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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Autoren: Renate Schley
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dir, Robert?“ Ihre Stimme war warm, zärtlich. Ihr Haar streifte sein Gesicht.
    Er blieb fassungslos. „Was machst du denn hier?“
    Sie nahm seine Hand in die ihre. „Ich bin gestern Abend angekommen und warte seitdem darauf, dass du aufwachst.“
    Er bemerkte erst jetzt das zweite Bett, das man im Krankenzimmer aufgestellt hatte und musste einen Moment lang die Zähne zusammenbeißen. „Du hast hier geschlafen?“
    „Ja, ich war so kühn. Alle waren sehr nett und fürsorglich. Es gab gar kein Problem. Ach, es war eigentlich alles ganz leicht. Man muss es sich selber nur nicht immer so schwer machen.“
    Er sah sie schweigend an. „Stimmt“, murmelte er schließlich.
    Sie sah trotz des langen Fluges und der wenigen Stunden, die sie geschlafen hatte, wunderschön aus, schien wie von innen heraus zu leuchten, und obwohl sie die ganze Zeit sehr ernst war, ging nichts weiter als Liebe von ihr aus.
    „Ich weiß alles, Robert“, sagte sie nach einer Weile.
    „Zum Beispiel – was?“
    „Dass sich die Frauen hier gewissermaßen die Türklinke in die Hand geben“, wurde sie streng, während gleichzeitig Tränen in ihren Augen glänzten. „Ich sage nur: Maren, Ilka, Verena, Tina – und das gesamte weibliche Personal der Station, wie mir die Nachtschwester gestern Abend sofort berichtet hat. Möchtest du dazu etwas sagen?“
    Er tat beschämt. „Du hast Jessica vergessen. Und Elisabeth.“
    „Meine Mutter war hier?“
    „Sie ist immer noch da. Sie wohnt zurzeit mit Julian unter einem Dach bei uns.“
    „Und Jess? Ich dachte, sie wäre in USA!“
    „Sie behauptete, sie hätte in Hamburg zu tun, und es sei selbstverständlich, dann bei mir vorbei zu schauen.“
    „Das war natürlich eine Lüge“, lächelte Sarah.
    „Natürlich“, er erwiderte ihr Lächeln, rückte ein bisschen weiter in seinem Krankenbett, um dann mit der flachen Hand neben sich zu klopfen, der Platz, den er immer für Sarah frei gemacht hatte. Es war die alte, vertraute Geste, die untrennbar zu ihm gehörte.
    „Komm zu mir, Sarah. Nur für einen Augenblick. Für fünf Minuten.“
    „Das ist, glaube ich, nicht erlaubt.“
    „Ich erlaube es uns. Leg dich zu mir, damit ich dich ansehen, dich fühlen kann.“
    Sie lagen ruhig, ohne zu sprechen, nebeneinander. Robert konnte Sarahs Erschöpfung spüren, aber ihre Augen waren offen, weil sie ihn immerzu ansehen musste.
    „Du hast eine lange Reise hinter dir“, sagte er leise, als ihr die Augen für einen kurzen Moment zufielen. „Schlaf ruhig, Sarah. Ich sorge dafür, dass dich keiner stört.“
    Sie sah ihn wieder an. „Meine Reise war nicht so lang wie deine.“
    Und dann strich sie sacht mit ihren Fingerspitzen über sein Gesicht, erkannte darin die große Einsamkeit und wusste, ohne dass er es sagen musste, was er dachte.
    „In Zukunft, mein geliebter Robert“, flüsterte sie, während sie ihre Stirn gegen seine Wange legte, „gehen wir nur noch zusammen auf Reisen. Lassen alles schwere Gepäck, das wir früher mitgeschleppt haben, hinter uns zurück, werfen ab, was uns träge und gleichgültig gemacht hat und schauen einfach nur nach vorne. – Glaubst du, dass wir das schaffen?“
    „Ja“, sagte er.
    Einfach nur: „Ja.“
    Und nach einem langen Schweigen, freudig überrascht wie ein Kind: „Guck mal, Sarah, es schneit.“
    „Das ist“, murmelte sie, schon halb schlafend, „ein gutes Zeichen.“
    Er betrachtete ihren schmalen, schönen Nacken, den sie ihm – auf der Seite liegend – zuwandte, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen: Er küsste ihren Nacken und sagte leise: „Ich liebe dich, Sarah. Ich habe immer nur dich geliebt und daran wird sich nie etwas ändern.“
    Ob sie es gehört hatte? Er erfuhr es nicht. Sie war eingeschlafen.
    Am anderen Ende der Welt saß Frederik Becker alleine auf der Veranda beim Abendessen, die Hündin Lola zu seinen Füßen, sonst weit und breit niemand. Nur er und Lola.
    Es war der sechste Tag ohne Sarah. Doch nicht diese einsamen Abende stimmten Frederik melancholisch.
    Das Aufwachen war das Allerschlimmste. Wenn er sich erst einmal den Weg durch den Nebel seiner unruhigen Träume gebahnt hatte, in denen Sarah immer noch ihm gehörte, wenn er erst den trügerischen Frieden und alles, was diese Träume ihm vorgaukelten, abgeschüttelt hatte, dann fand er auch wieder den Mut, dem neuen Tag – einem weiteren ohne Sarah – entgegen zu treten.
    Es war jetzt nur wichtig, sich von einem Nichts zum anderen Nichts zu schleppen. Wenn
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