Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesintrige im Herrenhaus

Liebesintrige im Herrenhaus

Titel: Liebesintrige im Herrenhaus
Autoren: CATHY WILLIAMS
Vom Netzwerk:
zurück. Urplötzlich fühlte sie sich so schwach, dass sie sich setzen musste. In ihren kühnsten Träumen hätte sie sich diesen Gang der Ereignisse nicht ausgemalt. Aber vermutlich war es gut so. Sie schloss die Augen und atmete zum ersten Mal ruhig durch, seit sie das Haus betreten hatte.
    Nur schade, dass Andreas sozusagen zum festen Inventar gehörte. Aber die Bedeutung dieses Wermuttropfens verblasste angesichts des großen Glücks, dass sie nun den Vater kennenlernen würde, von dem sie bis vor Kurzem gar nichts gewusst hatte.

2. KAPITEL
    Elizabeth war aufgewachsen, ohne etwas über ihren Vater zu wissen. Die Reaktionen ihrer Mutter hatten sie schon früh gelehrt, dass sämtliche Fragen zu diesem Thema tabu waren.
    Als sie in die Schule kam, war sie den Fragen der anderen Kinder zu ihrem Daddy so gut es ging ausgewichen und hatte sich manchmal gewünscht, ihre Eltern wären nur geschieden. Das war viel normaler, als überhaupt keinen Vater vorweisen zu können. Tatsächlich waren die meisten ihrer Freunde Scheidungskinder, deren Eltern zum Teil mehrfach geheiratet hatten, sodass sie in komplizierten Patchwork-Familien lebten.
    Nur eines glaubte Elizabeth immer von ihrem Vater zu wissen: dass sie ihm äußerlich ähneln müsste. Ihre Mutter war hellblond gewesen, sodass ihr auffälliges, rotbraunes Haar aus einer anderen Linie stammen musste.
    Nach Phyllis’ Tod fand Elizabeth beim Ausräumen des Hauses auf dem Dachboden einen Pappkarton, dessen Inhalt all die Fragen beantwortete, die sie sich im Laufe der Jahre immer wieder gestellt hatte. Sie fand Briefe, ein paar verblasste Fotos und, was das Wichtigste war, einen Namen.
    Mithilfe des Internets wusste sie eine halbe Stunde später, dass ihr Vater noch lebte, in Somerset wohnte und seit vielen Jahren verwitwet war.
    Den Rest hatte Elizabeth sich leicht ausmalen können. Mit zweiunddreißig Jahren hatte ihre Mutter sich anscheinend mit einem verheirateten Mann eingelassen und war von ihm schwanger geworden. Ob Phyllis das übliche hämische Getuschel der Neider hatte ertragen müssen, die sich daran freuten, dass das blonde Gift so unsanft aus seinen hochfliegenden Träumen abgestürzt war? Wie auch immer, Elizabeth wusste nur, dass ihr Vater in ihrer beider Leben keine Rolle mehr gespielt hatte.
    Was natürlich nicht bedeutete, dass Elizabeth nicht neugierig gewesen wäre. Und große Lust verspürte, den Rest des Puzzles selbst zusammenzusetzen. Deshalb hatte sie nach reiflichen Überlegungen all ihren Mut zusammengenommen und den Entschluss gefasst, ihren Vater zu treffen.
    Ohne eine genaue Vorstellung, wie dieses wichtigste aller Treffen ablaufen sollte, schien es ihr schon allein eine gute Idee, einmal aus London wegzukommen. All die Zeit, die sie ihre kranke Mutter gepflegt und gleichzeitig Vollzeit gearbeitet hatte, um den Lebensunterhalt für sie beide aufzubringen, hatte ihre ganze Kraft gekostet. Weshalb ihr die Möglichkeit, London und das möblierte Zimmer zu verlassen, in das sie nach dem Tod der Mutter aus Geldnot gezogen war, jetzt wie eine Rettungsleine erschien.
    Bei allen Unwägbarkeiten war sie sich nur einer Sache sicher gewesen: dass sie nicht einfach ins Haus ihres Vaters hineinplatzen und sich als seine Tochter zu erkennen geben würde. Und die Situation, in der sie sich nun in dem Herrenhaus in Somerset wiederfand, hatte sie darin bestärkt. Ihr Vater war ein kranker Mann. Niemand konnte vorhersehen, welche Auswirkung der Schock ihrer Enthüllung auf seinen Gesundheitszustand haben würde.
    Weshalb das kleine Bündel verräterischer Briefe wie eine tickende Zeitbombe unter ihrer Unterwäsche in der mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Kommode in ihrem Schlafzimmer vergraben war.
    In den ersten Wochen war es Elizabeth vor allem wichtig, ihren Vater kennenzulernen. Trotz ihrer völlig unterschiedlichen Temperamente bestand auf Anhieb eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen. Mit ihrem ausgeglichenen Wesen schaffte Elizabeth es mühelos, James Greystones reizbare Persönlichkeit zu besänftigen. Die lange Pflege ihrer Mutter hatte sie gelehrt, mit dem Gequengel eines Kranken klarzukommen, der es hasste, krank zu sein – mit dem einzigen Unterschied, dass James sich erfreulich gut von seiner Krankheit erholte.
    Wann sollte sie ihm sagen, wer sie wirklich war? Der Zeitpunkt schien nie wirklich passend. Wie würde er reagieren? Könnte der Schock ihn womöglich umbringen? Sie hatte versucht, aus seinem Hausarzt herauszubekommen, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher