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Liebe, Tod und Selbsttherapie

Liebe, Tod und Selbsttherapie

Titel: Liebe, Tod und Selbsttherapie
Autoren: Gerry Stratmann
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verstrubbelt, mit nassen Küssen aufgeweckt hatte.
    Flüsternd erhielt Jay die Aufforderung, still liegen zu bleiben, sich einfach nur verwöhnen zu lassen. Sanfte, streichelnde Hände schickten einen Schauder nach dem anderen über seine Haut.
    Er verlor sich in dem Gefühl, diesem starken, kraftvollen Mann zu gehören. Dessen Liebe schloss ihn in einen warmen Kokon von Geborgenheit und Fürsorge.
    Sein sicherer Hafen, seine Zuflucht und ein Quell der Inspiration.
    Dolphs geschickte Zunge richtete Verheerendes mit Jays Glied an. Zart knabbernde Zähne. Heißer Atem, der die empfindliche Eichel traf. Ein Mund, der an ihm lutschte und saugte, ihn alles um sich herum vergessen ließ.
    Nie konnte er sich lange gegen den heranrollenden Orgasmus wehren und sein Partner saugte wie ein Ertrinkender die Lust aus ihm heraus.
    Es war das letzte Mal, dass sie sich geliebt hatten und Dolphs heiser und qualvoll geflüsterten Worte hätten Jay eine Warnung sein müssen.
    Die abebbenden Wellen des Höhepunktes hatten jedoch verhindert, dass die Sätze tiefer in seinen Verstand drangen.
    „Niemand kann dich jemals mehr lieben als ich. Du hast mich zur Ruhe kommen lassen, mir gezeigt, dass es mehr gibt als Drogen, Partys und ausschweifenden Sex. Ich liebe dich und werde immer bei dir sein.“

    Wimmernd zog Jay die Beine noch näher an den Körper, krallte die Finger in das Kissen.
    Wie sollte er mit all dem Kummer, der Schuld und Verzweiflung weiterleben?
    Warum war er nicht aufmerksamer gewesen?
    Warum hatte er die Warnsignale nicht gesehen?
    Warum hatte er so viel Wert auf diesen Aidstest gelegt?
    Dolph wollte das nicht. Jay hatte die Angst in dessen Augen flackern sehen, als er das Thema zum ersten Mal angesprochen hatte.
    Ja, er hatte sie gesehen!
    Klar und deutlich!
    Warum hatte er die Ablehnung seines Partners nicht akzeptiert?
    Warum hatte er wieder und wieder darauf gedrängt?

    Das Kissen war mit seinen Tränen getränkt, seine Nase lief. Schniefend zog er sie hoch, wollte sie gerade mit dem Unterarm abwischen, als jemand ihn sachte an der Schulter berührte und herumdrehte.
    „Hier.“ Sam reichte ihm eine Packung Papiertücher und ließ sich neben ihm nieder.
    Jay putzte sich die Nase und wischte dann verschämt seine Augen trocken.
    „Komm her“, mit diesen Worten schloss seine Schwester ihn fest in die Arme, strich ihm sanft über den Rücken und versuchte, ihm Trost zu spenden.
    „Warum hat er nicht mit mir geredet, Sam? Es gibt Medikamente. Dolph hätte doch mit der Krankheit leben können. Warum hat er sich umgebracht, Sam? ICH habe ihn in den Tod getrieben. Hätte ich doch niemals auf diesem Test bestanden.“
    Gehetzt verließen die Worte Jays Mund. Erneut lief das Wasser aus seinen Augen. Er wusste nicht, wie er mit den verzehrenden Gefühlen umgehen sollte.
    „Jay, Dr. McKenzie ist auch unter den Trauergästen und ich habe mit ihm gesprochen. Dolph hat jede Behandlung abgelehnt. Die Nebenwirkungen der Medikamente haben ihn erschreckt. Der Arzt hat ihm erklärt, das in der Mehrzahl der Fälle, keine großen Probleme zu erwarten wären, aber Dolph wollte es nicht hören. Er wollte nicht krank sein, hatte Angst, dir zur Last zu fallen.“
    „Das ist doch Blödsinn. Ich liebe ihn …“, kurz stockte Jay, „habe ihn geliebt und tue es noch immer. Ich wäre für ihn da gewesen, genau wie er für mich. Oh Gott, Sam. Ich kann ohne ihn nicht leben. ICH trage die Schuld an seinem Tod. Hätte ich ihn doch nicht gedrängt, diesen Test …“

    Jay riss sich von seiner Schwester los, rammte die Füße in die viel zu großen Boots und stürmte davon.
    „Jay … Jay … bleib stehen … Jay … wo willst du hin …“
    Sams Stimme wurde immer leiser, verhallte dann ganz. Ungerührt prallte jeder Ruf an ihm ab.
    Jay rannte den Weg entlang, stolperte ständig über seine Füße. Fiel zu Boden, rappelte sich wieder hoch, hetzte weiter und weiter.
    Seine Hände bluteten. Spitze Steine hinterließen ihre Spuren. Die Hose war an den Knien völlig zerfetzt, die Haut darunter aufgerissen. Doch nichts und niemand konnte ihn jetzt noch aufhalten.
    Taumelnd näherte er sich der Klippe, an deren Fuß man Dolphs Leiche gefunden hatte.
    Der Wind trug ihm die wispernde Stimme seines Geliebten zu.
    ‚Jay, ich liebe dich … werde immer bei dir sein …‘
    Ein seliges Lächeln erschien auf Jay’s Lippen und er zögerte keine Sekunde, als sein Fuß über dem Abgrund schwebte …

Scherben

    Meine Existenz?
    Ein Trümmerhaufen.
    Mein
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