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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen
Autoren: Rene Freund
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noch zwei weitere Tage. Dann kommen Sie bitte mit einem Papier zu mir, mit einem Druckauftrag, einem Buch, egal, irgendwas für die Zentrale. Guten Tag .« Hacken leicht zusammengeschlagen, der Mann war bei der Volksarmee gewesen, keine Frage, auf Wiedersehen.
    » Ich weiß, Sie halten ihn für einen Arsch«, sagte Susanne zu Fred, nachdem sie Dr. Meiningen hinausbegleitet hatte. » Aber der Mann ist wirklich schwer in Ordnung .«
    » Wo ist Mara ?«
    » Jetzt seien Sie doch nicht selbst der Arsch. Trinken Sie ein Glas Prosecco mit mir .«
    » Ich hasse Prosecco .«
    » Herr Firneis. Bitte !«
    Die Mischung aus mütterlicher Strenge und verzweifelter Suche nach einem Trinkkumpanen brachte Fred zum Schmunzeln. » Okay .« Er merkte, wie er sich entspannte.
    » Ist meine letzte Flasche«, sagte Susanne und stellte sie vor Fred hin, weil sie schon immer der Meinung gewesen war, das Entkorken von Flaschen sei eine typische Dienstleistung des Mannes, wenn nicht gar dessen zentraler Schöpfungsauftrag.
    Sie prosteten einander zu und sahen sich lange in die Augen, sie ein bisschen müde, er ein wenig lauernd.
    » Was für eine lange Geschichte bis zu diesem Augenblick«, seufzte Susanne.
    » Wie laufen die Vorbestellungen ?«
    » Wir haben praktisch schon 60 . 000 Stück verkauft .«
    » Was ist eigentlich mit meinem Vorschuss ?«
    » Wird Ihnen in den nächsten Wochen überwiesen .«
    Fred lachte schallend. Den Satz kannte er gut.
    Susanne zeigte auf den Entwurf zur Herbstvorschau, die direkt vor Fred auf dem Tisch lag, weil der Mann von der Bank sie nicht mitgenommen hatte.
    » Wie finden Sie das Foto ?«
    » In echt ist es schöner .«
    » Liebe unter Fischen, das passt perfekt dazu .«
    Susanne schnappte sich die ausgedruckten Seiten und las Fred den Vorschautext vor: » Fred Firneis. Liebe unter Fischen. Neue Gedichte. In einem lyrischen Parforceritt nimmt Fred Firneis alle Hürden, die nach Adornos Verdikt nicht mehr überwindbar schienen. Von Asphalt- und Großstadtgedichten über extrem reduzierte, traditionelle Haikus bis hin zu pastoral anmutenden Gleichnissen, die er in Reimform zu kleiden wagt, zeigt uns die schillerndste Persönlichkeit deutschsprachiger Lyrik in der Nachfolge Kleists und Eichendorffs die gesamte Vielfalt seines Könnens – in einem Wettstreit zwischen Trauer und Hoffnung, Weltschmerz und Erleuchtung, und das stets mit einer Ironie, von welcher sich schwer sagen lässt, ob sie als romantisch oder postmodern zu bezeichnen sei .«
    » Bisschen lang der Satz«, sagte Fred. » Aber im Prinzip alles richtig. Ich wundere mich nur, dass Sie die Haikus und die Reime erwähnen .«
    » Ein paar Haikus können nicht schaden. Außerdem hab ich dadurch mehr Seiten, dann können wir mehr verlangen. Und die Reime fand ich am Ende ganz charmant. Ein ordentlicher Verriss im Spiegel ist unterm Strich eine feine Sache .«
    » Ihnen kann’s ja egal sein .«
    » Sie haben gereimt, nicht ich! Aber so viel war’s denn auch wieder nicht. Sonst gar nichts einzuwenden ?«
    » Postmodern. Das Wort gefällt mir nicht. Postmodern ist scheiße. Postmodern ist tiefste Achtziger. Eine Ironie, von der sich sagen lässt, sie sei romantisch und unsterblich , das wäre angebracht gewesen .«
    » Es gibt noch einen Schlusssatz«, sagte Susanne. Sie wusste, beim Loben von Künstlern konnte man gar nicht übertreiben. Das fiel denen einfach nicht auf. Es gab keine Peinlichkeitsgrenze. » In der Nachfolge aller Größen des Genres von Ovid über Shakespeare, Matthias Claudius und Bob Dylan bis Falco ist Fred Firneis der absolute Popstar zeitgenössischer Lyrik .«
    Fred rümpfte die Nase. » Bob ist so alt. Können Sie nicht Brecht nehmen? Und Falco ist so tot. Wie wäre es mit Madonna ?«
    Susanne grinste. Fred spürte, dass er errötete, aber er überspielte es: » Klar, ich weiß, der Satz steht nicht wirklich drinnen, aber Sie sollten überlegen, ihn in die nächste Ausgabe aufzunehmen .« Fred stand auf. Er wollte jetzt gehen. Die Sache mit Mara musste von Susanne kommen. Es schien ihm zu jämmerlich, nun noch einmal nach ihr zu fragen. Susanne nahm Fred bei den Händen und küsste ihn auf beide Wangen.
    » So überschwänglich kenne ich Sie gar nicht«, bemerkte Fred verwundert.
    » Sie haben heute meinen Verlag gerettet. Danke .«
    » Wenn Sie mir gesagt hätten, dass es so wichtig ist, hätte ich Ihnen schon was geschrieben. Warum sagen Sie denn nichts ?«
    » Nehmen Sie außer sich selbst eigentlich sonst irgendetwas wahr
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