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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen
Autoren: Rene Freund
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Bildung genossen .«
    » Aber geh«, sagte August. » Nur weil ich mich wie ein Trottel benehme, muss ich ja noch kein Trottel sein. Ich trink eben gern Champagner nach der Waldarbeit. Moët & Chandon, aber manchmal auch ein Gösser Bier .«
    Es war klar, dass August das Thema nicht vertiefen wollte. Ohnehin wurde es Zeit, ins Verlagsbüro zurückzukehren.
    Die drei schlenderten über den Gendarmenmarkt, und August bestand darauf, beim berühmten Chocolatier ein paar Confiserien zu erstehen, die er in der U-Bahn weitgehend alleine aufaß, wobei er die Augen genüsslich verdrehte.
    » Kleine Naschkatze«, lächelte Susanne.
    » Glaubst du, wird er kommen ?« , fragte Lisi.
    » Ja«, antwortete Susanne.
    » Gott sei Dank bin ich betrunken«, stöhnte Lisi.
    Als der U-Bahn-Schacht sie ausspuckte, mussten sie die Augen zusammenkneifen. Das Berliner Grau war heller geworden.
    » Ich habe überlegt«, sagte Susanne. » Ihr könnt jetzt nicht mitkommen. Ich muss kurz mit Fred allein sein. Bitte. Ich schick ihn euch nach .«
    » Wohin ?« , fragte Lisi, trotzig und enttäuscht.
    » Du hast doch dein Handy mit ?«
    » Klar .«
    » Na also. Du zeigst August ein wenig Berlin und dann sag ich euch einen Treffpunkt .«
    » Ich kenne Berlin schon«, meinte August, der Lisi unterstützen wollte.
    » Unter den Linden zum Beispiel«, schlug Susanne vor.
    » Linden kenn ich auch schon«, sagte August.
    Da Lisi sich gerade sehr für eine Auslage interessierte, oder vielmehr für ihr Spiegelbild in deren Scheibe, konnte Susanne August kurz beiseite nehmen.
    » Hör zu, August. Du musst das mit den beiden in die Hand nehmen. Sonst wird das nichts. Du kennst sie ja. Wenn du den Engel siehst, okay ?«
    » Welchen Engel ?«
    » Achtung, sie kommt .« Susanne wandte sich an Lisi: » Deine Haare sind eh gut .« Lisi lächelte ertappt. » Und wenn er dann doch nicht kommt? Ich meine, in deinem Büro wäre Fred sozusagen in der Falle .«
    » Genau, Lisi. Und das ist nicht gut. Man darf Fred nie zu etwas zwingen. Wenn du ihm einen Filmtipp gibst, fühlt er sich drangsaliert. Empfiehl ihm ein Buch, und er glaubt, er wird in seiner Freiheit eingeschränkt. Glaub mir, Lisi, er muss dir nachlaufen .«
    » Na sicher«, assistierte August. » Wo kämen wir denn hin, wenn jetzt die Frauen den Männern nachlaufen müssten ?«
    » Und wenn er mir nicht nachlaufen will ?« , fragte Lisi vorwurfsvoll, was Susanne wenig beeindruckte: » Dann, liebe Lisi, vergiss es einfach .«
    » Du hast ja so recht«, sagte Lisi. Um gleich wieder von Zweifeln gepackt zu werden. » Und was ist mit unserem Vertrag ?«
    » Vergiss unseren Vertrag .«
    » Du meinst, ich kann ihm die Wahrheit sagen ?« , fragte Lisi ungläubig.
    » Du kannst ihm sagen, was du willst. Sogar die Wahrheit .«
    » Und was mache ich bis dahin ?«
    » Du zeigst unserem Gast alles, was man in Berlin gesehen haben muss .« Susanne winkte knapp. » Viel Spaß. Bis denne .«

    Als Susanne kurz nach 16 Uhr in die Tucholskystraße abbog, überholte sie raschen Schrittes einen Mann, der sie freundlich grüßte.
    » Frau Beckmann! Guten Tag !«
    » Oh. Sie sind das .«
    » Sie scheinen ja nicht gerade erfreut zu sein, mich zu sehen .«
    » Wundert Sie das ?«
    » Ehrlich gesagt nicht .«
    Es handelte sich leider nicht um Alfred Firneis, sondern um Dr. Meiningen von der Bank.
    » Ist aber nett, dass Sie sich persönlich die Mühe machen .«
    » Wir sind immer gute Partner für unsere Kunden, Frau Beckmann .«
    Ach, wie ich diese Schleimer hasse, dachte Susanne, aber andererseits stimmte es, während andere Gläubiger schon nach der dritten Mahnung mit dem Exekutor vor der Tür standen, war die Bank ungewöhnlich lange geduldig geblieben. Susanne wusste aber genau, warum Dr. Meiningen sie zu ihrem Büro begleitete. Es war ihr nur gelungen, den Termin zu verdrängen, vollkommen zu verdrängen, was zweifellos auch mit der zusammenbrechenden Infrastruktur ihres Verlags zu tun hatte.
    » Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten, Herr Dr. Meiningen? Meine Espressomaschine und eine zweite Sitzgelegenheit habe ich noch.«
    » Gerne .«
    Der Filialdirektor wartete hö fli ch, bis Susanne den Kaffee serviert und sich ihm gegenüber gesetzt hatte. Während die Espressomaschine warmlief, rief Susanne Alfred an, aber der hob natürlich nicht ab.
    » Frau Beckmann, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich es gegenüber der Zentrale nun nicht mehr verantworten kann, Ihren Kredit bei unserem Institut nicht fällig zu stellen.
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