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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition)
Autoren: Babsy Tom
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geklingelt und Georg hatte mich um eine persönliche Unterredung gebeten. Und da im Grunde nichts dagegen sprach, hatte ich ihm zugesagt, heute in der Agentur vorbeizukommen und stand nun ratlos vor meinem fast berstenden Kleiderschrank, der außer der Kleidergröße 36 leider kaum etwas hergab. Die letzten Wochen war ich ausschließlich in ausgeleierten Jogginganzügen durchs Leben gewandelt, was einerseits bequem war und andererseits meine Stimmungslage akzentuierte. Ich durchwühlte mein Refugium nach irgendetwas, das ich in der Öffentlichkeit tragen konnte, ohne gleichzeitig den Eindruck einer Presswurst zu erwecken. Irgendwann, irgendwo, hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen… fand ich eine gar nicht (so) hässliche, sehr weit geschnittene Tunika und passend dazu eine schwarze Stretchhose, in die ich mich mehr oder weniger hineinzwängte. Der Knopf ließ sich zwar nicht mehr schließen, aber die gar nicht (so) hässliche Tunika verdeckte diesen Umstand. Ich band mir einen Pferdeschwanz und während ich das tat, hatte ich plötzlich Schmetterlinge im Bauch . Was war das? Blähungen jetzt? Mir wurde schwindlig. Ich setzte mich kurz auf die Bettkante und hielt inne. Da war es wieder. Ein leises Anklopfen aus meinem Inneren. Ich zersprang fast vor Glück. Ich spürte die ersten Kindsbewegungen und eine Welle der Seligkeit erfasste mich. Während mir eine Träne der Rührung die Wange hinunter lief, galt mein erster Gedanke Tom. Ich wollte ihm unbedingt anvertrauen, dass mein Kind nach mir getreten hatte. Ich wollte seine Hand auf meinen Bauch legen und mit ihm das Wunder des Augenblickes teilen. Andererseits wusste ich, dass er – wie immer – zurückhaltend bis gar nicht reagieren würde. Ich hielt meinen Bauch fest, schloss die Augen und genoss noch einen Augenblick mein kleines Glück. Bevor ich ging, schaute ich ein letztes Mal in den Spiegel. Mir lächelte tapfer eine Frau entgegen, die ich nun schon etwas besser kannte. Es war eine Frau, die bald eine Mutter sein würde. An diesem denkwürdigen Tag, an dem mein Baby mir das erste Mal so bezaubernd Hallo gesagt hatte, würde mir nichts die Stimmung trüben können, oder vielleicht doch?
     
    Ich betrat die Agentur und wurde von einer blonden, jungen, pfirsichhäutigen Bohnenstange begrüßt: „Frau Plage, schön, dass Sie uns besuchen.“ Ich nickte kurz und kam mir bei ihrem soliden, 34er Anblick vor wie eine alte angegraute schwangere, fette Auster. Ergebnislos versuchte ich automatisch meinen Bauch einzuziehen und erntete einen sanften Tritt in die Blase, samt Harndrang. Prima! „Danke, können Sie mir sagen, wo ich Georg finde?“ Die Bohnenstange machte ein mildes Gesicht.
    „Klar, er ist in seinem Büro und erwartet Sie schon.“ Und wo bitte, ist sein verdammtes Büro , fragte mein angespanntes inneres Ich gestresst. Ich schaute mich nervös um. Vom Tresen gingen zwei Flure ab, die jeweils behangen waren mit verschiedenen Gemälden, auf denen sich motivisch Models in Haute Couture räkelten. Wieder hatte ich für einen kurzen Moment den Eindruck, die Szenerie schon einmal durchlebt zu haben. Mein Herzschlag beschleunigte sich jedes Mal, wenn sich dieser Zustand einstellte.
    „Das Büro von Georg ist den Gang hinunter, letztes Zimmer, Frau Plage.“ Die Bohnenstange holte mich aus meinen Gedanken und wies zum rechten Flur. Ich bedankte mich und watschelte in meinen bequemen Birkenstöckern nun Richtung Georgs Büro. Ich war nervös, fühlte mich irgendwie so, als würde ich gleich ein wichtiges Vorstellungsgespräch absolvieren müssen. Georg hatte mich in den letzten Wochen nicht bedrängt. Hin und wieder hatte er mir Blumen durch einen Boten zukommen lassen mit kleinen Grußkärtchen und den besten Wünschen, aber er hatte weder angerufen, noch mich mit SMSen belästigt. Ich war dankbar dafür. So musste ich mich nicht rechtfertigen. Die Blumen hatte ich jedes Mal mit nach oben genommen, damit Tom sich nicht provoziert fühlte. Kurz bevor ich Georgs Büro erreichte, öffnete sich plötzlich eine Tür und ich sah mich Gerome gegenüber.
    „Hey, hallo Penny! Wie schön, dich zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass du kommen wolltest.“ Gerome drückte mir rechts und links ein Küsschen auf die Wangen und freute sich offensichtlich ehrlich mich zu sehen: „Gut schaust du aus, vielleicht ein bisschen blass, oder?“ Er stupste mit dem Zeigefinger meine Nase, so wie es ein großer Bruder tun würde.
    „Danke Gerome“, fand ich meine
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