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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung
Autoren: Mary Jo Putney
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sie laut um Hilfe, zerkratzte Charles die Stirn und trat wild um sich.
    Charles lachte gehässig, schlug ihr ins Gesicht und faßte nach der dünnen Chemisette.
    Sara hoffte inständig, der Himmel würde ihr jetzt die Kraft verleihen, die unausweichlichen Schrecken der nächsten Augenblicke zu überstehen.

32. KAPITEL
    Michael blickte zur Gasse, in der Kuram bei Jane Millers Flucht nachts mit der Droschke gewartet hatte, und sah, daß auch diesmal eine Chaise dort stand. Zufrieden bemerkte er auf dem Kutschbock zwei der von ihm selbst eingestellten Leibwächter. Er ritt zu ihnen, saß ab und überließ das Pferd ihrer Obhut. Bevor er sich zu Mrs. Bancrofts Etablissement aufmachte, erkundigte er sich nach seiner Gattin und Kuram und erfuhr, daß sie etwa zwanzig Minuten früher das Haus betreten hatten.
    „Aber vor einigen Augenblicken ist ein Gentleman mit einem Mädchen herausgekommen“, fügte der Kutscher hinzu. „Er brachte es in eine wartende Karosse, die sofort abfuhr, und kehrte dann in das Gebäude zurück.“
    Michael ließ sich die Beschreibungen geben und merkte, daß es sich um Weldon und dessen Tochter gehandelt haben mußte. Er fluchte leise und verwünschte das unglückliche Zusammentreffen der Umstände. Weldon war ausgerechnet zur gleichen Zeit wie Sara hergekommen. Elizabeth war zwar jetzt in Sicherheit, doch Sara und Kuram waren Weldon ausgeliefert.
    Michael rannte zur Tür und pochte ungeduldig an. Da sich nichts regte, trat er einige Schritte zurück und blickte zur Fassade hoch. Die Fensterläden des Parterres waren wie immer geschlossen, nun jedoch auch die des ersten Stockwerkes. Somit blieb nur die Möglichkeit, durch die Eingangstür ins Haus zu gelangen. Sie war mit Sicherheit verriegelt, sah indes recht alt und morsch aus.
    Entschlosssen versetzte er ihr in Höhe des Griffes einen Tritt. Knirschend gab das Holz nach und bog sich etwas nach innen. Nach zwei weiteren Fußtritten barsten die Bohlen, das Schloß brach heraus und fiel ins Vestibül.
    Michael zog die Pistole aus der Manteltasche, entsicherte sie und drückte die zersplitterte Tür auf. Ungeachtet des vorausgegangenen Lärmes war das Entree leer und nichts zu hören. Verwundert fragte sich Michael, wo die Kunden des Bordelles waren, warum Mrs. Bancroft sich nicht sehen ließ oder kein Aufpasser kam. Leise huschte er durch das Vestibül zu einem offenen Raum und schaute hinein.
    Ein erschreckendes Bild bot sich seinen Augen. Mrs. Bancroft lag reglos, mit halb zerschmettertem Schädel neben einem umgestürzten Sessel. Michael konnte sich nicht erklären, warum man sie erschossen hatte, wandte sich ab und und horchte, ob aus irgendeinem Bereich des Hauses Geräusche zu ihm drangen. Sara und Kuram mußten in einem der Zimmer sein.
    Plötzlich vernahm er aus der oberen Etage den halberstickten Schrei einer Frau. Hoffentlich war das nicht Sara gewesen! Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte er die Treppe hinauf und hörte noch im Laufen einen weiteren Schrei. Diesmal war er sicher, daß es Sara gewesen sein mußte.
    Tumult drang aus einem Zimmer an der linken Seite des Ganges. Michael hastete durch den Korridor und merkte zu seiner Überraschung, daß der Raum nicht abgeschlossen war. Mißtrauisch, um nicht in eine Falle zu tappen und von einer Kugel getroffen zu werden, duckte er sich und stieß dann jäh die Tür auf.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er in die vor Angst geweiteten Augen seiner Gattin, in denen sich flüchtig grenzenlose Erleichterung spiegelte, ehe er dann Weldon wahrnahm, der Sara auf den Boden drückte.
    „Paß auf, Michael!“ schrie sie auf. „Er hat eine Waffe!“
    Im gleichen Moment sprang Charles auf, griff in die Manteltasche und sagte kalt: „Jetzt habe ich dich, du Bastard! Du entkommst mir nicht!“
    „Sara, in Deckung!“ Michael zielte auf Weldon und versuchte, ihn so in Schach zu halten, bis seine Gemahlin aus der Schußlinie war.
    Charles zerrte die Pistole aus der Redingote, legte an und krümmte den Finger um den Abzug.
    Michael schoß, bewußt nicht auf die Brust des Feindes zie-lend, damit Sara nicht verletzt wurde, falls der Baronet noch rechtzeitig zur Seite wich. Die Kugel traf Weldon an der rechten Schulter. Die Waffe entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden, ohne daß der Schuß sich löste.
    Blind vor Wut, stürzte Charles sich auf den Gegner.
    Michael hatte nicht die Zeit, die Pistole nachzuladen. Er ließ sie los, ballte die Hand und schlug zu.
    Ein scharfer Schmerz
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