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Liebesbisse

Liebesbisse

Titel: Liebesbisse
Autoren: Claire Castillon
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wolle die Frau herzlich willkommen heißen und gute nachbarschaftliche Beziehungen pflegen. Doch es kam, wie es kommen musste: Mit Tränen in den Augen kam sie wieder herauf und schimpfte die Frau eine primitive Bohnenstange. »Oh, Pudding, hat sie gesagt! So eine Schmierenkomödiantin! Hilf ihr ja nie, einen Nagel einzuschlagen – denk nicht mal dran!«
    Sie schlüpfte unter die Decke und schmiegte sich an mich; so kannte ich sie gar nicht beim Sex. Sie wand sich, stöhnte wie eine Darstellerin in einem schweinischen Film, warf den Kopf nach rechts und nach links, sie war aufgeregt und außer sich, als wäre ich der beste Liebhaber der Welt. Das brachte mich aus dem Konzept, ich konnte nicht weitermachen. Fuchsteufelswild stand sie auf. Die andere macht dich geil, sag schon! Dieses Mädchen, das genau unter uns schläft, ist ganz offensichtlich ein Problem für sie. Sie rollt sich im Bett zusammen oder schimpft in der ganzen Wohnung herum. Ich achte darauf, beim Schlafen das Gesicht in meiner Armbeuge zu verbergen. Wenn ich beim Aufwachen höre, dass sie in den Küchenschubladen kramt, nehme ich einen Brieföffner, verstecke ihn neben mir und lese mit unbeteiligter Miene in einer Motorrad- oder Autozeitschrift. Nur um etwas zu sagen, fragt sie dann: Du willst mich verlassen, nicht wahr?
    Dennoch haben wir auch schöne Momente zusammen. Letzten Sommer waren wir in einer kleinen Pension in der Nähe eines Moors, in einem Jagdgebiet der Brière. Ich habe gleich gespürt, dass sie aufatmete. Sie hat die Mücken und die Schüsse geduldet, nichts hat sie gestört, sie hat dem Wirt sogar versichert, dass wir jeden Sommer wiederkämen. Als ich mich beklagt habe, weil ich total von Mücken zerstochen war, hat sie mir zärtlich die Hand auf den Arm gelegt und gesagt: Weißt du, mein Schatz, deine Stiche sind nichts im Vergleich zu meinem Schmerz.
     
    Meine Verwandten verbünden sich. Sie sagen, ich ließe mich gängeln. Aber ich kann mich wehren – egal, was mein Bruder sagt, der sich über meine Blindheit empört. Ich bin kein Idiot, ich bin viel mehr als ein Schwächling, über den sich Freunde und Eltern lustig machen – alle sind eben nur Feinde. Die schlechten Scherze über meine Frau kann ich nur zur Hälfte lustig finden, und es ist erbärmlich, dass mich angebliche enge Freunde mürbe machen wollen. Doch bei der Hochzeit waren sie alle da und haben mit uns gefeiert. Was ist nur mit ihnen los? Sie wollen, dass ich mich scheiden lasse, sie raten mir, meine Frau in Behandlung zu geben, sie warnen mich vor der Gefahr, die sie darstellt. Aber ich werde doch nicht vor einer armen, kleinen Frau Angst haben, die schon auf ihren eigenen Schatten eifersüchtig ist! Ich sehe darüber hinweg, und ich sehe auch über mich hinweg.
    Oh, sicherlich – wenn ich erblinde, was sie mir manchmal wünscht, wäre alles besser. Dann könnten wir wieder spazieren gehen, könnten bei schönem Wetter etwas unternehmen, könnten tanzen gehen. Ich wette, dass ich mit einer so geschickten Tanzpartnerin wie meiner Frau keinerlei Probleme hätte, zurechtzukommen. Wir hätten Freunde – ich würde sie zwar nicht sehen, aber wozu muss ich das, wenn ich sie hören kann?
     
    Die Nachbarin ist heraufgekommen und hat den Höflichkeitsbesuch erwidert. Als meine Frau vom Einkaufen kam, waren wir im Wohnzimmer. Ich dachte, ich mache alles richtig, wenn ich gleich rufe: Schatz, komm, wir warten auf dich! Für einen Dreier?, hat sie gefragt und die Taschen fallen lassen. Schlampe!, hat sie gebrüllt, als ich ihr die Geleefrüchte hinhielt, die die Nachbarin mitgebracht hatte. Und flink wie eine kleine Geiß mit gesenkten Hörnern verpasste sie mir einen Kopfstoß. Ich hatte mich gebückt, um die Süßigkeiten aufzuheben, und fiel hinein.
    Seitdem sagt meine Frau ständig, dass sie mir nie verzeihen wird. Ich will ihr erklären, dass sie sich alles nur eingebildet hat, aber sie sagt, ich solle den Mund halten, bald hätte ich gar nichts mehr, nicht einmal mehr Augen, um zu weinen.
     
    Ich weiß, worauf sie hinauswill, und ich bin keine Memme. Ich erspare ihr die Mühe, mir die Augen auszukratzen. Ich tue es für sie. Das ist meine Art, sie zu lieben, ich werde mir die Augen ausstechen. Ich habe einen Spieß gekauft und eine Art Feder, die ich an dem Spieß anbringe und die mir den Schwung geben soll, das zweite Auge auszustechen, wenn das erste zu bluten beginnt. Ich werde es ganz allein machen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
    Sollte ich zum
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