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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman
Autoren: Kate Atkinson
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über die Hüften schob, drückte sie etwas im Rücken, und sie sagte: »Warte einen Moment«, und er stöhnte und rollte auf die Seite, und sein großer blasser schottischer Penis ragte in die Luft wie ein Fahnenmast. Sie hatte keinen Vergleich, da es ihr erster Kelte war, aber ihr gefiel die Vorstellung, dass alle schottischen Männer so etwas unter ihrem Kilt versteckten – auch wenn die anderen Mädchen vor kenntnisreicherem Lachen kreischten, wenn sie das sagte.
    Sie fand die Quelle ihres Unbehagens in einer Jackentasche. Die Puppe. Die Matroschka des Schriftstellers. Sie erinnerte sich daran, sie im Chaos seines Hauses aufgehoben zu haben. Es war eine kleine Puppe, wenn auch nicht das Baby. Sie öffnete sie, zog sie auseinander. Wie in einem Ei befand sich ein Geheimnis darin. Sie runzelte die Stirn.
    »Ein Sony-Memorystick«, sagte ihr schottischer Freund. »Für einen Computer.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Bisweilen vergaß er, dass sie eine Wissenschaftlerin aus einer kosmopolitschen europäischen Hauptstadt war. Bisweilen verhielt er sich, als würde sie wie im Mittelalter Kartoffeln anpflanzen. Der Memorystick war beschriftet. »Tod auf Black Isle«.
    »Greg oben hat einen Sony«, sagte er begeistert, sein Fahnenmast bereits schlaff und vergessen. Er liebte alles, was mit Computern zu tun hatte. »Wir schauen nach, was drauf ist. Es muss wichtig sein, wenn er ihn versteckt hat.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Sophia. »Es ist nur ein Roman.« Aber sie war erleichtert, als sie ihn die Treppe zu Gregs Wohnung hinaufstürmen hörte. Jetzt konnte sie wenigstens die Schuhe ausziehen und ein Glas Wein trinken. Sie erinnerte sich an das Haus des Schriftstellers, wie es war, bevor die schreckliche Sache passiert war. Fast konnte sie die Rosen in der Eingangshalle riechen.

56
    D ie Leiche wurde ein zweites Mal in Cramond angeschwemmt, als wäre das Mädchen entschlossen, wieder und wieder an den gleichen Ort zurückzukommen, bis jemand Notiz von ihr nahm. Der Pathologe am Fundort meinte, dass sie möglicherweise stranguliert worden war
(postmortale Fahlheit am Hals)
, aber sie müssten bis nach der Autopsie warten, um Genaueres zu erfahren. Drei Tage entlang der Küste den Forth hinauf- und hinuntergespült zu werden hatte ihr nicht gutgetan. Nicht wie Ophelia, die den Fluss nur hinuntergetrieben war, geschmückt mit Blumen.
    Cramond lag in der Einflugschneise des Flughafens von Edinburgh, und Louise fragte sich, wie sie aus der Luft aussahen: wie kleine Spinnen, die ziellos hin und her wuselten, oder wie eine gut gedrillte Armee Ameisen, die zusammenarbeiteten. Nachdem ein einzelner Polizist am Fundort eingetroffen war, war die Zahl der Anwesenden innerhalb einer Stunde exponentiell angewachsen.
    Ihr Team, ihr Fall.
Ihr erster Mord
. Sie hatten Hatters Wagen im Parkhaus des Flughafens gefunden. Jackson hatte recht gehabt, der Kofferraum war voller DNA -Spuren – hoffentlich passten sie zu ihrer Leiche. Früher oder später würden sie auch Graham Hatter finden.
    Sie brachten die Leiche in einem Polizeiboot weg, der Staatsanwalt und der Pathologe entschieden sich, mit dem Helikopter zu fliegen. Louise fuhr mit der Leiche auf dem Boot, wie eine Ehrenwache. Sie berührte den dicken Leichensack aus Plastik.
    »Hallo, Lena«, flüsterte sie. Bislang war sie Jacksons Mädchen gewesen, jetzt gehörte sie ihr. Louise wählte seine Nummer. Sie hätte gern alles Mögliche zu ihm gesagt, aber als er sich meldete, sagte sie nur: »Wir haben sie gefunden. Wir haben Ihr Mädchen gefunden.«

57
    N ach der Landung in Genf fuhren sie vom Flughafen aus sofort mit dem Taxi zur Bank.
    Im kühlen Inneren sprach Tatiana mit einer Frau am Empfang. »Das ist Mrs. Gloria Hatter, sie ist hier, um Geld abzuheben.«
    Gloria vermutete, dass Leute, die in Schweizer Banken arbeiteten, wahrscheinlich besser Englisch sprachen als die Engländer. Sie hätte schwören können, dass Tatiana nicht mehr so russisch klang wie zuvor.
    Die Dame am Empfang griff zum Telefon und murmelte diskret etwas Französisches hinein, und innerhalb von Sekunden wurden sie in ein plüschiges Separee geführt.
    »Nette Bank«, sagte Tatiana anerkennend.
     
    Eine halbe Stunde später standen sie wieder draußen im Sonnenschein. Tatiana hatte Gloria angewiesen, sich das Geld in Form hochwertiger Inhaberobligationen aushändigen zu lassen. Die Inhaberobligationen wirkten auf Gloria ziemlich unsolide, die gewichtige Realität von Bargeld wäre ihr lieber
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