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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung
Autoren: Mary Jo Putney
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er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, die Tür zu verschließen. Sara zerrte an den Fesseln und erstarrte, als plötzlich vom hinteren Teil des Hauses das Getöse eines Schusses zu hören war. Bang wartete sie auf einen zweiten, doch alles blieb still. Wen hatte Charles erschossen, den Aufpasser oder Kuram?
    Unversehens vernahm sie Schritte, die sich die Treppe hinaufbewegten. Nach einem Moment kamen zwei Personen die Stufen herunter, und Elizabeth fragte furchtsam: „Ist die schreckliche Frau noch da, Papa?“
    „Nein, Liebling“, antwortete er in väterlichem Ton. „Aber trotzdem mußt du mutig sein und allein nach Haus fahren. Der Kutscher wird dich zu Onkel Desmond bringen.“
    „Kannst du nicht mitkommen?“
    „Nein, Schätzchen. Ich habe noch einiges zu erledigen. Die Leute, die dich hergebracht haben, müssen bestraft werden.“
    Sara überlegte, ob sie schreien und Elizabeth auf sich aufmerksam machen sollte. Viel Sinn hatte es nicht, da das Kind ihr nicht helfen konnte und außerdem noch mehr verstört worden wäre, wenn es sie sah.
    Die Haustür klappte, und dann war minutenlang Stille.
    Sara machte eine Hand so schmal wie möglich und versuchte, sie aus dem Strick zu ziehen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob die hier festgehaltenen Mädchen sich ängstlich verkrochen hatten oder in den Zimmern eingeschlossen waren. Die Dienstboten hatten vermutlich ebenso die Flucht ergriffen wie die Kunden, die vielleicht im Haus gewesen waren. Sonst wäre gewiß jemand gekommen und hätte nachgesehen, was der Lärm zu bedeuten hätte.
    Es war Sara fast gelungen, die Hand zu befreien, als Charles zurückkehrte, den Knoten löste und den Strick zu Boden fallen ließ. Brutal riß er Sara auf die Füße und sagte hämisch: „So, und nun gehen wir nach oben, wo ich dich in aller Ruhe bestrafen kann!“
    Allen Mut zusammennehmend, fragte Sara: „Was habe ich denn getan? Elizabeth zuliebe habe ich sogar meinen Ruf und mein Leben aufs Spiel gesetzt.“
    „Du hast versucht, sie gegen mich zu beeinflussen!“ antwortete Charles wutschnaubend, ergriff Sara bei der Hand und zerrte sie aus dem Raum. „Elizabeth wurde entführt, weil sie dich besuchen wollte. Sie wäre nie auf den Gedanken verfallen, hättest du nicht ständig negativ auf sie eingewirkt. Doch nicht allein deswegen wirst du leiden müssen“, fügte er hinzu, während er Sara die Treppe hinaufstieß. „Ich dachte, du seist eine Dame und wert, Elizas Stiefmutter zu werden. Du hast mich jedoch hintergangen, mit diesem elenden Hurensohn, und dafür wirst du mir jetzt büßen.“
    Sara verwarf die flüchtige Absicht, Charles mit dem Hinweis abzulenken, ihr Gatte könnte jeden Augenblick eintreffen. Wenn sie das verriet, wurde sie wahrscheinlich wieder gebunden, und Charles lauerte Michael mit schußbereiter Waffe auf.
    Charles stieß Sara in ein Zimmer, schloß die Tür und lehnte sich dagegen.
    Sara stolperte, fing sich jedoch im letzten Moment und sagte zornig: „Hast du je darüber nachgedacht, ob du nicht selbst für alle deine Probleme die Schuld trägst? Elizabeth wurde bestimmt auf deine Veranlassung hin entführt, nicht weil Mrs. Bancroft es wollte!“
    „Sie und Berney mußten sterben, weil sie Eliza in Todesangst versetzt hatten“, entgegnete Charles gelassen. „Das hätten sie nie tun dürfen. Und auch du wirst jetzt die gerechte Strafe bekommen.“ Langsam näherte er sich Sara, riß sie an sich und betastete sie gierig.
    Entsetzt wehrte sie sich, doch die verzweifelten Bemühungen halfen ihr nichts.
    „Hör auf, die Sittsame zu spielen, du Schlampe“, sagte Charles und grinste höhnisch. „Es würde dir doch Spaß ma-chen, wäre ich der Bastard aus der Gosse, nicht wahr? Noch ehe der Morgen graut, wirst du mir so zu Gefallen gewesen sein wie deinem lüsternen Hurensohn!“ Plötzlich fiel Charles ein, daß er die Tür nicht verschlossen hatte, drehte sich um und wollte das Versäumte nachholen.
    Sara wagte einen letzten verzweifelten Versuch, sich gegen Charles zu schützen, griff ihm in die rechte Manteltasche und faßte nach der Pistole.
    Er wirbelte herum und verdrehte ihr brutal den Arm. „Das wirst du bereuen!“ brüllte er sie an, zerrte ihr die Pelisse von den Schultern und schleuderte den Mantel achtlos durch den Raum. Mit beiden Händen in das Dekollete fassend, zerriß er das Kleid bis zur Taille, stieß Sara roh zu Boden und warf sich auf sie.
    Der harte Aufschlag raubte ihr sekundenlang die Besinnung, doch dann schrie
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