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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen
Autoren: Rene Freund
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Überhaupt, dieser August gefiel ihr. Endlich mal ein Mensch, bei dem man wusste, woran man ist. Gott, wie hatte sie diese ganzen Katastrophenmeier satt!
    » Gut«, sagte August. » Dann warten wir eben bis um vier .«
    » Falls Fred kommt«, sagte Susanne. » Bei dem weiß man nie .«
    » Und was glaubst du ?« , fragte Lisi besorgt.
    » Ich glaube, er kommt«, sagte Susanne.
    » Na dann, könnt ihr mir ja vorher noch irgendwas Interessantes von Berlin zeigen. Bis jetzt hab ich nämlich noch nichts gesehen. Irgendwas wie den Eiffelturm oder den Markusplatz oder den Broadway .«
    » Das Tolle an Berlin ist, dass es eigentlich nichts Tolles gibt .« Sagte diesmal Susanne.
    » Na toll«, meinte August. » Dann rauchen wir eben eine .« Er kramte seinen Tabaksbeutel aus der Hosentasche, worin sich eine wunderbar harzige Blütendolde des Elbtaler Gewürzkrautes befand, welche August teilweise in seine Zigarette einbaute.
    » Du hast Gras mitgenommen ?« , fragte Lisi.
    » Warum nicht ?«
    » Über die Grenze?! In meinem Auto? !«
    » Es gibt ja keine Grenze mehr .«
    » August !«
    August ließ sich die Freude nicht nehmen. Nachdem er genüsslich geraucht hatte, meinte er: » Ich hab Hunger. Gibt’s vielleicht irgendein interessantes Wirtshaus in Berlin ?«
    » Ich werde uns im Borchardt einen Tisch bestellen. Dann können wir unserem Gast immerhin den Gendarmenmarkt zeigen«, sagte Susanne.
    » Im Borchardt ?« Lisi zeigte ein gewisses Entsetzen. » Wir wollten doch heute zu Mittag essen, und nicht in drei Monaten .«
    Susanne verschwand kurz im Nebenzimmer, um ungestört zu telefonieren.
    » Dreizehn Uhr«, sagte sie lässig, als sie zurückkam.
    Lisi war so richtig erstaunt: » Wie hast du das gemacht ?«
    » Ich hab auf den Namen Brad Pitt reserviert«, sagte Susanne. » Das geht immer. Keiner will sich Brad entgehen lassen .«
    » Und wer soll zahlen ?« , fragte Lisi.
    Susanne holte einen 500 er-Schein aus ihrer Tasche: » Geklebt und eingetauscht .« Lisi grinste beschämt.
    Sie nahmen die U-Bahn und stiegen bei der Französischen Straße aus. August sah sich die große Stadt mit neugierigen und leicht geröteten Augen an.
    Als sie das Lokal betraten und nach dem Tisch für Mister Pitt fragten, wurden sie zwar ein wenig misstrauisch beäugt, aber dennoch mit einem Platz an der Fensterfront bedacht.
    Susanne nahm die auf der Etagère servierten Austern, Lisi das Kaninchen-Carpaccio, August bestellte etwas Butter zum gut gefüllten Brotkorb. » Ist ja schade drum .« Und während Susanne und Lisi sich für Schnitzel als Hauptgang entschieden, nahm August die Blutwurst, » Elsässer hin oder her, wird eh eine ganz normale Blutwurst sein. Aber das Schnitzel ess ich nicht, weil so gut, dass es den Preis wert ist, kann es gar nicht sein !«
    Als die Vorspeisen kamen, schnappte sich August eine Auster: » Muss ich einmal kosten .« Er tat es Susanne gleich und schlürfte die Muschel aus. Sein Gesicht verzog sich. Er spuckte die Auster in seine Hand und gab sie Aisha.
    » Pfui Teufel! Dem Hund schmeckt so was, aber das kann ja kein Mensch fressen !«
    Er aß schnell ein Butterbrot nach. Der Wein kam. Da sich korrektes gendermäßiges Verhalten selbst in Lokalen der gehobenen Kategorie noch nicht durchgesetzt hat, zeigte der Kellner August die Flasche.
    » Sau-vig-non !« buchstabierte August ratlos, jede Silbe betonend. Als ihm der Kellner einschenkte, empörte er sich: » Na, Sie Lümmel! Geben Sie den Frauen auch was! Ich sauf die sicher nicht allein !«
    » Du sollst kosten«, flehte Lisi.
    August stürzte den Schluck hinunter.
    » Passt eh .«
    Der Wein war schnell getrunken, eine nächste Flasche wurde bestellt.
    » Ich hab geglaubt, du hast kein Geld«, bemerkte August.
    » Bei uns in Bayern sagt man: Ist die Kuh hin, ist das Kalb auch hin. Soll heißen, es ist auch schon egal .«
    » Mir musst du das nicht übersetzen«, sagte August, » wir haben in Österreich denselben Spruch .«
    Ihre Wangen röteten sich, der Wein machte sie fröhlich und übermütig. Lisi lachte laut, als August seine Blutwurst mit der Hand aß und vom Kellner wissen wollte, ob das Champagnerkraut mit Moët & Chandon oder Taittinger gemacht war.
    Susanne stutzte. August hatte die Namen der Champagner perfekt ausgesprochen. In all die ausgelassene Stimmung hinein sagte sie: » August, du hast dich verraten. Du hast Französisch gelernt. Ich sag dir jetzt was auf den Kopf zu: Du bist aus einem gutbürgerlichen Haushalt und hast eine klassische
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