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Liebe, Tod und Selbsttherapie

Liebe, Tod und Selbsttherapie

Titel: Liebe, Tod und Selbsttherapie
Autoren: Gerry Stratmann
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Leben?
    Ein gigantischer Berg aus Unrat und Scherben.

    Ich hocke auf dem Boden.
    Die Beine an den Körper gezogen, umschlinge ich sie fest, umarme mich selbst. Versuche, das bisschen, was von mir noch übrig ist, zu halten.
    Blicklos schaue ich mich um.
    Tränen habe ich nicht mehr. Sie wurden schon vor Jahren vergossen, haben sich in der Trauer über Diskriminierung, Verachtung und Demütigung erschöpft.
    Trost oder Erleichterung haben sie mir niemals gebracht. Mich nur weiter meiner Seele, meines Selbst beraubt.

    Das Ausmaß der Zerstörung nehme ich nur am Rande wahr. Meine Wohnung ist das letzte Symbol der alles umfassenden Zerstörung.
    Es gibt mir endgültig den Rest.
    Man hat mich ausgeraubt. Nicht nur meine Wertsachen gestohlen.
    Nein! Mein Leben wurde gestohlen.
    Alles war mich ausmacht, hat man mir genommen.
    Meine Gedanken, Gefühle, Emotionen und Erinnerungen.
    Weg!

    Zurück bleibt meine leere Hülle.
    Ausgebrannt. Vernichtet. Zerstört.
    Ich kann nicht mehr. Will nicht mehr.
    Ihr sollt euren Willen bekommen. Ihr habt es geschafft, mir alles, was in meinem Leben noch wichtig war, zu nehmen.
    Freut euch! Tanzt auf meinem Grab.
    Alles, was tief in mir verborgen war, habe ich euch gegeben.
    Habt ihr es mir gedankt?
    Nein!
    Räuber kamen, still und heimlich, leisteten ganz Arbeit.
    Zerschlugen, schlitzen auf, kramten jedes noch so winzige Teilchen hervor.

    Finsternis verdunkelt die toten Augen der Fenster. Krallt sich in meinen Verstand. Bohrt sich tief in meine Seele. Hämische Stimmen schwirren herum, flüstern mir zu.
    Geh endlich!
    Beende es!
    Du bist erledigt! Fertig! Mach Schluss!

    Ja, sie haben recht.
    Langsam hebt sich mein Arm.
    Ich führe die Waffe an meine Schläfe …
    Ein ohrenbetäubender Knall durchdringt die abendliche Ruhe …
    Stille …

Selbsttherapie

    Mattgelbes Licht erhellte die ruhige Seitenstraße nur notdürftig. Moderne Straßenlaternen gab es hier immer noch nicht. Doch für sein Vorhaben war das von Vorteil.
    Standardmäßige Einfamilienhäuser säumten rechts und links die Straße. Hohe Hecken verwehrten den Einblick in die Grundstücke. Um auch den unmittelbaren Nachbarn fernzuhalten, lagen als Trennung jeweils zwei Garagen zwischen den Häusern.
    Die Büsche in den Vorgärten hatten im Laufe der Jahre eine imposante Höhe erreicht und boten hervorragende Deckung.

    Ganz in schwarzes Leder gehüllt, mit einer gleichfarbigen Maske über Kopf und Gesicht, saß er seit mindestens einer Stunde reglos hinter einem Rhododendron.
    Bald würde sein Opfer auftauchen. Lange konnte es nicht mehr dauern.
    Er kannte die Gewohnheiten dieses Scheißkerls ganz genau. Seit vier Wochen beobachtete er das fette Schwein auf Schritt und Tritt, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre.
    Der Wichser hatte in den vergangenen zwanzig Jahren nicht eine seiner Verhaltensweisen abgelegt oder geändert.

    Falk genoss das leichte Zittern seiner Hände. Die Vorfreude überwältigte ihn schier.
    Der Drecksack würde den Schock seines Lebens bekommen. Hoffentlich traf ihn nicht gleich der Schlag. So fett, wie der Kerl war, konnte das ohne Weiteres geschehen.
    Aber Falk vertraute auf sein Glück. Schließlich schuldete ihm das Schicksal eine Menge.
    Schlurfende Schritte forderten seine Aufmerksamkeit.
    Fast hätte er laut gelacht.
    Dieses aufgedunsene Etwas, das da über den Bürgersteig watschelte, hatte sich einst für den Nabel der Welt gehalten. Ständig durfte man sich anhören, was für ein toller Hecht er doch war und dass ihm alle Frauen zu Füßen lagen.
    Ha, damit war es wohl vorbei. Keine Frau konnte solch einen schlechten Geschmack besitzen, dass sie diesen Kotzbrocken auch nur mit der Zange anfassen würde.

    Der Fettklops hatte sein Haus fast erreicht.
    Falk verließ seine Deckung und schlich sich lautlos von hinten an.
    „Überraschung!“, erklang es quiekend aus dem Stimmenmodulator, den er benutzte, um sein Opfer zu verwirren.
    Heftig zuckte der Kerl zusammen und fuhr herum. Sein Gesicht erschien im Licht der Laternen leichenblass.
    „Buh!“, ertönte wieder die merkwürdige Stimme und setzte ein „Renn! Renn um dein Leben!“, hinterher.

    Schneller als Falk vermutet hatte, setzte sich der Fleischberg in Bewegung und rannte, besser gesagt walzte die Straße hinunter. Wie erhofft, visierte der blöde Hund den Wald, am Ende der Straße an.
    Innerlich rieb er sich die Hände. Der Penner war wirklich zu dämlich.
    Gemächlich setzte Falk ihm nach. Sollte der Mistbock sich doch in
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