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Liebe, Tod und Selbsttherapie

Liebe, Tod und Selbsttherapie

Titel: Liebe, Tod und Selbsttherapie
Autoren: Gerry Stratmann
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Gefühl.
    Die wabbelige Haut folgte dem Gesetz der Schwerkraft und die frisch verkrusteten Verletzungen brachen erneut auf. Blutend und wimmernd hing das Stück Dreck dort und flehte um Erbarmen und Mitleid.
    Ein grausamer Zug legte sich um Falks Mund. Seinem Opfer wäre das Blut in den Adern gefroren, hätte die Maske nicht weiterhin Falks Gesicht verborgen.
    Mitleid? Wer hatte mit ihm Mitleid gehabt? Niemand! Im Gegenteil! Seine „lieben Eltern“ hatten immer noch eins draufgesetzt. Ihm noch eine Beleidigung oder Schmähung an den Kopf geworfen.

    Falk holte den schweren Medizinball vom Tisch und legte ihn sich zurecht.
    Gut, das er Schuhe mit Stahlkappen trug, sonst würde er sich die Zehen brechen. Er nahm Maß, zielte und schmetterte den Ball mitten auf den Schmerbauch.
    Pfeifend wich der Atem aus den Lungen des Getroffenen.
    Soweit die Fesseln es zuließen, klappte der geschundene Körper zusammen.
    Der nächste Schuss landete in dem feisten Gesicht.
    Lautes Knirschen verkündete, dass gerade die Nase gebrochen war. Als Falk in das blasse Gesicht schaute, sah er Blut fließen.
    Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte der Dicke nach Luft.
    „Warum?“, jammerte er, „Warum tust du mir das an? Wer bist du?“
    Regungslos stand Falk da. Starrte seinem Gegenüber ins Gesicht.

    Eigentlich wollte er sich die Überraschung bis zum Schluss aufheben.
    Bei der miesen körperlichen Verfassung seines Vaters bestand jedoch die Möglichkeit, dass der nächste Atemzug sein Letzter wäre.
    Falk wollte sich jedoch die Reaktion des Erkennens nicht entgehen lassen.
    Langsam, fast in Zeitlupe, zog er die Maske vom Kopf und legte den Stimmenmodulator ab.
    „Weißt du jetzt warum? Kennst du dieses Gesicht? Wer bin ich?“
    Die Augen seines Erzeugers wurden immer größer, dann verdrehten sie sich nach hinten und der Drecksack fiel in Ohnmacht.

    Fuck! Fuck! Fuck! Falk war stinksauer.
    Wo blieb seine Belohnung? Er wollte Angst, Panik und Grauen in diesem verhassten Gesicht sehen. Wie konnte der Penner es wagen, sich aus dem Hier und Jetzt zu verabschieden? Falk hatte keinen Bock darauf zu warten, dass sein Opfer wieder zu Bewusstsein kam.
    Seine Blicke irrten hin und her. Suchten etwas, womit der den Kerl aufwecken konnte. Das kostbare Wasser würde er jedenfalls nicht dafür verschwenden.
    Seine Augen blieben an dem Jagdmesser hängen, dass er achtlos hatte fallen lassen. Ob Schmerz den Fettwanst wieder fit machen würde?
    Falk hob das Messer auf. Spielerisch warf er es von einer Hand in die andere.
    Mit einem diabolischen Grinsen griff er an die Spitze der Klinge ... und ... warf.
    Treffsicher hatte er das rechte Handgelenk, unterhalb der Fesselung, erwischt. Das Jaulen verriet ihm, dass Schmerz sehr wohl wirkte.
    Er trat näher an den blutenden Körper. Langsam und genüsslich zog er das Messer aus dem Fleisch.
    Erneut brüllte sein Opfer die Pein heraus. Ohne mit der Wimper zu zucken, rammte Falk das Messer in den vor ihm liegenden Oberarm. Bis zum Schaft versenkte er die Klinge in der schwabbeligen Masse.
    Die Laute, die an sein Ohr drangen, klangen nicht mehr menschlich.

    Befriedigte ihn die Situation? Fühlte er sich besser? Befreit?
    Eigentlich fühlte er gar nichts. Sein Herz schlug, pumpte das Blut durch seinen Organismus. Er lebte, definitiv. Glücklich war er trotzdem nicht.
    Falk begriff langsam, dass Rache ihn nicht von seiner Seelenqual befreien würde. Von wegen Selbsttherapie.
    Gerade reifte in ihm der Entschluss, das Ganze abzubrechen und seinen Erzeuger laufen zu lassen, als dieser den schwersten Fehler seines Lebens beging.
    „Falk. Mein Junge. Warum tust du mir das an? Ich bin doch dein Vater.“
    Im ersten Moment dachte Falk, er hätte sich verhört, als die weinerlich und jammernd ausgesprochenen Worte in sein Bewusstsein drangen. Dann flippte er aus.
    Dieser Mistkerl wagte es, an familiäre Verbundenheit zu appellieren? Ausgerechnet er? Derjenige, den es einen Scheißdreck interessiert hatte, ob sein Sohn weinte, Schmerzen litt, gequält wurde?
    Rasend vor Zorn tobte Falk los.
    „Mein Junge?! Du wagst es, mein Junge zu sagen? Du verdammter Wichser hast mein Leben zerstört! Deinetwegen renne ich seit Jahren von einem Therapeuten zum anderen! Aber weißt du was? Der Letzte hat mir gesagt, ich kann mir nur selbst helfen! Ich soll die Erinnerungen an dich verarbeiten, mit dir abschließen! Danach würde es mir besser gehen! Genau das tue ich! Ich helfe mir selbst! Schließe mit dir ab! Streiche dich
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