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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord
Autoren: Daniel Imran
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Verlangen immer wieder aufs Neue entfachen. Die Zigeunerhuren von Trabzon konnten ihm kein Vergnügen bereiten, ebenso wenig die vielen anderen Frauen, aramäische, armenische, arabische, kurdische und türkische, von denen er einige zum Geschlechtsverkehr zwang, andere durch Geld oder seine Verführungskünste überredete.
    Als Aische schließlich reif geworden war und sie das erste Mal miteinander schliefen, waren seine Sinne noch nie in seinem Leben von einer Frau so gut befriedigt worden. Er entsagte sogar allen anderen Frauen.
    Aische hingegen lebte wie in einem Gefängnis in ihrem Palast dort unten auf der Westseite der Felshangstadt Mardin. Zudem kannte sie ihren Gatten nicht wirklich, denn sie sollte sich aus seinen Geschäften heraushalten. Ihr viel von sich erzählt hatte er ebenso nicht. Sie war sehr jung, hatte noch nichts von der Welt gesehen und stand unter starkem Einfluss ihrer geldgierigen Mutter.
    Obwohl Muhammad fünfzehn Jahre älter als sie war, schon einige Furchen im braun gegerbten Gesicht hatte, fand sie ihn anziehend. Jeden Tag wartete sie sehnlichst nur darauf, bis er wieder zuhause war, um ihren Körper zu liebkosen.
    Sie stammte aus einer alten einflussreichen Familie. Die Heirat mit Muhammad Ali versprach ihnen beiden eine aussichtsreiche Zukunft in der Herrschaftsordnung Kurdistans. Muhammad war schon mit seinen jungen 32 Jahren vom Agha Bilad zum Wesir, seinem Stellvertreter, ernannt worden. Nicht mehr lange, so Muhammads Plan, und er würde schon bald zum Agha ernannt und eines Tages der Alleinherrscher vom ganzen Tur Abdin werden.
    Dieses ehrgeizige Ehepaar war wie Antonius und Kleopatra.
    Nach ihrer intensiven Liebesstunde lagen sie nackt auf ihren Rücken auf der Matratze. Aische lächelte wie ein schüchternes jungfräuliches Mädchen. Muhammad gefiel der Anblick ihrer strahlenden weißen, lückenlosen Zähne.        
    „ Ich würde diesen Zwerg auch gerne sehen.“
    „ Mach dich nicht lustig über ihn!“, hob er seine Stimme streng an, jedoch nicht zu sehr, denn er wollte sie nicht verärgern. Er übernahm auch die Rolle des Erziehers.
    Eingeschüchtert wandte sie ihr Gesicht zur Seite. Er entspannte sich, seufzte, und küsste sie auf ihren Nacken.
    „Du weißt, wie ich über die Christen denke. Du weißt auch, wie ich über die Muslime denke. Unsere Kulturen trennen uns voneinander. Aber wir sind nicht so verschieden. Womöglich stammte sogar ein Teil unseres Volkes von ihrem ab. Wir spalten die Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit nicht wegen ihrer Abstammung. Wenn sie zum Islam übertreten, gehören sie dann zu uns. Nur haben wir dann ein

 
    Problem. Wir haben dann kein Feindbild mehr. Ohne ein Feindbild kann man eine Gesellschaft nicht bei Laune halten.“
    Er streichelte mit der Außenfläche seiner linken Hand ihre Wange. Er lachte wie ein freudiger Bursche nach einem gewonnenen Glücksspiel. „Verzeih mir, dass ich dich mit solch uninteressantem Kram nerve.“
    Er schob seinen rechten Arm unter ihren Leib, schmiegte sie an sich und hob sie hoch. Sie lag nun mit dem Bauch auf ihm. Er liebkoste ihre üppigen Brüste. Sie schloss ihre Augen und genoss es wie ein erquickend heißes Bad.
    „Ich verspreche dir, ich werde dich zur Königin der Welt machen, mein Schatz.“
    Sie hielten inne. Es klopfte an der Haustür.
    „Zu dieser späten Stunde? Sieh bitte nach.“
    Aische zog sich den Mantel vom Bettrand über und hastete aus dem Raum heraus. Nach nur einem kurzen Augenblick stand sie wieder im Eingang. „Es ist der Agha.“
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
    Agha Bilad Murad
     
     
    Der Agha paffte die ganze Zeit über ungeduldig und erregt an seiner Pfeife, während er der Geschichte des Wesirs lauschte. Stets ließ er sich nicht seinen Abscheu für des Wesirs dreckigen Fingernägel anmerken.
    „ Ich bin sehr erfreut, dass Euch nichts zugestoßen ist und Ihr wieder voll und ganz bei Kräften seid.“
    „ Ich danke Euch, dass Ihr noch zu dieser späten Stunde zu mir gekommen seid. Meine Frau und ich verneigen sich vor Euch, werter Herr.“
    Aische pflegte, sich in ihr Gemach zurückzuziehen, wenn Besuch für ihren Mann im Haus war. Sie holte nur den für die Freunde ihres Mannes gekochten Tee herbei, verdeckte ihr Gesicht, sprach kein Wort und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Dort vertrieb sie sich die Zeit mit Stricken.
    „Ihr habt eine sehr gute Frau. Meine beiden Frauen können der Euren nicht
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