zappzarappzappzapp, du nimmst drei Kilo ab!«, würde keine von uns die Gute zum Teufel jagen. Nicht, dass wir etwa zu viel auf den Rippen hätten, aber genau wie etwa achtundachtzig Prozent der Frauen aller Wohlstandsnationen bilden wir uns dergleichen ein. Weil wir von klein auf entsprechend manipuliert wurden. Von den allgegenwärtigen Krakenarmen eines Milliardenmarktes.
    Sibylle hält ihr Gewicht mit Chemie, Eva mit gesunder Ernährung und Sport und ich mit Vergesslichkeit. Wenn ich intensiv arbeite, denke ich einfach nicht ans Essen. Bei uns können also im Widerspruch zu dem gängigen Vorurteil vier, fünf Zusammenkünfte erfolgen, ohne dass auch nur ein Satz über Diät fällt. Wenn wir bei allen unseren Treffen jedoch ein Thema mit absoluter Sicherheit anschneiden, dann sind das Männer. Wir liefern unsere höchst persönliche Variante von Sex and the City – the City of Munich …

    Eva hat Sibylle und mich zu einem kleinen Festmahl in ihre Wohnung eingeladen, nachdem der Chefredakteur von Male’s Body sich schriftlich mit ihren Streichungen im Vertrag einverstanden erklärt hatte.
    Zum Aperitif wurden Champagner (Veuve Clicquot) und Kaviar (Beluga) mit Toast gereicht. Den Kaviar in einer Hundert-Gramm-Dose hat Sibylle mitgebracht und Eva serviert ihn stilgerecht in einem Kristallschälchen mit Perlmuttlöffel, das auf Eis gebettet in einem großen Silberpokal ruht. Das exklusive Geschirr hat sie von Sibylle geschenkt bekommen. Zum
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