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L(i)ebenswert (German Edition)

L(i)ebenswert (German Edition)

Titel: L(i)ebenswert (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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gegeben, alles gespielt.
    „Warum hast du nicht gelogen? Du warst extrem überzeugend mit deinem Schauspiel vom unschuldigen Jungen, dem böse Männer weh getan haben. Du hättest dich als Sohn vom Schatzmeister ausgeben können, ich hätte es dir geglaubt. Oder meinetwegen als Ableger eures obersten Heerführers.“
    Ninosh schwieg, sein Blick war auf die Flasche fixiert, in der sich der restliche Trank gegen Schmerzen befand. Jegliche Angst war aus seinen Zügen verschwunden, doch er war weiterhin extrem bleich, seine Augen lagen tief in den Höhlen, untermalt von schwarzen Ringen. Er lag still, dennoch musste er weiterhin um jeden Atemzug ringen.
    „Nun, es ist wahr, du wurdest verletzt. Und ich Narr war bereit mich gegen direkte Befehle aufzulehnen, um dir zu helfen.“
    „Du musst dich nicht selbst verachten“, flüsterte Ninosh. „Es macht dich nicht zu einem schlechteren Menschen, wenn du Gnade und Mitleid mit deinen Feinden hast.“
    „Ich weiß.“ Geron schnaubte. „Unsere Priester sagen dasselbe: ‚Rette einen Freund und du bist ein Held. Rette einen Feind und du bist ein Heiliger. Rette den Mann, den du hasst, und Gott wird dich lieben.‘“ Er spuckte zu Boden und wünschte sofort, er hätte Ninoshs Gesicht getroffen. Das Gesicht, auf das der Kommandant eingeschlagen hatte, sobald er den Gefangenen erblickte.
    „Du konntest nicht lügen, nicht wahr? Der Kommandant hat dich als das erkannt, was du bist. Du warst bewusstlos, als er dich geschlagen hat, aber die Männer haben den ganzen Tag über nichts anderes geredet. Du wusstest, dass du enttarnt bist.“
    Ninosh nickte, ohne ihn anzusehen.
    „Das stimmt. Alle Söhne von Mannik haben des Königs Gesichtszüge geerbt. Nur die älteren Nadisländer können uns erkennen, Mannik hat sich seit Jahren weder dem Volk noch seinen Feinden gezeigt. Es war dumm von mir, deine Frage nicht sofort zu beantworten, ich wollte …“
    Er brach ab. Geron wusste trotzdem, was Ninosh gemeint hatte: „Du wolltest meine Fürsorge noch ein wenig länger genießen, hm?“
    Mit wütenden Bewegungen zog er sich die Stiefel an. Keine Sekunde länger hielt er es hier drinnen mit diesem widerlichen Mörder aus! Außerdem musste er mit Krazon sprechen. Dringend.
    „Warte! Bitte … Wir hatten ein Abkommen.“ Der verzweifelte Unterton in Ninoshs Stimme gefiel Geron, stellte er überrascht fest. Ja, es war tatsächlich befriedigend zu beobachten, wie dieser Bastard litt.
    „Ein Abkommen? Hatten wir das?“, fragte er sarkastisch.
    „Mein Name gegen den Trank. Bitte …“ Die Qualen, die der Mann durchmachte, waren nicht gespielt. Der pure Schmerz in seinem Gesicht war keine Lüge. Die Hand, die er zitternd in Gerons Richtung streckte, war ein anrührender Anblick, der ihn für einen Moment schwanken ließ.
    „Mein Abkommen galt einem Feind. Ein Feind ist immer noch ein Mensch, dessen Recht auf Leben ich respektiere, solange er weder mich noch andere angreift. Mit gewissenlosen Mördern mache ich keine Abkommen.“
    Geron stürzte sich fluchtartig aus dem Zelt. Er musste raus, bevor er sich vergaß! Raus, bevor er das Mitleid zeigte, das er nur mühsam unterdrücken konnte …

    „Warum?“, brüllte Geron, noch während er durch den Zelteingang des Kommandanten stürmte. „Warum haben Sie mir nichts gesagt?“
    Krazon ließ die Papiere sinken, die er gerade studiert hatte, und trat mit ernster Miene zu ihm.
    „Ich war mir nicht sicher genug“; erwiderte er, bevor er zögerlich eine Hand auf Gerons Schulter legte. Eine vertrauensvolle Geste, zu der Krazon sich nur selten hinreißen ließ. „Als ich den Jungen erblickte, dachte ich sofort, dass ist er . Das ist ein Ableger dieser verdammten Bestie! Er ist allerdings sehr jung. Manniks letzte Frau ist vor zwanzig Jahren gestorben und danach hat er kein Kind mehr offiziell anerkannt. Seine Bastarde haben keinen Anteil an dem unseligen Treiben und dürften wohl auch keine bedeutsamen Informationen besitzen.“
    „Er behauptet, er sei dreiundzwanzig und Manniks jüngster Sohn.“
    „Ja, das müsste hinkommen …Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht auf diese Weise benutzen, Geron. Aber Sie waren entschlossen, ihm zu helfen und hatten Recht damit, dass er ohne Hilfe vermutlich den Sonnenaufgang nicht erleben würde. Und wie gesagt, ich war mir nicht wirklich sicher.“
    „Die Frage ist: Was machen wir jetzt mit ihm?“, fragte Geron nach einem langen Moment des Schweigens.
    „Darüber habe ich auch bereits
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