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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman
Autoren: Kate Atkinson
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untertauchen.«
    »Und das alles behauptet ein russisches Callgirl, das niemand kennt außer Ihnen. Oh, und Gloria Hatter. Die auch auf der Flucht ist. Wir haben nichts, was Terence Smith oder Graham Hatter mit dem Mädchen in Verbindung bringt. Ein Mädchen, möchte ich betonen, das niemand vermisst.«
    »Ich kenne Leute, die sie vermissen«, sagte Jackson. »Sie hieß Lena Michailitschenko. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt, in Kiew geboren. Ihre Mutter lebt noch dort. Sie war in Russland Buchhalterin. Sternzeichen Jungfrau. Sie mochte Disco, Rock und klassische Musik, las Zeitungen und Kriminalromane. Sie hatte langes blondes Haar und wog sechzig Kilo, und sie war eins fünfundsechzig groß. Sie war Christin. Sie war gutmütig, freundlich, nachdenklich und optimistisch, alle bezeichnen sie als optimistisch. Sie las gern und ging gern ins Theater. Sie ging auch gern ins Fitnessstudio und ins Schwimmbad, und sie hatte ein vollkommen verfehltes ›Vertrauen in morgens‹, ihr Englisch war also vielleicht nicht so gut, wie sie behauptete. Ich glaube, das ist ein anderer Ausdruck für optimistisch. Und Parks. Alle mögen sie Parks, und sie sagen alle mehr oder weniger das Gleiche. Sie können ein Foto von ihr sehen auf www.bestrussianbrides.com, wo sie noch immer zum Verkauf steht, obwohl sie Russland vor einem halben Jahr verlassen hat, um herauszufinden, ob Edinburghs Straßen mit Gold gepflastert sind. Damals ging sie zu
Hilfe
und traf ihre Nemesis in Gestalt von Graham Hatter. Wenn Sie suchen, so glaube ich, werden Sie herausfinden, dass Mr. Hatter etwas mit
Hilfe
zu tun hat und weiß Gott mit was allem noch.«
    »Sie geben nicht auf, stimmt’s? Sie müssen zurückkommen.«
    »Nein.«
    »Herrgott noch mal, Jackson.«
    »Nein. Ich habe es satt, in etwas hineingezogen zu werden. Ich habe es satt, ein Zeuge zu sein.«
    »Martin braucht Sie, damit Sie für ihn aussagen, er hat jemanden umgebracht. Er hat Ihr Leben gerettet. Er ist Ihr
Freund.«
    »Er ist nicht mein Freund.« Es herrschte lange Schweigen. Die Supremes baten ihn, im Namen der Liebe anzuhalten. »Wie auch immer«, sagte er.
    »Wie auch immer.«
    »Vergessen Sie nicht«, sagte Jackson: »Die Erinnerung an Paris kann uns keiner mehr nehmen.«
    »Wir waren nie in Paris.«
    »Noch nicht«, sagte Jackson. »Noch nicht.«

55
    S ophias schottischer Freund stürzte sich auf sie, kaum dass sie durch die Tür war, und zerrte an dem Reißverschluss ihrer rosa Uniform. Er fand die rosa Uniform eine Spur pornografisch, als hätte Barbie die ideale Schwesterntracht entworfen. Sophia trug ihre sehr kurz, und er fragte sich oft, ob in den Häusern, in denen sie putzte, Männer waren, die versuchten, ihr unter den Rock zu schauen, wenn sie sich bückte oder streckte. Wenn er an sie bei der Arbeit dachte, waren immer Staubwedel aus Federn involviert, und sie beugte sich provokativ über Betten oder kniete auf dem Boden, um ihn zu schrubben, den tschechischen Arsch vorwitzig in die Höhe gereckt.
    »Warte«, sagte sie und stieß ihn von sich.
    »Kann nicht«, sagte er. »Ich habe den ganzen Tag an nichts anderes gedacht.«
    Sie wollte ihre Jacke ausziehen, ein Glas Rotwein trinken, Bohnen auf Toast essen, sich das Gesicht waschen, die Beine hochlegen, hundert Dinge tun, die auf ihrer Prioritätenliste weiter oben standen. Sie hatte heute eine Stunde länger arbeiten müssen. »Neue Sitten«, hatte die Haushälterin gesagt. Die Haushälterin war auch neu. Die fiesgesichtige schottische Haushälterin war über Nacht verschwunden, und jetzt war statt ihrer eine reizbare Moskauer Schlampe da.
Hilfe
hatte ein »neues Management«. Sophia hielt nicht viel von dem neuen Regime. Sie dachte, dass es an der Zeit war, bei
Hilfe
aufzuhören, nach Prag zurückzukehren und dort ihr wirkliches Leben wieder aufzunehmen. Sie stellte sich vor, dass sie in Zukunft eine international anerkannte Wissenschaftlerin wäre, in Amerika lebte, einen gut aussehenden Mann und ein paar Kinder hätte, sie stellte sich vor, wie sie die Fotos von ihrer Zeit in Schottland betrachtete – die Burg, den Zapfenstreich, Hügel und Seen. Die Fotos von ihrem schottischen Freund würde sie herausnehmen, damit ihr amerikanischer Mann nicht eifersüchtig wäre. Andererseits, vielleicht sollte sie genau das nicht tun.
    »Komm schon«, stöhnte ihr schottischer Freund und zerrte an ihren Kleidern. Manchmal, wenn er in der Stimmung war, ließ er sich einfach nicht davon abbringen.
    Als er ihr den rosa Uniformrock
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