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Liebesbisse

Liebesbisse

Titel: Liebesbisse
Autoren: Claire Castillon
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Lépine-Erfinderwettbewerb zugelassen werden und tatsächlich eine Medaille bekommen, wird mir meine Frau die Hand reichen und mich zur Verleihung begleiten. Ganz ergeben und ganz fürsorglich, schwungvoll und gut gekleidet, wird sie neben mir die Treppe hinaufgehen. Ich werde meinen Freunden beweisen, wie recht ich hatte, ja zu sagen.

Kleinmut
     
    Ich werde bald sterben, ich will dich vernichten, ich habe Lust, dich zu besudeln. Meine Mutter sagt, dass man dir jeden Sou einzeln aus der Tasche ziehen muss. Du sollst in deinem Geld ersticken! Ich könnte schwören, dass du sofort die Behandlungskosten überschlagen hast, als du erfahren hast, dass ich krank bin. Als von der Operation die Rede war, hättest du dich am liebsten umgebracht. Zum Glück sind wir versichert, hast du gesagt, während der Arzt betont hat, dass man eine Behandlung nicht mehr hinauszögern sollte.
    Ich erinnere mich an alles, und ich verzeihe nichts. Diese lächerlichen Aperitifs, bevor wir zum Essen gingen: Hier, iss Erdnüsse. Du hast mich zu dünn gefunden und eine weitere Packung Chips aufgemacht. Im Restaurant musste dann gespart werden. Die Vorspeise wurde geteilt, manchmal auch das Dessert. Ich fand es romantisch, in deinem Teller herumzupicken, und so rührend, dass du immer die Bonbons eingesteckt hast, die neben der Rechnung lagen. Süßer Naschkater, dachte ich. Doch einmal sah ich, wie du sie verpackt hast, um sie zu verschenken, und da hätte ich die Wände hochgehen können. Doch ich habe dir geholfen, ein Geschenkband zu finden, und bin geblieben. An Weihnachten hast du die Geschenke, die du bekommen hast, wieder ins selbe Papier gepackt, und ich habe mich gefragt, wer sie wohl eines Tages wieder auspacken würde, bei einem Essen, einem Fest oder bei einer Geburtstagsfeier. Du hast Schokolade, Wein, Bücher, CDs weiterverschenkt. Nie werde ich den Blick unseres Sohnes vergessen, dem es peinlich war, den Seidenschal zu bekommen, den dir unsere Tochter einmal zum Vatertag geschenkt hatte.
     
    Du bist ein Geizhals, ein Knicker und Knauser von der schlimmsten Sorte, und nun, da ich sterbe, sage ich dir freiheraus, wie kalt mir war. So! Eine alte Freundin sagte mir, man würde eine kleinliche Familie am Grab erkennen.
    Auf meinem Grabstein wird nichts geschrieben stehen, nicht einmal Geburts- und Todestag. Tu so, als hätte es mich nie gegeben. Das ist mein Letzter Wille.

Tanzbären
    »Sag, ist es schon morgen?«
    »Nein, es ist noch gestern, ich sage dir schon, wann es Zeit ist. Schlaf jetzt weiter. Wenn du müde aussiehst, fallen wir durch.«
    »Ich stehe auf.«
    »Bleib liegen, habe ich gesagt. Du nervst. Ich hau dir gleich eine runter.«
    »Ich habe nichts gemacht.«
    »Du hast getanzt. Ich habe dich gesehen. Du brauchst es gar nicht zu leugnen. Ich habe noch geträumt, als du mich geweckt hast.«
    »Du bist wohl nicht ganz bei Trost! Ich kann ja wohl noch drei Schritte ohne dich machen. So was!«
    »Du darfst nicht mit jeder tanzen. Ich stand direkt neben dir, allein, ohne Partner. Was ist also in dich gefahren, mit diesem Mädchen, mit dieser miesen Schlampe, einfach so die Hüften zu schwingen?«
    »Es gab keinen besonderen Grund.«
    »Du wolltest mir wehtun, das weiß ich, streite es nicht ab. Davon bekomme ich ein Kribbeln im Bauch. Und meine Vagina blutet.«
    »Kann ich dein Blut lutschen?«
    »Nein, lutsch lieber an deinem Finger und schlaf weiter, du musst morgen in die Tanzschule.«
    »Ich gehe nicht hin. Ich will hierbleiben.«
    »Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Selber schuld, wenn es dir jetzt zu dumm ist! Zumindest musst du für deinen Fehler vom Samstag ein wenig büßen.«
    »Aber ich habe jedes Recht dazu! Nichts zwingt mich, nur mit dir zu tanzen.«
    »Ich bin deine Mutter, du musst Respekt haben. Fehlende Harmonie kann uns acht Punkte kosten. Wir müssen gut aussehen.«
    »Ich werde dir auf jeden Fall von der Tanzschule Pumps bringen lassen.«
    »Bleib liegen, hab ich gesagt. Ruh dich aus, du musst dich aufrechter halten. Ein buckliger Tänzer bringt es nicht weit.«
    »Ich bin zu traurig, ich bin zu dick.«
    »Dann musst du eben gehorchen und machen, was ich sage: Nimm Essig, wenn du etwas Fettes isst, das saugt das Öl auf, und du wirst nicht dick. Sieh dir doch die Kleine an – seit ich Essig auf die Kroketten gebe, ist sie ganz dünn. Los, dreh dich jetzt um und schlaf.«
    »Was machst du morgen?«
    »Ich habe einen Termin.«
    »Sag ihn ab.«
    »Nein, ich werde hingehen, das ist beschlossene
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