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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen
Autoren: Rene Freund
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    » Gelte ich nicht als ausgezeichneter Beobachter ?«
    » Ihrer selbst .«
    » Sie denken ja auch nur an sich .«
    » Ich denke vielleicht an meinen Vorteil. Aber immerhin nehme ich noch andere wahr .«
    » Wollen Sie mir jetzt eine Szene machen ?«
    » Ich will Sie nur bitten – nehmen Sie Mara als Mensch wahr. Sie ist eine Gute .«
    » Wer ist Mara? Wo ist Mara ?«
    » Fred, gehen Sie zum Engel, dort werden Sie weitersehen .«
    » Welcher Engel? !«
    » Na die Goldelse .«
    » Ich soll zur Siegessäule gehen ?«
    » Dort werden Sie Mara treffen .«
    » Ist das nicht ein bisschen zu phallisch als Treffpunkt ?«
    » Herr Firneis! Bitte! Seien Sie einmal in Ihrem Leben nicht kompliziert !«
    » Ich werde mir große Mühe geben .«
    » Leben Sie wohl .«

    August stand vor dem Brandenburger Tor und glotzte es an wie viele hundert andere Touristen auch. » Und ist das so toll das Brandenburger Tor ?«
    » Nö«, sagte Lisi.
    » Außergewöhnlich wird es vor allem durch die hässlichen Gebäude in der Nachbarschaft«, sagte August. » Aber die Straße da ist toll. Eine schöne Gerade .«
    » Da sind nach dem Krieg Flugzeuge gelandet, hab ich mir sagen lassen. Das ist die Straße des 17 . Juni .«
    » Und was war am 17 . Juni ?«
    » Keine Ahnung. Die Love-Parade. Oder irgendwas mit der DDR .«
    Lisis Telefon läutete. » Ja«, sagte sie. Und: » Okay .« Und: » Wir sind praktisch auf dem Weg .« Und, mit Blick zu August: » Huh .«
    » Klopft das Herzerl ?« , fragte August.
    » Ja .«
    » Na dann ist es ja gut .«
    » Wieso ist das gut ?«
    » Wenn es nicht klopft, bist du tot .« August hatte seine Freude mit Lisis Nervosität.
    » Wir müssen da runterlaufen«, sagte Lisi und zeigte auf die schöne gerade Straße.
    » Schon wieder laufen ?«
    » Gehen !«
    » Moment .« August zog sich die schweren Bergschuhe und die dicken Wollsocken aus. Dann ging er zu einem japanischen Touristen, der mit offenem Mund das Brandenburger Tor anstarrte. Der Mann schien seine Gruppe verloren und auf das Aufwachen vergessen zu haben. » Please«, sagte August und faltete seine Hände zu einer hohlen Form. Der Japaner kramte nach Geld, aber August zeigte auf die große Wasserflasche, die der Tourist in der Hand hielt. » Water, please .« Aisha verstand und stellte sich an, um zu trinken. Jetzt verstand es auch der Mann mit der Flasche und lächelte freundlich. Er goss Wasser in Augusts Hände, und Aisha schlabberte es gierig auf. Nun tauchte die Gruppe des Japaners wieder auf, das Bildmotiv rief Entzücken und Gelächter hervor, und einige Tage später wurde in Tokio, in Osaka und Yokohama folgendes Foto vorgezeigt: Ein bloßfüßiger Mann in Lederhosen kniet vor dem Brandenburger Tor, ein Tourist gießt Wasser in seine gefalteten Hände, aus denen ein schwarzer Hund trinkt. Aisha hatte Durst, und August Spaß beim Posieren für die begeisterten Japaner.
    » Bitte, August !« , flehte Lisi. » Wir müssen los !«
    » Gleich .« Zehn Fotos noch, alle aus der Gruppe mussten das Motiv haben, dann stand August auf, faltete hö fl ich die Hände vor seinem Herzen, verneigte sich, schnappte seine Schuhe, und sie konnten losgehen.
    » Wir müssen genau da hin. Zu der Säule«, erklärte Lisi.
    » Hast du Angst ?« , fragte August.
    » Naja, eigentlich … so bisschen mulmig vielleicht … also … ja, ich habe Angst .«
    » Unsere Angst entsteht meistens nicht aus der Sorge, dass wir so klein und begrenzt sind«, sagte August. » Unsere größte Angst ist, dass wir unendlich mächtig sind .«
    » Das verstehe ich nicht«, sagte Lisi.
    » Ich auch nicht«, antwortete August. » Aber es ist, wie es ist. Ich muss mal .«
    » Ich eigentlich auch .«
    » Na dann ab hinter die Bäume .«
    Als sie sich kurz darauf wiedertrafen, zeigte sich August begeistert: » In Berlin gibt es ja mehr Wald als in ganz Österreich !«
    » Du übertreibst .«
    » Jedenfalls mehr Wildschweine. Der Boden ist schon halb hin .«
    » Können wir jetzt weitergehen, oder willst du weitere Fährten analysieren ?«
    » Schimpf nur rum, wenn es dich erleichtert .«
    Aber es erleichterte Lisi gar nicht. Die Siegessäule war jetzt nur noch wenige hundert Meter entfernt. Der Unterbau mit den kleineren Säulen und der schwebende, goldene Engel an der Spitze des steinernen Turms waren schon deutlich zu erkennen.
    » Er glaubt immer noch, ich bin Mara, eine Wizzenschaftlerin aus der Slowakei. Susanne hat ihm nichts verraten .«
    » Vielleicht schon ?«
    » Nein! Sie hat es
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