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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Autoren: Renate Schley
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täuschen zu können, dass Sarah Niehusen und Robert Debus in rasantem Tempo aneinander vorbei lebten.

2. Kapitel
    D abei hatte alles so viel versprechend angefangen.
    Im Spätherbst vor zwei Jahren hatte Robert – nein, nicht plötzlich und unerwartet – mit zwei Koffern vor Sarahs Wohnungstür gestanden und sie gefragt, ob sie sich vorstellen könne, ihm für ein paar Tage Unterschlupf zu gewähren. Seine Situation ließ sich am besten mit dem Begriff „chaotisch“ beschreiben, denn die Porzellanmanufaktur Debus hatte soeben Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen war bankrott, trotz aller verzweifelten Versuche, die Robert noch unternommen hatte, um seine Firma zu retten.
    Der Betrieb wurde wenig später „abgewickelt“, wie man das in diesen Zeiten nannte, und um das Maß voll zu machen, legte der Insolvenzverwalter die Hand auch auf die kleine Villa im Stadtpark, bot das Haus zum Verkauf an, um den Schuldenberg so zu verringern, der auf der Manufaktur lastete – woraufhin wenig später schon der Name Paul Cornelius genannt wurde. Cornelius besaß inzwischen den Ruf, mit Vorliebe bankrotte Firmen und alles, was dazu gehörte, aufzukaufen.
    So war es auch in diesem Fall.
    Cornelius erhielt den Zuschlag, wickelte die Porzellanmanufaktur Debus ab, übernahm gleichzeitig die Stadtvilla, ohne dass langwierige Verhandlungen nötig waren und ohne dass er eine definitive Antwort auf die Frage parat hatte, was er mit alldem anfangen wollte.
    Cornelius hielt es für eine gute Idee, Robert und Sarah als seine Mieter in die Villa einziehen zu lassen. Während Robert noch zögerte, lehnte Sarah rasch und entschieden ab. Sie wollte mit dem Mann, den sie liebte, nicht in einem Haus wohnen, in dem er einst mit Verena, seiner geschiedenen Frau, gelebt hatte.
    Beinahe gleichzeitig kam sie zu unerwartet viel Geld.
    Die Versicherung ihrer einstigen Freundin und Kollegin Ilka Steffen, durch deren Nachlässigkeit im Sommer vor zwei Jahren Sarahs Ferienhaus in Hörnum auf Sylt bis auf die Grundmauern niedergebrannt war, regulierte endlich den entstandenen Schaden mit einer sehr stattlichen Summe.
    Es war ihre glücklichste Zeit in den beiden Jahren, die sie inzwischen mit Robert zusammenlebte. Zwar hatte sie nicht die geringste Ahnung, was sie mit dem vielen Geld machen sollte, aber irgendwie genügte ihr völlig die beruhigende Wirkung, die diese Summe ausstrahlte.
    Auf einmal war das Leben wieder leicht wie eine Feder, die eine milde Frühlingsbrise vor sich her in den wolkenlosen blauen Himmel pustete…
    Und Robert?
    Robert zweifelte.
    An sich.
    Am Schicksal.
    An seinen Entscheidungen in der Vergangenheit, doch vor allem an dem, was das Leben jetzt für ihn vorgesehen zu haben schien.
    Buchstäblich über Nacht wurde er zu einem Mann, der nur Verluste zu beklagen hatte.
    Während Sarah anfing, nach einem Apartment für sie beide zu suchen, begriff Robert schlagartig, dass er keinen Cent zu einem Wohnungskauf würde beisteuern können. Zum ersten Mal in seinem Leben lebte er auf Kosten eines anderen Menschen, und zu allem Unglück handelte es sich dabei ausgerechnet um die Frau, die er liebte.
    Das war für ihn ein unerträglicher, weil demütigender Zustand, den er nicht lange würde aushalten können.
    Indes segelte Sarah in einem seltsamen Schwebezustand durch ihren Alltag. Robert war plötzlich immerzu da. Mittendrin in ihrem Leben. Sie brauchte lange, um das fassen zu können.
    Robert hantierte schon morgens in ihrer Küche, während sie sich noch gegen das Erwachen wehrte, weil sie das alles für einen wundervollen Traum hielt und nicht nachvollziehen konnte, wieso Robert so früh aufstand, obwohl ihn doch gar keine Pflichten erwarteten.
    Er tat das, was er tat, von Anfang an so, als wäre es ihm längst vertraut. Genau genommen stellte er gar keine Fragen – etwas, das sie eigentlich hätte nachdenklich machen müssen. Stattdessen genoss sie es.
    Denn es war ein schönes, wenn anfänglich auch fremdes Gefühl für sie, zu wissen, dass da Einer war, der sich um alles kümmerte. Sie fand die Geräusche, die die dünne Wand ihres Halbschlafs morgens um halb sieben durchdrangen, auf eine angenehme Art beruhigend. Der Tisch wurde gedeckt, Kaffee frisch gebrüht, Brötchen aufgeschnitten, Tassen bereitgestellt, eine Kerze angezündet.
    Nach einer kurzen, kalten Dusche saß Sarah bald ganz selbstverständlich jeden Morgen Robert pünktlich gegenüber. Eine kindliche Freude durchwehte sie dann, während in der Vase, die neben
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