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Lieber Daniel. Briefe an meinen Sohn

Lieber Daniel. Briefe an meinen Sohn

Titel: Lieber Daniel. Briefe an meinen Sohn
Autoren: Sergio Bambaren
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bester Freund. Im Alleinsein fernab allen Lärms und Rummels wirst Du herausfinden, wer Du wirklich bist. Wenn Du überall auf der Welt – ob in Gesellschaft von anderen oder einfach allein – im Frieden mit Dir bist, dann hast Du etwas erreicht, was nur wenigen vergönnt ist: ein wahrhaftiges Leben auf der Grundlage Deiner eigenen Prinzipien zu führen.
     
Flieg aus dem Nest, verlass Deinen Kokon, brich auf. Reiße die Mauern nieder, die Du um Dich herum errichtet hast. Sei frei, lass Dich von Deiner Seele zu Deinem Schicksal führen.
     
Denk immer daran, dass die einzigen Schätze, die Du mitnehmen kannst, wenn Deine Zeit gekommen ist und Du diese Welt verlassen musst, die Erinnerungen an die Träume sind, die Du verwirklicht oder zumindest zu verwirklichen versucht hast. Das Einzige, was Du auf dieser Erde zurücklassen kannst, ist das Gute oder das Schlechte, das Du getan hast, um die Welt besser oder schlechter zu machen. Jeder materielle Besitz ist nur geliehen, solange Du auf Erden lebst, Daniel, vergiss das nie!
     
Es ist vollkommen gleichgültig, was andere über Dich denken oder sagen mögen. Es ist Dein Leben, und solange Du das Leben der anderen respektierst, musst Du Dir keine Gedanken darüber machen, was andere über Dich erzählen. Klatsch ist unbedeutend. Er fällt nur auf diejenigen zurück, die ihn verbreiten.
     
Du selbst bist der einzige Mensch, mit dem Du wetteifern solltest, mit niemandem sonst. Versuche jeden Tag ein besserer Mensch zu sein und genieße Dein Leben.
     
Ich fühlte mich wie neugeboren, als ich auf einmal Worte wie Hass, Rache, Groll, Rivalität ausradieren und aus meinem Kopf und meinem Herzen streichen konnte. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich diesen wundervollen Satz verstanden habe: »Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.« Durch Demut habe ich einen Grad an Spiritualität erreicht, den ich bei mir nie für möglich gehalten hätte. Und das ist ausschlaggebend! Probiere es aus, Daniel, es tut gut!
     
Vergiss nie: Ein Versager ist nicht, wer seine Lebensziele nicht erreicht, sondern wer nie versucht hat, sie zu erreichen. Du lebst nur einmal, mein geliebter Daniel, zumindest auf dieser Erde.
     
    Lebe!

XV
    Ich kam auf dem Frankfurter Flughafen an, nahm meinen Campingbus in Empfang, reiste durch diesen für mich so neuen Alten Kontinent und fand unterwegs herrliche Surfplätze. Nach acht Monaten hatte ich über zehntausend Kilometer zurückgelegt! Erstaunt musste ich feststellen, dass die schönsten Orte Europas – zumindest für mich – nicht diejenigen sind, die als »Muss« für Touristen gelten. Auch hier hatte es sich wieder gelohnt, ein paar Umwege zu machen – getreu meinem Credo »Warum nicht?«, anstatt Nein zu sagen. Man gelangt an Orte, kleine Juwelen, von denen ich gar nicht gewusst hatte, dass es sie gibt: Paris, London, Berlin, Rom – wunderbare Städte mit Museen, Kirchen und allem, was dazugehört – kein Zweifel. Aber letztendlich sind es eben nur Städte …
    Für mich waren die Wellen der absolute Wahnsinn. Biarritz und Hossegor in Südwestfrankreich, die Costa Verde in Nordspanien; die legendären Wellen von Mundaka im Baskenland und auch die weichen, sanften Wellen in der Nähe von Tarifa in Andalusien. Ich traf Surfer von überallher, Surfer in jedem Alter, die genauso umherreisten wie ich, »Soul Surfer«, die alles hinter sich gelassen hatten, um das zu tun, was sie am meisten lieben: über eine wogende Wasserwand zu gleiten. Ich hatte das Gefühl, wieder zu meinem Stamm zurückgefunden zu haben, dem Stamm, zu dem ich gehöre.
     
    Irgendwann werde ich zurückkommen, und ganz sicher besuche ich dann noch einmal den Mont Saint-Michel vor der normannisch-bretonischen Küste, die Amalfitana in Süditalien, Assisi im umbrischen Apennin, die üppigen grünen Wälder in Nordspanien, Biarritz in der Biscaya und die Römerstraße Neckar-Alb-Aare – all diese Orte werden mir unvergesslich bleiben.
     
    Nach neun Monaten in Europa und bei seinen wundervollen Menschen ging meine Reise langsam zu Ende.
    Mein letztes Ziel war Portugal. Ich hatte dafür eine Woche eingeplant, wollte die Wellen und die wunderschöne Hauptstadt Lissabon kennenlernen.
    Doch ich verliebte mich so in das Land, die Leute und die Wellen, dass ich am Ende drei Monate blieb. Und da begann sich mein Leben wirklich zu verändern, auch wenn ich das damals noch nicht wusste. Wieder gab mir das Meer die Antwort – und Lissabon am
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