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Liebe, Tod und Selbsttherapie

Liebe, Tod und Selbsttherapie

Titel: Liebe, Tod und Selbsttherapie
Autoren: Gerry Stratmann
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unterhielten sich prächtig. Sam spielte garantiert wieder den Clown und belustigte die Leute mit ihren Geschichten.
    Sie war das genaue Gegenstück seiner Person. Jeder liebte sie, war gern in ihrer Gesellschaft.
    Er erntete meist mitleidige Blicke, weil er den Mund nicht auf bekam.

    Dolphs Blick folgte dem ausgestreckten Arm und ein amüsiertes Lächeln legte sich um seinen Mund. Jay starrte fasziniert auf die schmalen, männlichen Lippen.
    Die Stimme des Musikers holte ihn auf den Boden zurück.
    „Die kleine Entertainerin ist deine Schwester?“
    Nach einem Moment des Schweigens und einer weiteren intensiven Musterung setzte er nach: „Hey, dann bist du ja der Autor, dessen Bücher ich mit Vorliebe verschlinge.“
    Peinlich berührt ob des Lobes, senkte Jay den Blick.
    Verdammt, konnte Sam ihr Plappermaul denn nie halten.
    Nicht von ungefähr schrieb er unter einem Pseudonym und achtete darauf, dass es nur Fotos gab, auf denen er kaum zu erkennen war.

    Ihn störte es nicht, wenn die Leute wussten, dass er schwule Literatur schrieb. Jay wollte einfach nicht im Fokus stehen und dafür war es wichtig, dass nur wenige Menschen seinen richtigen Namen kannten.
    Aber Moment mal!
    Was hatte Dolph gerade gesagt? Der verschlang seine Bücher?
    Ehe Jay wusste, was er davon halten sollte, legten sich schlanke Finger unter sein Kinn, zwangen seinen Kopf nach oben und warme, feuchte Lippen eroberten seinen Mund.
    Willig gewährte er der suchenden Zunge Einlass und genoss den Geschmack des rauchigen Whiskys, den der Kuss mit sich brachte.
    Von diesem Moment an waren Dolph und er unzertrennlich.
    Sie verbrachten eine wilde, hemmungslose Nacht und Dolph zeigte ihm, um wie viel schöner das Leben mit einem realen Partner sein konnte.
    ****
    Aus dem Haus drang leise Musik an Jays Ohr und ließ ihn in die Wirklichkeit und die Qual der Selbstvorwürfe zurückfallen.
    Trockenes Schluchzen löste sich aus seiner Kehle.
    Es war seine Schuld!
    Warum hatte er nicht alles so belassen können, wie es war?
    Welcher Teufel hatte ihn geritten, immer wieder auf diesem elenden Thema herumzureiten?
    Intensiver drängten sich ihm die sanften Klänge auf. Mussten die Gäste ausgerechnet diese CD auflegen?
    Dolph hatte sie für ihn aufgenommen. Es gab nur fünf Exemplare dieses Werkes. Alle Stücke darauf waren ausschließlich für Jay komponiert worden.
    Eisige Kälte ergriff von ihm Besitz.
    Von seinen Füßen zog sie hinauf, über die schlotternden Knie, bis in den Unterleib. Er sollte wieder hineingehen. In die Wärme. Zu seiner Familie und den versammelten Freunden.
    Belanglosen Gesprächen oder wortlosen, mitleidigen Umarmungen könnte er jedoch nicht Stand halten. Er würde zerbrechen, in seinem Elend versinken und nie wieder daraus auftauchen.

    Langsam näherte Jay sich der großen Liegeinsel.
    Dolph hatte das Möbelstück in einem Katalog entdeckt und sofort bestellt. Während lauer Sommernächte hatten sie gemeinsam darauf gelegen, verträumt auf den See oder in den Sternenhimmel geschaut.
    Große Kübel, bepflanzt mit Hibiskusstämmchen gaben dem Ganzen ein romantisches Flair.
    Bevor Jay sich darauf niederlassen konnte, um seinen zitternden Beinen Erholung zu gönnen, fiel sein Blick auf Dolphs alte Boots.
    So, wie sein Geliebter sie nach der letzten Gartenarbeit hier ausgezogen hatte, standen sie immer noch vor dem Ruhebett.
    In der Bewegung erstarrt blieb Jay stehen.
    Wasser schoss ihm in die Augen, trübte seinen Blick.
    Ständig hatte er Dolph mit den Schuhen aufgezogen. Lachend erteilte dieser ihm stets die gleiche Antwort:
    „Das sind Glücksschuhe. Die habe ich bei meinem ersten Auftritt getragen. Sie sorgen dafür, dass meine Pflanzen wachsen und gedeihen. Mach dich ruhig darüber lustig.“
    Lautlos rannen jetzt Tränen über Jays Wangen. Diese glücklichen Momente würden nie wiederkehren.
    Verzweifelt fiel er auf die Liege, krümmte sich wie ein Embryo zusammen und überließ sich haltlos seinem Schmerz.
    Dolphs Geruch stieg ihm in die Nase und er vergrub das Gesicht tief in die Auflage. Eine Weile würde der Duft des Musikers noch daran haften, doch schon bald würden der Wind und die Zeit ihn verwehen.
    Jay griff nach einem der dicken Kissen, umarmte es, wie er Dolph umschlungen hatte, nachdem sie sich auf diesem Diwan geliebt hatten.
    Wie oft hatte sein Partner sich an ihn herangeschlichen, wenn Jay in der warmen Sonne eingeschlafen war.

    Eine Woche war es erst her, dass Dolph ihn verschwitzt, die Haare total
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