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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Autoren: Renate Schley
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ihrem Kaffeebecher stand, genauso regelmäßig eine gelbe Chrysantheme wie eine Sonne leuchtete. Woher Robert die immer wieder zauberte, erfuhr sie nie.
    Aber das und manches andere wollte sie auch gar nicht wirklich wissen, weil es dem Ganzen den Zauber genommen hätte, nach dem sie sich jahrelang gesehnt hatte und der ihr nun zum ersten Mal geschenkt wurde.
    Das war es also, was man „Glück“ nannte.
    Einer, der fragte und zuhörte, wenn man antwortete.
    Der einem die Butter reichte, noch ehe man darum gebeten hatte.
    Der die Kaffeetasse unaufgefordert füllte, noch ehe sie leer war.
    Und der eine Blume verschenkte, obwohl man gar nicht Geburtstag hatte.
    Es musste wohl Glück sein, denn wie sonst war jenes Gefühl zu erklären, das Sarahs jahrelange innere Kälte endgültig besiegte?
    Sie war von einer so überwältigenden, nie erlebten Seligkeit erfüllt, die sich noch ständig zu steigern schien, dass sie den Zeitpunkt, an dem Roberts Enthusiasmus für seine Rolle als Hausmann abzunehmen begann, gar nicht bemerkte.
    Immerzu auf den Flügeln jenes berauschenden Glücksgefühls unterwegs, sah sie nicht, wie Robert an der Situation litt, hörte nicht sein Schweigen, das ganz allmählich immer länger dauerte, begriff nicht, was er ihr sagen wollte, wenn er den Versuch machte, mit ihr zu reden.
    Irgendwann, nach etwa drei oder vier Monaten, verstummte Robert total, ohne dass es Sarah bewusst wurde. Sie verbuchte stattdessen einen weiteren finanziellen Erfolg, der ihr Leben endgültig auf den Kopf stellen sollte und den sie ausgerechnet Paul Cornelius verdankte.
    Cornelius rief sie eines Tages an und wollte von ihr wissen, welche Pläne sie mit dem Grundstück in Hörnum hätte.
    Er war gerade geschäftlich auf Sylt unterwegs, bemerkte er nur so am Rande, um dann gedehnt hinzu zu fügen:
    „… und weil ich gerade etwas Zeit habe zwischen den Terminen, dachte ich mir, ich fahr´ mal ´runter nach Hörnum und guck mir dein Haus an…“
    Sarah, die sich nicht erinnerte, Cornelius jemals das Du angeboten zu haben, murmelte lediglich vage:
    „Ach ja? Wie – nett.“
    „Was hast du eigentlich damit vor, Sarah? Ich meine, das Grundstück kann doch nicht brachliegen bleiben, oder? Das würde die Gemeinde Sylt auf Dauer gar nicht dulden.“
    „Na ja“, Sarah blieb zögerlich. „Ich habe keinen festen Plan, wenn es das ist, was…“
    „Allerdings ist es das, was mich interessiert“, unterbrach Cornelius sie trocken. „Ich bin dir gerne behilflich dabei, wenn es darum geht, einen Neubau…“
    „Nein, nein“, wurde Sarah energisch. „Ich kann mir nicht vorstellen, eine Kopie von Gregor Beckers Haus da hin zu stellen…“
    „Das ist aber sehr schade“, fand Cornelius. „Denn damit könntest du richtig Geld machen. Die Leute vom Festland sind ganz verrückt nach kleinen modernen Ferienhäusern. Ich könnte dir einen Bungalow innerhalb von vier Wochen auf das Grundstück stellen.“
    „Nein, danke“, Sarah bekam ganz schmale Lippen vor Ärger über die Art, wie Paul Cornelius sich um Dinge kümmerte, die ihn nichts angingen!
    Er nahm ihr die Ablehnung nicht übel. Überhaupt schien er nie etwas übel zu nehmen, erinnerte Sarah sich, jetzt endgültig missgestimmt. Alles prallte an diesem Mann ab, der riesig und schwer und in seinen bedächtigen Bewegungen und der ebenfalls bedächtigen Art, zu sprechen, Sarah immer an einen gutmütigen, sanften Bären erinnert hatte – etwas, das sich an diesem Tag als ein weiterer großer Irrtum entpuppte.
    „Was hast du dann mit dem Grundstück vor?“ blieb er hartnäckig, woraufhin sie kühl erwiderte:
    „Ich habe keine Ahnung. – Wer hat Ihnen eigentlich meine Telefonnummer gegeben?“
    Cornelius lachte dröhnend. „ Martha. Martha Thomsen. Und die hat mir geraten, dich anzurufen. Wenn ich es nicht mache, hat sie gesagt, macht sie es, denn sie ist auch scharf auf das Grundstück, aber sie kann dir nicht die Summe dafür zahlen, die ich dir anbiete.“
    „Tatsächlich?“ Sarah blieb abweisend. „Das tut mir leid für Martha. Ich hätte dieses Geschäft gerne mit ihr gemacht.“
    „Mit mir nicht?“ Cornelius war weit davon entfernt, gekränkt zu reagieren. Im Gegenteil, er hörte sich immer noch so an, als würde er sich köstlich amüsieren – über Sarahs Ahnungslosigkeit, wie man sich bei so einem Deal verhielt und dass sie ihn als Geschäftspartner nicht einmal annähernd in Erwägung zog.
    Eine Weile schwiegen sie beide, jeder mit dem Mobiltelefon am Ohr
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