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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Autoren: Renate Schley
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und darauf wartend, dass der Andere das Gespräch wieder aufnahm.
    Schließlich war es Sarah, die zuerst sprach. Sie sagte nur ein Wort. Und das lautete:
    „Wieviel?“
    Er sagte es ihr.
    Sie tat ihm nicht den Gefallen, angesichts dieser ungeheuerlichen Zahl entzückt aufzuschreien oder sogar wirre Dankesworte zu stammeln. Stattdessen blieb sie ganz sachlich und antwortete Cornelius in einem Tonfall, als hätte sie ihr gesamtes Leben lang ausschließlich damit verbracht, teure Immobilien zu Höchstpreisen zu kaufen oder zu verkaufen:
    „Legen Sie noch etwas drauf, Herr Cornelius. Grundstücke auf Sylt kriegt man schließlich nicht zum Schleuderpreis.“
    Cornelius schwieg wieder. Sie konnte ihn einmal tief seufzen hören, doch als er dann antwortete, lag in seiner Stimme eine gewisse Anerkennung.
    „Nicht übel, Sarah. Gar nicht übel für eine Anfängerin. Also gut, ich lege Dreißigtausend drauf, dann ist aber Schluss mit Lustig.“
    Als Robert irgendwann abends nach Hause kam, fand er Sarah auf dem kleinen Sofa liegend, mit rot geweinten Augen, während nasse Papiertaschentücher den Fußboden neben dem Sofa wie ein Teppich bedeckten. Ihre Tränen flossen sofort wieder, als er sich erschrocken über sie beugte und wissen wollte, was denn, um alles in der Welt, geschehen sei.
    Und sie sagte immer wieder mit Tränen erstickter Stimme: „Ich habe Gregors Grundstück verkauft… Ich habe ihn verraten… Ich habe alles verraten, was uns verband… Ich hatte dieses Erbe nie verdient…“
    An diesem Vorwurf würde sie noch lange tragen, Robert aber horchte auf, als der Name Cornelius zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder fiel. Sarah konnte nicht wissen, nicht einmal ahnen, dass Paul Cornelius von diesem Moment an ein Teil ihres Lebens sein würde.
    Ein sehr großer Teil.
    Zu groß, wie Sarah ganz allmählich erkannte, und zu mächtig.
    Ein Moloch, der sich langsam, aber stetig ausbreitete, ein Krake mit unzähligen Armen, die sich ständig zu vermehren schienen und mit denen er Sarah und Robert in scheinbarer Fürsorglichkeit umschlang, bis er sie fast erstickte, denn irgendwann ging es nicht mehr nur um Geschäftliches, sondern um Sarahs Beziehung zu Robert.
    Doch da war es längst zu spät, um noch etwas rückgängig zu machen.
    „…also, Sarah, reden wir nicht lange drum herum. Tun wir mal Butter bei die Fische!“
    Die Frau, die an diesem Morgen um halb Neun so forsche Töne anschlug, schloss mit Nachdruck die Tür zum Behandlungszimmer hinter sich, um dann mit wehendem weißen Kittel ihrem Stuhl hinter dem Schreibtisch zuzustreben.
    Dr. Maren Schellhorn, nicht älter als Sarah, die seit einer Viertelstunde auf die junge Gynäkologin wartete, griff nach einem Aktendeckel, während sie gleichzeitig auf den Bildschirm ihres PC schaute.
    Die beiden Frauen kannten sich seit langem, hatten vor zwanzig Jahren gemeinsam das Abitur gemacht und danach an derselben Universität studiert. Tatsächlich waren sie aber nie wirklich Freundinnen gewesen. Ihre Wege hatten sich getrennt, als Sarah nach dem Examen an einem Gymnasium in Flensburg Englisch und Deutsch unterrichtete, während Maren sich in Lübeck als Gynäkologin eine eigene Praxis aufbauen wollte.
    Das war ihr zweifellos gelungen. Alleine die Tatsache, dass Sarah vier Wochen auf den ersten Termin bei Dr. Schellhorn hatte warten müssen, sagte einiges über die Tüchtigkeit und Beliebtheit der jungen Frauenärztin aus. Dieser zweite Besuch in Marens Sprechstunde war allerdings schon für eine knappe Woche später anberaumt worden und das ließ eine gewisse Dringlichkeit ahnen.
    Maren Schellhorn, mit karottenrotem, kurz geraspeltem Bubikopf, sah mit dunklen aufmerksamen Augen erneut über die schmale Goldgerahmte Lesebrille hinweg zu Sarah hin. Sie ließ sich Zeit mit den Informationen, die ihr der Computer mitteilte.
    „Ich möchte das, was du mir neulich erzählt hast, zum besseren Verständnis noch einmal kurz zusammenfassen“, sagte sie nach einem längeren Schweigen, das Sarahs innere Unruhe nicht gerade verringert hatte.
    Maren überflog ihre eigenen Notizen. Dann legte sie ihre gefalteten Hände auf den Schreibtisch, um Sarah in dieser Haltung direkt anzusehen.
    „Du hattest vor fünfzehn Jahren eine ektopische Schwangerschaft, das heißt, eine Blastozyste hatte sich außerhalb der Gebärmutter in den linken Eileiter eingenistet. Eine solche Schwangerschaft führt nie zu einer Geburt und muss deshalb immer chirurgisch beendet werden. So war es auch bei
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