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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition)
Autoren: Babsy Tom
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blaue Augen mit dichtem Wimpernkranz und einen hübsch geschwungenen Mund mit vollen Lippen. Okay, ziemlich lädiert, aber Mutter Natur war nicht knickrig. Ich schürzte die Lippen, um meine Mimik zu betrachten.
    „Und?“, hakte die Oma nach, „fällt ihnen irgendwas ein?“ Ich schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. Ich legte den Spiegel beiseite und kramte das Handy hervor. Ich hielt ein Smartphone in den Händen, eines von den Guten, wie ich zu wissen glaubte. Ich drückte eine Taste und entsperrte es. Kein Pin! Gott sei Dank! Und funktionstüchtig! Prima! Akku fast  voll! Mein Glückstag!
    Ich navigierte in mein Telefonbuch und öffnete die Kontakte, die auf insgesamt sechsundfünfzig beziffert waren. Ich scrollte von einem zum anderen, aber nicht einer der gelisteten Namen kam mir auch nur im Ansatz vertraut vor. Ich öffnete die Favoriten: 1. Mutti, 2. Arschloch 3. Isabel Kleist, 4. Vera Junker, 5. Georg Fabig.
    Enttäuschender Weise lösten auch diese Namen nichts in mir aus. Ich klickte in die Anrufliste. Es wurden mir vier verpasste Anrufe vermeldet. Zweimal Isabel Kleist, einmal Georg Fabig und einmal Arschloch. Wer ist Arschloch und warum ruft es mich an? Viermal hatte man sich um mich gesorgt. Viermal wollte man mich sprechen. Mich. Penelope Plage. Zweimal davon Isabel Kleist. Während ich überlegte, wem ich ein erstes Lebenszeichen schenken würde, machte das Nachbarbett wieder auf sich aufmerksam.
    „Mein Name ist übrigens Luisa Klein. Also nur falls es Sie interessiert.“ Frau Klein war wohl ihrer heimlichen Leidenschaft überdrüssig geworden und wollte keinen Hehl mehr daraus machen, dass sie meine retrograde Amnesie um einiges unterhaltsamer fand. Luisa Klein war nur noch ein weiterer Name auf einer ellenlangen Liste, den es sich jetzt zu merken galt. Tatsächlich interessierte es mich nicht die Bohne, wie meine Bettnachbarin hieß, aber ich nickte ein weiteres Mal mit dem Kopf in ihre Richtung. „Wie ich heiße, haben Sie ja inzwischen mitgekriegt.“ Während Frau Klein wissend über ihre Lesebrille nickte, flog ein weiteres Mal die Tür auf. „Mittagessen!“, motzte die Schwester abgehetzt, die mich heute Morgen schon so unsanft aus meinen Träumen geholt hatte.
    „Einmal Kasseler für Frau Klein und Milchreis für sie Frau Plage. Bei Ihnen, Frau Plage, müssen wir uns etwas Zeit lassen mit dem Kostaufbau, also schön langsam essen und wenn Ihnen übel wird, bitte hier rein spucken. Ich habe keine Lust, nachher den Boden zu feudeln. Verstanden?“ Agnes, mit straff nach hinten gekämmter Fönwelle, mit welcher sie heute durchaus noch nach Rom oder Mailand hätte fliegen können, feuerte mir den Milchreis lieblos mit Schmackes auf meinen ausfahrbaren Nachttisch und warf mir eine Spuckschale daneben. Der sterbende Strauß Blumen erschrak derart, dass die ersten welken Blätter wie Zimt über meinen Milchreis rieselten. Die diensteifrige Agnes nahm davon keine Notiz. Sie war eilig! Aber „Achnes“, das passte! Auch wenn ich im Moment keine Agnes kannte! Außer der hier. Agnes knallte hinter sich die Tür zu und lehrte dem Nachbarzimmer das Gruseln.
    Ich sammelte das Welk vom Milchreis und fing an zu essen. Jetzt wo ich den Milchreis roch, bekam ich mächtig Appetit und mir war kein bisschen nach Spucken. Ich löffelte gierig den Milchreis und fand, er schmeckte über alle Maßen köstlich - für einen Nachtisch.
    „Sagen Sie mal, in welchem Krankenhaus liegen wir hier überhaupt?“, fragte ich, während ich mir leider schon den letzten Löffel Milchreis hinter die Binde kippte. Berlin, aber wo in Berlin? Bestimmt Berlin! Neugierig wartete ich eine Antwort ab.
    „Na, wir befinden uns im Krankenhaus am Westend in Charlottenburg-Wilmersdorf“, gab Oma Klein bereitwillig Auskunft, während sie ihr Kasseler erlegte. Sag ich doch! Berlin! Aber Krankenhaus am Westend? Kenn ich nicht. Mir sank der Mut.
    Ich schob den  leeren Teller und den Spucknapf beiseite und nahm erneut mein Handy in die Hand. Irgendwie fühlte ich mich durch die Anwesenheit von Frau Klein gestört. Ich wollte mein erstes Telefonat mit einer fremden Bekannten nicht in Gegenwart einer unbekannten Fremden führen. Aber ich hatte wohl keine andere Wahl. Ich seufzte. Isabel Kleist würde die Erste sein, die ich neu kennenlernen würde. Jetzt. Nervös betätigte ich die Anruftaste und horchte gespannt auf das Klingeln. Nach dem dritten Klingeln wurde abgenommen.
    „Sag mal Schnecke, wo steckst du denn bloß? Wolltest du
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