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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Autoren: Renate Schley
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denke.“
    Und wieder schwieg er abrupt.
    Sarah ließ ihm Zeit. Sie wollte nicht, dass er sich gezwungen fühlte, Dinge ans Licht zerrte, die er jahrelang in seinem Innern weggeschlossen hatte.
    „Was mich aber am meisten erschütterte“, begann Frederik schließlich noch einmal langsam, als hemmte ihn etwas, das auszusprechen, was plötzlich an die Oberfläche drängte. Er blickte durch das kleine Kajütfenster hinaus auf das Wasser, das nach der Zeit der Ebbe nun wieder heran rollte.
    „Meine Mutter ließ sich sechs Tage Zeit, ehe sie mir mitteilte, dass Gregor tot war. Sie behauptete bis zuletzt, dass sie mich schonen wollte. Es hätte sie schon schlimm genug getroffen, seinen Selbstmord öffentlich zu machen. Das wollte sie mir ersparen.“
    „Lüge, alles Lüge“, brach es da erbost aus Sarah heraus. „Ich wette, sie gönnte dir nicht die Gelegenheit, dich von ihm zu verabschieden.“
    Er sank seltsam schwach zurück auf die Koje. „So war es. Und es gefiel ihr gar nicht, dass so viele Kollegen und Freunde, vor allem aber frühere Schüler von ihm zu seiner Beerdigung kamen. Das hätte sie gerne verhindert.“
    „Sie hatte es danach sehr eilig, weg zu kommen“, erinnerte Sarah sich. „Eure Wohnung in der Stadt, das Haus in Hörnum…“
    Frederiks Lachen klang bitter. „Bloß weg damit! sagte sie immer. Sie bewahrte nichts auf, weil sie an nichts erinnert werden wollte.“
    Sarah wurde traurig. „Und das, was noch an Erinnerungen in Gregors Ferienhaus lagerte, hat später das Feuer vernichtet.“
    Einen Moment lang sahen sie sich stumm an.
    Schließlich zog Frederik sie näher zu sich heran, hielt sie sanft und liebevoll, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, um an ihrer Schläfe zu flüstern:
    „Ich wollte mich nie in dich verlieben.“
    Ihr Atem stockte. “Bitte, Frederik, sag´ nicht so was.“
    Er lächelte. „Nein, wir wollen gar nicht erst anfangen, von Liebe zu reden. Ich habe Lust, mit dir zu schlafen.“
    „Jetzt? Eben sprachen wir noch vom Tod und du…“
    „Weißt du nicht, dass Liebe und Tod untrennbar zusammen gehören? Hast du im Philosophieunterricht nie mit deinen Schülern darüber diskutiert?“ fragte Frederik überrascht.
    Sarah spürte die Wärme seines Mundes und seinen Atem, doch was er eigentlich sagte, erreichte sie nicht mehr. Es war nicht wichtig. Sie brauchte keine Worte, um zu erkennen, dass er sie begehrte, dass er sie schon begehrt hatte, als sie vor einem halben Jahr nach Blue Horizon gekommen war.
    Frederiks Hände sandten bereits ihre brennende Botschaft über Sarahs nackte Haut. Sie klammerten sich beide aneinander und dort, in der engen Koje, an Bord des Segelbootes, liebte Frederik sie.
    Dabei ließ er Sarah alles spüren, was das voran gegangene Gespräch an Emotionen in ihm geweckt hatte – den lautlosen Sturm des Zornes auf seine Mutter, das überschwängliche Feuer jener Jahre, in denen er jung gewesen war, den Besitzanspruch, den er hier und jetzt beim Liebesakt mit Sarah empfand, genauso wie die Erregung, die solchen Momenten eine wilde Lust hinzu fügte.
    Später, als sie zur Ruhe gekommen waren, hielt Frederik sie eng an sich gepresst. Ihr Kopf lag in der Mulde seiner Schulter. Sie ahnte mehr als dass sie es wusste, dass Frederik sie brauchte. Und genau das hatte sie verhindern wollen.
    Deshalb zwang sie sich jetzt, nicht weiter darüber nachzudenken.
    Dinge, vor denen man Angst hatte, schob man beiseite. Man versuchte, sie zu ignorieren.
    Abends saßen sie auf der Veranda, tranken Weißwein zu gegrilltem Hühnchen und einem gemischten Salat, ein leichtes Abendessen, das Rebecca vorbereitet hatte und völlig selbstverständlich servierte, als sie die Ridgebackhündin Lola nach Blue Horizon brachte. Lola hatte den Tag bei Rebeccas Familie verbracht, woran sie gewöhnt war, weil Frederik sie aus vielerlei Gründen oft nicht mitnehmen konnte.
    Rebecca blieb nicht lange: „Wir sehen uns ja sowieso morgen alle wieder“, begründete sie ihren eiligen Abgang, woraufhin Sarah ein wenig unangenehm berührt meinte:
    „Sie weiß alles.“
    „Ja. Und?“ belustigte Frederik sich.
    „Sie hält uns für ein Liebespaar.“
    „Sind wir denn keines?“
    Sarah hatte den Mund schon geöffnet, um darauf zu antworten, doch in diesem Moment summte Frederiks Mobiltelefon und er seufzte bei einem Blick auf das Display:
    „Claire. Entschuldige, Sarah, aber wenn Claire anruft, stimmt irgendwas mit dem Dienstplan morgen nicht, und dann kann das Gespräch länger
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