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Liebesnacht mit einem Mörder

Liebesnacht mit einem Mörder

Titel: Liebesnacht mit einem Mörder
Autoren: J. D. Robb
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Fußboden liegende Decke, warf sie über Peabody und schwang sich ebenfalls behände über die Fensterbank ins Freie.
    Ihre Knöchel brannten, als sie die letzten sechzig Zentimeter auf die Erde sprang, ihre Füße rutschten auf dem glatten Boden aus, sie stürzte schmerzhaft auf ein Knie und rappelte sich aber blitzschnell wieder auf. Sie konnte ihn sehen, wie er in Richtung Osten hinkte, sein leuchtend roter Anzug war wie ein Signal.
    »Polizei! Bleiben Sie stehen.« In dem Bewusstsein, dass sie sich ihren Atem hätte sparen können, hetzte sie hinter ihm her.
    Tausend Bienen summten durch ihr Hirn, tausend Bienen stachen sie schmerzlich in die Haut. Der Hass, den sie verspürte, war so hart und bitter, dass er sie innerlich verbrannte. Sie stopfte sich den Stunner in den Bund ihrer Hose. Sie würde nicht auf diesen Typen schießen, nein, sie würde ihn mit bloßen Händen packen und ihm zeigen, dass sie die Überlegenere war.
    Wie eine Tigerin sprang sie ihn von hinten an, und er schlug bäuchlings auf den Boden.
    Ohne es zu spüren, hieb sie besinnungslos mit Klauen und Fäusten auf ihn ein. Ohne es zu hören, verfluchte sie ihn keuchend bis in alle Ewigkeit.
    Dann rollte sie ihn auf den Rücken, zückte ihren Stunner und drückte ihn an seinen Hals.
    »Eve«, drang Roarkes ruhige Stimme an ihr Ohr.
    »Ich habe dir gesagt, dass du bei ihr bleiben sollst. Halt dich aus dieser Sache raus.« Sie starrte in Simons blutendes, tränennasses Gesicht, und bei Gott, sie sah ihren Vater.
    Die Wirkung ihrer Waffe war nur tödlich, wenn sie aus direkter Nähe eine Ader träfe. Eve presste sie noch stärker gegen seinen Hals. Und hätte liebend gerne abgedrückt.
    »Du hast ihn erwischt. Du hast ihn unschädlich gemacht.« Roarke ging neben ihr in die Hocke und sah ihr ins Gesicht. »Der nächste Schritt ist keiner, den du wirklich gehen willst. Er widerspräche allem, was du bist.«
    Ihr Finger lag bebend auf dem Abzug. Eisregen prasselte knisternd auf die Erde und stach in ihre Haut. »Vielleicht könnte ich so sein.«
    »Nein.« Er strich ihr sanft über den Kopf. »Das könntest du nicht.«
    »Nein.« Erschaudernd lenkte sie die Mündung ihrer Waffe um. »Das könnte ich nicht.«
    Während der Mann unter ihr nach seiner Mutter heulte, stand sie ermattet auf. Simon rollte sich auf dem Bürgersteig zusammen. Heiße Tränen verwischten die bunte Farbe in seinem Gesicht.
    Er war eine erbärmliche Gestalt.
    Geschlagen, zerstört, am Ende, dachte Eve.
    »Hol ein paar Beamte«, bat sie ihren Mann. »Ich habe keine Handschellen dabei.«
    »Ich aber.« Feeney hastete auf sie zu. »Ich hatte mein Handy noch immer auf ihre und auf McNabs Kanäle eingestellt. Er und ich sind direkt nach euch beiden in ihrer Wohnung angekommen.« Er musterte sie aufmerksam. »Gute Arbeit, Dallas. Ich nehme dir den Typen ab, damit du nach deiner Assistentin sehen kannst.«
    »Ja, okay.« Sie wischte sich das Blut, von dem sie nicht hätte sagen können, ob es ihr eigenes oder das von Simon war, aus dem Gesicht. »Danke, Feeney.«
    Roarke schlang einen Arm um ihre Schulter. Keiner von ihnen beiden hatte sich die Zeit genommen, einen Mantel anzuziehen. Ihr Hemd war völlig durchnässt, und sie fing an zu zittern. »Treppe oder Feuerleiter?«
    »Feuerleiter.« Sie blickte auf die Eisenstufen über ihrem Kopf. »Das geht schneller. Hilf mir auf die erste Stufe, dann ziehe ich dich hoch.«
    Er legte die Hände zusammen, hob sie, als sie einen Stiefel in diese Räuberleiter stellte, etwas an und verfolgte, wie sie sich behände auf die Plattform schwang. »Ich warte vor dem Haus«, erklärte er. »Sicher braucht ihr beiden etwas Zeit allein.«
    »Das stimmt.« Sie kniete im Wind, und ihre Nase lief zum Teil wegen der Kälte und zum Teil wegen des inneren Aufruhr, der sich in ihrem Inneren nur langsam abbaute. »Ich konnte es nicht tun. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob ich es könnte. Ich hatte Angst, dass ich es könnte. Aber als es so weit war, habe ich es einfach nicht über mich gebracht.«
    »Ich weiß. Darauf kannst du mehr als stolz sein.« Er drückte die Hand, die sie ihm entgegenstreckte, und sagte: »Du frierst. Kletter schnell hoch. Ich warte im Wagen.«
    Es war leichter gewesen, merkte Eve wenig später, aus dem Fenster zu klettern als wieder hinein. Sie atmete tief durch, stemmte sich entschlossen hoch und schwang ihr Bein über den Sims.
    Peabody saß, eingehüllt in eine Decke und in die Arme eines weißgesichtigen McNab,
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