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Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten
Autoren: James Meek
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Frau.«
    »Gott, was hab ich für Sie geschwärmt!« Louise lachte. »Wenn Sie nicht mit Karin da gewesen wären, hätte ich versucht, in die Garderobe zu kommen. Ich war zu meiner Zeit so was wie ein Groupie.«
    »Sie wären mir zu jung gewesen.«
    Louise lächelte und blickte in eine Ecke. »Ach ja?«, sagte sie und wickelte Haarsträhnen um ihren Finger. Ritchie schluckte und lachte verhalten. Louise setzte eine strenge Miene auf. Sie zog die Schultern hoch und schob die Hände zwischen die Schenkel.
    »Sie sind ein ganz Schlimmer, Ritchie«, sagte sie.
    Ritchie roch Offerten, bevor sie gemacht wurden. Er fragte Louise, warum sie gekommen sei.
    »Ach, Ritchie«, sagte sie. »Nicole kann nicht mit Ihnen weitermachen.«
    Offenbar hatte Nicole etwas mit einem Fußballer aus der Jugendmannschaft der Queens Park Rangers angefangen. Bruce war achtzehn. Alle wussten, dass er in der ersten Mannschaft spielen würde, wenn die Saison losging. Er sei ein netter Junge, sagte Louise, sehr höflich und zuvorkommend, mit einem tollen Humor. Sie wisse, dass Ritchie das kränken musste; aber er habe gewusst, nicht wahr, dass es nicht ewig dauern konnte, jedenfalls solange er Karin nicht verlassen wollte.
    Ritchie, dem es missfiel, wenn Leute, die seine Frau nur aus der Klatschpresse kannten, sie Karin nannten, stimmte zu. Ja, das habe er gewusst.
    »Seit ihr Vater uns verlassen hat, und da war Nicole erst fünf, sind wir beide allein«, sagte Louise. »Wir sind echt wie zwei Mädels zusammen. Wir sind wie Schwestern, die besten Freundinnen. Wir erzählen uns alles. Und als sie sagte, dass sie was mit Ihnen hat, da war mir das schon ein bisschen komisch. Ich hab sofort gedacht, na ja, er ist verheiratet, und sie dürfte eigentlich noch gar nicht, na ja, mit fünfzehn und so, und sie hat doch nicht bei der Sendung mitgemacht, damit der Produzent sie sich aussucht und sagt: ›Die will ich, die sieht am besten aus, die nehm ich mir.‹« Louise streckte die Hand aus und legte sie an Ritchies Wange. »Ach, tut mir leid, Ritchie. Sie sind lieb zu ihr gewesen, wirklich, die ganzen Sachen, die Sie uns gekauft haben, und überhaupt. In ihrem Alter war ich auch kein Engel. Ich hab mit Männern geschlafen, die Ringe an allen möglichen und unmöglichen Stellen hatten.«
    Ritchie stieß eine Art Lachfurz aus. Er grinste und schluckte. Seine Oberlippe klebte ihm an den Zähnen, und er löste sie mit der Zunge. Er glaubte nicht, dass er Nicole nicht wiedersehen würde. Alles, was Louise sagte, schien es Ritchie, betraf nur Louise; er musste nichts weiter tun, als den Kopf zu senken und sich durch Louise’ Bedürfnisse zu pflügen, bis ans andere Ende, wo es keine Louise mehr geben würde.
    Mit jedem Atemzug hob und senkte sich Louise’ Brust mehr, und ihre Augen wurden dunkel und glänzend. »Eine Zeit lang war ich ein bisschen eifersüchtig auf Nicole«, sagte sie. »Ich dachte, ich bin doch der Fan von ihm. Ich bin in seinem Alter, ein gutes Stück jünger sogar. Ich bin Single, sehe nicht schlecht aus. Wenn er jemand für einen Seitensprung braucht, warum nimmt er nicht mich?«
    »Wie schmeichelhaft«, sagte Ritchie.
    »Wollen Sie mal sehen, was für ein großer Fan ich von Ihnen war?«, fragte Louise. Sie machte zwei Knöpfe ihrer Bluse auf, wandte Ritchie den Rücken zu und entblätterte ihre Schultern. Verdutzt erblickte Ritchie sein eigenes Gesicht und das seiner Frau, mit einer Tätowiernadel auf die reine weiße Haut einer Fremden gestochen, zwischen ihrem rechten Schulterblatt und dem waagerechten weißen Band ihres BH . Er stellte sich vor, wie die kleine Nicole in einer muffigen Wohnung in Acton Louise beim Ausziehen im Schlafzimmer zusah und nach diesen unauslöschlichen Gesichtern fragte. Würde mit Louise’ Haut auch sein und Karins Bild altern, fragte er sich, oder würde Louise in fünfzig Jahren als alte Frau mit zwei Unsterblichen auf dem Rücken aus dem Leben gehen?
    Ritchie legte die Hände auf Louise’ Taille und rückte näher. Der Tätowierungskünstler hatte das Bild nach dem Cover ihres ersten Albums kopiert. Als Ritchie genau hinschaute, sah er, dass die Aufschrift mit dabei war. »The Lazygods – Fountain.«
    »Das Cover war meine Idee damals«, sagte er und küsste das Tattoo. Louise lachte. Ritchie ließ die Zunge über das Tintenbild seines eigenen Gesichts spielen, schob die Hände in Louise’ BH und drückte ihre Brüste.
    Das Telefon in seiner Tasche, das Nicole ihm gegeben hatte, fing an zu vibrieren.
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